Thüringisch -

aus mitteldeutschen Dialekten z'sammejefriemld


Karte

 

Kurze Erklärung: Diese Dialekte und Mundarten sind grobe Einteilungen. Vor allem ältere Leute reden heute noch erkennbaren Dialekt, der sich von Dorf zu Dorf mitunter stark unterscheiden kann. Der Thüringer Wald kann als Sprachgrenze zwischen dem süddeutschen Fränkisch und dem nordostdeutschen Sächsisch gesehen werden. Doch auch wenn es oft ähnlich klingt, ist das Hochthüringisch kein Sächsisch, sondern hat sich aus der geographischen Nähe und den geographischen Grenzen mit den Höhenzügen des Thüringer Waldes, des Frankenwaldes, des Harzes, des Erzgebirges und durch die geopolitische Teilung Deutschlands und Auflösung in DDR-Bezirke dem Sächsischen angenähert.

Die in den Links hinterlegten Sprachvideos sind nur grobe Beispiele des Dialekts der entsprechenden Gegend und im Fall von Kabarettisten oft stark überzogen. Videolinks liegen hinter eingerahmten Dialekten.

 

Inhaltlicher Hinweis: Die Dorfidylle, die hier manchmal dargestellt wird, darf aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nicht immer rundläuft im Dorf und es auch immer Menschen gibt, die nicht von der Gemeinschaft aufgenommen werden!

 


> Zum Abriss der deutschen Sprache klicke hier

 

> Zum Beispiel für ein mitteldeutschsprachiges Gedicht klicke hier


Thüringer Glossar

Basisvokabular in Thüringen:

Nor

ja / Bestimmt! / Genau!

nein

Nee

Bestimmt nicht!

Nu…

nun ja, vielleicht

Na!

Achtung! / Aber sicher!

 

Erweitertes Fortgeschrittenenvokabular:

Na nu (aber)! / Mach(e) hin(ne)!

Na nu?

Los jetzt! / Vorwärts!

Was soll das? / Was ist los?

Ni(ch)

nicht

Nüscht

nichts

Ne? [kurz geschossen]

Nicht wahr?

Nä! [kurz geschossen]

Niemals!

Nö, ? / Nee, ?

Nicht wirklich? / Ist nicht dein Ernst? / Du verarschst mich?

Nei(n)

rein

Naus

raus / hinaus

Nauf

rauf / hinauf

Nunner

runter / hinunter

Nüber

rüber / hinüber

Anner nunner /

Anner hin (wurschteln)

entlang /

vor sich hin (arbeiten)

Hingenne [mit ŋ wie „hängen“]

hinten

 

 

Und noch zwei Besonderheiten:

mor

wir

ham

haben

 

Damit kommt man eigentlich schon durch das ganze Land - es ist ja nicht so groß!

Bei Erweiterungsvorschlägen frankieren Sie bitte Ihre E-Mail mit der richtigen Adresse und senden Sie den Vorschlag ohne Rückumschlag hier hin.

 


Beispieltriolog:

Die Situation: Der Mitarbeiter eines Logistikunternehmens lädt gerade einen LKW aus, als er laut erschrickt. Der Chef hört es genervt und sieht nach:

Thüringisch:

Chef:               „Na nu?“

Mitarbeiter:     „Nüben ham mor en blindn Bassaschior off'm Laster.“

 

Chef:               „Nö, nä?“

Mitarbeiter:     „Nor!“

Chef:               „Nee, nüscht kannste!“

Mitarbeiter:     „Nu - en neuor Azubi?“

Chef:               „Nö, bessor: en Braktikont.“

Mitarbeiter:     „Nä! Un er hat o noch de große Gusche!

 

Praktikant:      „Na!“

Chef:               „Na, nu!“

Hochdeutsch:

Chef:               „Was ist hier los?“

Mitarbeiter:     „Drüben haben wir einen blinden Passagier auf dem

  LKW.“

Chef:               „Ist nicht dein Ernst?“

Mitarbeiter:     „Doch, es stimmt.“

Chef:               „Bestimmt nicht, du weißt nur nicht Bescheid!“

Mitarbeiter:     „Vielleicht ist das ein neuer Azubi?“

Chef:               „Nein, es ist sogar besser: es ist ein Praktikant.“

Mitarbeiter:     „Niemals! Er ist ja auch noch vorlaut und schneidet

                        auf!“

Praktikant:      „Aber sicher!“

Chef:               „Und jetzt wieder an die Arbeit.“


Übrigens: Eine ganz ähnliche Situation nach einer wahren Begebenheit findet sich bei fast allen Gelegenheiten:

 


Thüringens Motto:

Zur Sprache gehört auch die Kultur - und andersherum:

 

Ein Motto fasst die Denkweise und Lebensart oder zumindest das Ziel (also auch die Politik und Gesellschaft) schon gut zusammen. Das Thüringer Motto lautet aktuell:

„Das ist Thüringen“

 

Daraus lässt sich aber leider nun überhaupt nichts ableiten. Das ist so wahr wie belanglos. Ein anderes Motto ist oder war:

„Hier hat Zukunft Tradition.“

 

Hm, geht so. Etwas verwirrend, man muss erst darüber nachdenken, aber am Ende lohnt es sich nicht, das zu tun. Denn was für eine Zukunft denn? Eine gute oder schlechte? Andersherum wäre es noch aussagkräftiger gewesen ("Hier hat Tradition Zukunft.").

 

Zur Jahrtausendwende hieß es wohl für Thüringen:

„Willkommen in der Denkfabrik“

 

Das war noch der beste Spruch, wie ich finde. Gleichzeitig suggeriert er aber auch, dass man hier nur rum sitzt und nichts  tut, außer nachzudenken oder gar quer. Nun ist es Geschichte. Also sei's drum. Was könnte Thüringen denn wirklich auszeichnen...

Die Thüringer stehen nicht gerade im Ruf besonders freundlich zu sein, aber das sind Berliner oder Norddeutsche im Allgemeinen eh nicht. Und natürlich kommt es auch auf die einzelnen Erfahrungen an. Aber eine Tendenz zur Unfreundlichkeit bzw. zur tüchtigen, wenn auch mürrischen Art und ein Ausbaupotential der Kundenorientierung ist im Durchschnitt deutlich zu erkennen. Ein ehrlicher Werbespruch für Thüringen könnte daher heißen:

 

„Praktisch Thüringen. Freundlichkeit wurde woanders erfunden.“

 


> Aber im Ernst: es gibt sogar mehrere Wörterbuchbände zum Thüringischen: Thüringisches Wörterbuch.

> Eng verbunden mit der Dialektpresse ist natürlich auch die Verkommenheit der Sprache, die nicht nur der Jugend gerne vorgeworfen wird.

> Und wer noch mehr Lust auf mitteldeutsche Dialekte hat, findet hier einen Middeldeetschen Wannerwesch-Weiser ;)