Auf Kaperfahrt im Mittelmeer

Hintergrund-Musikempfehlung: Fluch der Karibik, Santiano, Flogging Molly, Mr. Hurley und die Pulveraffen

 

Das Logbuch:

Nacheinander heuerten wir an, denn es lockte das Freibier… ähm, Freizeit-Kapitänspatent. Die Führung der Mannschaft oblag zunächst dem alt gedienten Kapitän, der wie alle guten Kapitäne der sieben Weltmeere bereits jedes erdenkliche Abenteuer bestanden hatte und auf seine alten Tage noch einmal das Vergnügung einer letzten, großen Fahrt erleben wollte – so dachten wir zumindest zu Anfang. Denn rasch stellte sich heraus, dass es mit der „ordentlichen“ Seefahrt nicht weit her war, sondern unser Mannschaftsführer wohl einen Kaperbrief in seiner Kajüte versteckte. Um die Seefahrtsrechte scherte er sich nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ oder er gerade Lust dazu hatte und sich ihrer überhaupt erinnerte.

Die Korsarenroute
Die Korsarenroute

 

Die restliche Mannschaft bestand aus allerlei Haudegen und Herumtreibern:

Zum einen gab es da Kleinunternehmer Martin, den Älteren, der mit seinen Medizinprodukten aus Kunststoffen ganz gut überlebt und dem sein Geschäftsleben zu langweilig geworden war, so dass er den Nervenkitzel in allerlei Sportarten und Eskapaden wie Motorradfahren, Klettern, Geocachen oder Snowboarden suchte. Auch den Liebschaften und dem Alkohol schien er nicht gänzlich abgeneigt zu sein.

Als nächstes fanden sich unter uns zwei Rechtsverdreher ein, die beide auf dieser Fahrt nicht das große Geld erhofften, sondern eher die Freiheit vom Alltag suchten. Während der eine, Marko, die Geschäfte bei einem Krämer-Handelsunternehmen namens „Lidl“ abwickelte und sich nebenbei auch als hervorragender Taucher auswies, beschäftigte sich der andere, Tom, mit den Personalfragen bei einer ebenso unbekannten Kontraktgesellschaft, die Versicherung gewährleistet. „Allianz“ hieß wohl diese Unternehmung, die ihm immerhin erlaubte nebenher eine Offizierslaufbahn als Reservist zu führen und ebenso Motorrad zu fahren.

Dann waren da noch die fertig studierten Matrosen N.I.C.O. und Matthäus, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während der eine eher einen Vollhonk à la carte abgab und nicht als Bordmechaniker zu gebrauchen war, wenn er begriffsstutzig immer wieder die Frage aufwarf, aber immerhin ebenfalls Motorrad fuhr, gab Matthäus einen cleveren Doktoranden der Ernährungswissenschaften und ganz annehmbaren Koch ab, der zudem - wen wundert’s - Motorrad fuhr und ebenso kletterte, jedoch auch immer häufiger zu sarkastischen Beleidigungen neigte.

Außerdem dabei waren die zwei Vermessungstechniker und bereits erfahrene Binnensegler Andreas und Alexander (seines Zeichens Bogenschütze), die sich mit den nautischen und navigatorischen Messgeräten und Berechnungsmaschinen zu unterhalten vermochten und durchaus angenehme Mitstreiter abgaben, teils aber doch etwas angeberisch auftraten und daher etwas belächelt wurden.

Schließlich als Abrundung schickte sich der Seemann Martin, der Jüngere an diesen Törn mitzumachen. Als Wortführer dieser Geschichte, teilstudierter Umweltwissenschaftler und Wetterkundler, sowie Reiseberichterstatter und Heiler und stets im Versuch allerlei Naturphänomene zu erklären werde ich den anderen hoffentlich in Erinnerung bleiben – obwohl ich nicht selten damit auf die Schnauze fiel, wenn ich zu viel erklären wollte. Aufgrund meines durch intensive Reisen zuvor nicht gestutzten Bartes wurde ich außerdem auch „KaLeu“ genannt, nach dem Kapitänsleutnant aus der Erzählung „Das Boot“.

 

Wir waren alle keine Klosterbrüder und hatten unsere Schattenseiten, aber auch speziellen Fähigkeiten. So ahnten wir schon, worauf wir uns einließen. Aus der Seemannschaft ward eine Piratentruppe – mit einer verpeilten Nebelkrähe als Käpt’n. Nicht selten verwechselte er Backbord mit Steuerbord und gab widersprüchliche Befehle. Seine zusätzliche Schwerhörigkeit trug nicht gerade zur Verbesserung des Problems bei, während jedoch immer wieder die Vermutung unter uns aufkam, dass er sich meist nur schwerhörig und begriffsstutzig stellte. Denn nicht selten verstand er uns dennoch, wenn er es auch gerade nicht hören sollte.

 

Erster Dienstag – Umag:

Der Ton an Bord ist streng. Gesungen wird nur vom Käpt’n manchmal oder von Martin dem Älteren, der von allen anderen bereits wie der erste Maat behandelt wird. Heute morgen kurz vor dem Auslaufen noch die drei restlichen Matjes angeheuert. Proviant wurde reichlich gekauft; reicht bestimmt für zwei Wochen. Sind jetzt auf See. Die Lagune von Aquilea liegt hinter uns und außer dem Käpt’n kennt keiner den endgültigen Kurs zum geheimen Versteck.

Orientierung auf hoher See
Orientierung auf hoher See

Wir, die Mannschaft, bestehen komplett aus Landratten. Jemand anderes hätte sich wohl auch nicht gefunden. Denn jeder anständige Seemann kennt vermutlich den Namen unseres Kapitäns, der bestimmt bis in den hintersten Winkel jedes befahrbaren Gewässers verrucht ist.

Vorläufiger Kurs: 160 bei Sonne, Hitze und ruhiger See. Die Planke ist ziemlich wackelig. Würde mich nicht wundern, wenn jemand ohne Vergehen über Bord geht. Abends in Umag.

 

Mittwoch – Pula:

Nächtlicher Beutezug durch Pula
Nächtlicher Beutezug durch Pula

Jetzt, am zweiten Tag, erwacht langsam die Stimmung unter den Männern. Wir kommen gut voran, heute in Pula, haben aber noch kein Schiff geentert. Frage mich, was der Käpt’n vorhat. Bis zum Ende bleibt offen, wer die Fahrt übersteht oder wer an die Fische verfüttert wird. Auf dem Fisch- und Gemüsemarkt decken wir uns noch einmal mit frischen Waren ein. Wer weiß, wie lange wir damit auskommen müssen.

 

Donnerstag – Nachtfahrt:

Morgens heißt es zum Deckschrubben antreten und das Schiff von außen polieren. Angeblich sind bei den letzten Anlegevorgängen Lackreste von den Pollern hängen geblieben. Daher dürfen wir jetzt die Spuren der letzten 15 Jahre beseitigen, denn so alt ist diese Nussschale schon. Dabei verlieren wir so viel Zeit, dass wir die Nacht wohl durchfahren müssen.

Unser Käpt’n ist alt und man merkt es. Diese Nebelkrähe kann sich kaum noch an die letzten Anweisungen erinnern. Gestern hat er behauptet, wir würden bereits seit zehn Tage segeln, könnten aber so wenig wie am ersten Tag. Heute ist der dritte Tag. Die Meuterei muss bald kommen.

Potentielle Schatzinseln
Potentielle Schatzinseln

Sind bis in die Nacht gefahren. Am Schluss müssen alle im Ausguck hocken und die Hafeneinfahrt auf Hindernisse absuchen. Nichts ist zu sehen, weder Hindernisse noch See, doch letztlich können wir uns mit ein paar schwachen Landlichtern und viel Glück aufs Trockene retten. Noch einmal wollen wir solch eine Schleichfahrt an der Küste nicht riskieren. Plötzlich taucht kaum hundert Meter neben uns ein Schiff aus der Dunkelheit auf und entzündet seine Feuer. Entweder sind es selbst Piraten, die gerade noch merkten, dass bei uns nichts zu holen ist und rasch noch auf sich aufmerksam machten, bevor wir sie versehentlich rammen. Oder sie haben keine Ahnung von der Seefahrt und ihre Wache ist eingeschlafen. Die Fischer versengen uns fast im Gegenzug mit ihren Leuchtfeuern, die sie entflammen, um die Fische an die Oberfläche zu locken. Nein, das Fahren bei Nacht ist ein Graus!

 

Freitag – Zadar:

Nach der Nachtfahrt und einigen waghalsigen Segelmanövern springen wir heute mal schnell ins Adriawasser, während der Käpt’n schläft. Er ist hart, aber wir lernen viel – z. B. unserem Vergnügen in seiner Abwesenheit nachzugehen. Andernfalls würde der Landgang in Zadar wahrscheinlich ausfallen. Leider ist der Hafen bereits voll belegt und wir müssen uns einen Ersatzliegeplatz suchen, der leider entsprechend weit vom Zentrum entfernt liegt.

Auskundschaften von Zadar
Auskundschaften von Zadar

Die Mannschaft ist zusammen in der Stadt unterwegs und beeindruckt von den Sehenswürdigkeiten dieser alten Festung. Denn so alt auch die Mauern hier sein mögen, so jung und zart sind die Mädchen hier. Der Käpt’n erzählte bereits so manches Mal von seinen alten Liebschaften in den Häfen, von der schwarzen Rebecca und der blonden Lola. Aber leider kann er sich nicht mehr daran erinnern, in welcher Stadt sie lebten! Außerdem dürften sie mittlerweile ebenso vergammelt sein wie er. Hoffentlich passiert das nachher nicht mit der Beute! Daher schauen wir lieber dem reichhaltigen Angebot der heutigen Zeit hinterher, während der Käpt’n sich beim Barbier den Wetterbart stutzen lässt.

 

Sonnabend / Samstag – Beutezüge vor Zadar:

Vor der Küste kreuzen wir auf der Suche nach etwas Beute, jedoch erfolglos. Aber die Fahrt diene ohnehin hauptsächlich den Manöverübungen für den großen Coup am kommenden Freitag. Nun hat der Käpt’n endlich offenbart, dass sich unsere Piratenprüfung in sechs Tagen ereignen soll. Daher drehen wir wieder um. Wohl hatte die weite Fahrt bis hier herunter ins tiefste Kroatien den Zweck etwaige Verfolger abzuschütteln, denn in diesen Küstengewässern wimmelt es nur so von Seglern.

 

Sonntag – Stürme und andere Begleiter:

Die Rettung aus dem Sturm - oder trügerische Seeungeheuer?
Die Rettung aus dem Sturm - oder trügerische Seeungeheuer?

Das Wetter hat sich geändert, und obwohl der Wind gleich bleibt, kommt Sturm auf. Die Wellen peitschen gegen die Bordwand und das Schiff wird von ihnen herumgeschleudert, doch wir halten Kurs, geradewegs hindurch. Delphine nutzen unser Bugwasser, um kräftesparend mitzureisen und sogar Thuns lassen sich blicken.

Die Nacht wird wieder durchgefahren, um die Verfolger im Sturm abzuschütteln.

 

Montag – Manöverprobleme:

Es wird ernst. Langsam zeigt sich, dass es so nicht alle schaffen werden. Heute schien es mich zu treffen. Der Käpt’n bemängelte unser aller Arbeit an meiner statt. Hoffentlich kann ich den Kelch noch weiterreichen. Denn letztlich wird der Käpt’n es mir anlasten, wenn das Unternehmen am Freitag scheitert, so wie wir ihn jetzt kennen gelernt haben. Neptun möge mir beistehen, in diesen schweren Stunden.

 

Zweiter Dienstag – Besäufnis in Rovini:

Tortuga-Rovini und vorgelagerte Pirateninsel
Tortuga-Rovini und vorgelagerte Pirateninsel

Kreuzen vor Pula bis Rovini, das Tortuga der Adria und haben mit den Kameraden samt Käpt’n die Heuer versoffen. Diese Bucht ist wie für uns Freibeuter gemacht: wild und schön. Angeblich soll hier irgendwo in den antiken Gassen die sagenumwobene schwarze Rebecca hausen. Martin der Ältere hat außerdem von einem Schatz gehört und entfernt sich mit ein paar anderen von uns, um ihn zu suchen. Vorbei an einigen Fallen in Form von Tretminen der örtlichen Fauna gelingt es ihm sogar in einer versteckten Höhle ein paar Kleinode zu bergen. Geocaches zahlen sich manchmal eben aus.

Der Käpt’n will unbedingt in die sogenannte Zweirradkneipe, warum auch immer. Vielleicht ist die schwarze Rebecca ja dort zu finden – oder die blonde Lola. Vermutlich kann er sie beide nicht einmal mehr auseinanderhalten. In den Straßen und Tavernen sind wir allerdings fast allein, die Hauptraubsaison ist vorüber, das Leben der Stadt befindet sich bereits im Winterschlaf.

Auf der Suche nach einer Taverne In den Gassen von Rovini

 

Mittwoch – Umag von der schöneren Seite:

Nachdem der Käpt’n heute die gesamte Mannschaft bei den Manövern kritisiert, kann ich meinen Ruf bei ihm deutlich mit Glanzparaden retten. Der Kelch fährt also doch an mir vorüber.

Der Landgang mündet wieder mal im Besäufnis, denn heute gibt der Tavernenkellner als Sohn des Hauses eine um die andere Runde Sliwowitz aus oder was auch immer das für ein Zeug war.

Nun offenbart der Käpt’n, dass wir in Portorož unserer finalen Fahrt entgegen gehen. Er will durch ein geschicktes Manöver das Flaggschiff der Fürstenflotte kapern und an sich reißen. Dafür haben wir die letzten Wochen also Manöver geübt. Die Aufgabenverteilung ist uns bereits wohl geläufig.

 

Donnerstag – Letzte Vorbereitungen in Portorož:

Das lohnende Ziel lautet: Portorož
Das lohnende Ziel lautet: Portorož

Laufen heute schon in Portorož ein, um uns ein Bild von der Lage und den Gewässern zu machen. In der Bucht treffen wir gemischte Gegebenheiten an und üben unser Vorgehen, wie es morgen tatsächlich ausgeführt werden solle. Ein Rest Ungewissheit ist immer dabei, aber zumindest gehen wir heute nicht in die Stadt um uns zu betrinken. Denn jeder weiß, was von den kommenden Morgenstunden abhängt. Wie als eine Henkersmahlzeit bereiten wir endlich einmal das berüchtigte Curry-Hühnchen nach des Käpt’ns Rezept zu und verschlingen es geradezu, zusammen mit dem Rest des Portweins. Nachdem die Hühnchenfilets beim ersten Versuch sieben Tage an Bord vor sich hingefault waren und das ganze Boot danach stank, mussten wir nun noch einmal neuen Proviant einkaufen.

 

Freitag – Prüfung und Flucht:

In wenigen Augenblicken, früh am Morgen nach dem Wachwechsel, soll es losgehen. Die Mannschaft ist angespannt.

Bei der größten Prüfung unseres Seemannlebens begehen wir alle Fehler. Der eine fiert die Segel zu weit auf, der andere holt die Schoten zu dicht, der nächste hält die Fock nicht back genug, wieder andere schießen zu stark in die Wende auf. Aber immerhin verursacht keiner eine Halse. Wenn wir uns also schon auf die Wende unseres Schicksals freuen, so ist doch noch keiner von uns ein arger Wendehalse!

Nachdem das Manöver knapp geglückt ist, können wir ein weiteres Abenteuer als bestanden betrachten. Zwischendurch flaute der Wind zwar ab, sodass wir mit unserer Geisel kaum entkommen konnten, doch schließlich erreichten wir durch geschickte Verhandlungen und diplomatisches Geschick eine Durchsetzung unserer Forderungen gegen das Leben des Hafenmeisters. Nun versuchen wir schnellst möglich Fahrt aufzunehmen, um nicht gefasst zu werden und rechtzeitig über die kritische Sandbank zu kommen, bevor die Flut abebbt. Dadurch könnten wir viele Stunden Vorsprung gewinnen.

Die letzte Hürde kommt mit der Ebbe
Die letzte Hürde kommt mit der Ebbe

Mittlerweile wird aber die Zeit knapp. Um über die Sandbank zu kommen darf das Wasser nicht mehr als einen halben Meter abgefallen sein, um mit unserem zwei Meter tiefen Kiel darüber hinweg zu gleiten. Der Käpt’n ahnt schon, dass es eng werden wird und so müssen wir uns auf den letzten Metern vor der Abzweigung zum Hafen auf dem Großbaum versammeln, um genügend Schlagseite zu bekommen. Verfolger sind nun nicht mehr zu erkennen und dank dieses waghalsigen Manövers schaffen wir es gerade noch so darüber, bevor die Ebbe uns einholt. Jedoch bremst der Schlick schon gewaltig. Noch eine Meile trennt uns von der Hafeneinfahrt und der Wasserstand sinkt zusehends. Eine weitere Untiefe direkt an der Einfahrt muss noch überquert werden. Also schmeißt sich die Mannschaft erneut auf dem Großbaum über die Reling und schwingt so übers Wasser. Dieses Mal allerdings reicht es nicht und wir bleiben im Schlamm stecken – hundert Meter vor dem Ankerplatz! Mit dem Ruder ist nichts mehr zu machen, aber Einheimische helfen uns den Segler rückwärts von der Sandbank zu ziehen. Nun liegen wir hier bis morgen früh zu Sonnenaufgang und warten auf die Flut. Die Flucht mit dem Beiboot wäre zwar möglich, aber wir wollen das Schiff nicht aufgeben und die geladene Beute. Doch unser Vorsprung zwischen den beiden Sandbänken sollte ausreichen, um einzulaufen und sich anschließend in alle Winde zu verstreuen – bis zur nächsten Kaperfahrt. Zwischenzeitlich reparieren wir die Bordwand und haben Matthäus im Bootsmannsitz den Mast hochgezogen, um die „richtigen“ Flaggen zu hissen und keinen zusätzlichen Verdacht auf uns zu laden und um die Flaggenleine wieder anzubringen, die N.I.C.O. durchrasseln ließ. Das Schiff kann jetzt ohnehin nicht von anderen Dieben geraubt werden, solange es fest liegt.

Dann beschließen wir während des Niedrigwassers in der Taverne abzutauchen und die Wartezeit über unseren Triumph zu feiern. Da wir mit dem Beiboot kaum vorankommen, schwingen wir uns also per Enterseil an Land und verstecken das Boot im Hafen. Danach wird gefressen und gezecht, auf den Käpt’n angestoßen und der bestandene Beutezug bejubelt. Noch währenddessen fällt uns allerdings auf, dass im Plan des Käpt’ns ein Fehler versteckt ist: denn gegen Mitternacht gibt es eine weitere Flut, die unsere Verfolger aufholen lassen und unseren Zeitvorsprung vernichten könnte. Also müssen wir schnellstens zurück, um zumindest Ausschau zu halten und müssen das Schiff dichter holen, um es nicht durch das steigende Wasser an den nahen Klippen zerschellen zu lassen, wo es bereits auf Grund gelaufen war. Der Käpt’n kommt daraufhin im Beiboot mit dem Leichtwassermatrosen N.I.C.O. angetümpelt und sie versuchen verzweifelt und angetrunken des Nachts auf das Schiff zuzusteuern, was uns zunächst noch belustigt. Doch längst haben sich unter der restlichen Mannschaft Zweifel über die Fähigkeiten unseres Oberhaupts breit gemacht und der Geruch der Meuterei liegt in der Luft. Als wir endlich in den Hafen einlaufen wollen, verbietet er uns sogar das Festmachen aus Angst vor Schäden am Schiff durch die engen Liegeplätze und vor zu viel Aufsehen. Die ersten wollen an diesem Punkt gehen, werden aber zurückgehalten von der Drohung, in diesem Falle keinen Teil der Beute zu bekommen und bleiben murrend an Deck. Jetzt harren wir der Dinge die da kommen. Die Lage spitzt sich zu.

 

Sonnabend / Samstag:

Endlich brechen wir auf. Scheinbar haben wir uns schnell genug abgesetzt, so dass man unsere Spur verlor. Nun noch das Schiff versteckt und dann im trübsten Regenwetter setzen wir uns in die Berge gen Norden ab, auf dass sie uns nimmer in den felsigen Wassern finden sollen, ohne dass die Nebelkrähe etwas davon spitz kriegt. Der Regen wird helfen unsere Fährten unlesbar zu machen. Soll der Käpt'n doch weiter von seiner Rebecca oder Lola träumen oder versuchen eine neue Mannschaft für seine wahnwitzigen Unternehmungen zu finden – aber wir sind mit den Schätzen dann mal weg!

Ab in die Berge
Ab in die Berge

Dann geht es zur Erfüllung all unserer Träume, wie immer sie auch geartet sein mögen – Reichtum, Macht, Liebe, Ruhm oder Erfolg.

 

Auf in die Freiheit…

 

…und lasst uns lauern auf fette Beute:


Ein letztes Seemannsgarn:

 

Wir lagen vor Aquilea

und hatten den N.I.C.O. an Bord.

Jeder einzelne ein Pharisäer,

und täglich ging ‘ne Boje über Bord.

 

Ahoi, Kameraden, ahoi, ahoi!

Leb wohl, blonde Lola, leb wohl, leb wohl.

 

Ja, wenn des Käpt’n's Stimme an Bord ertönt

Dann sind die Matrosen so still, ja so still,

weil ein jeder nur nach heimlicher Rache sich sehnt

die er gerne einmal stillen will.

 

Wir fahren schon dreizehn Tage.

Kaum Wind durch die Segel uns pfiff.

Die Prüfungsangst ist die größte Plage,

und den Käpt’n wünschen wir auf ein Riff.

 

Ahoi, Kameraden, ahoi, ahoi!

Leb wohl, schwarze Rebecca, leb wohl, leb wohl.

 

Doch letztlich bestanden wir alle,

trotz Flaute und N.I.C.O.

Zwar war die letzte Sandbank unsre Falle,

da zog‘n wir das Schiff per Hand von Land eben so.