Bis(s) in den Ablehnungsbescheid von Erfurtsistan

- Die verbotene Stadt

 

Die Landeshauptstadt Thüringens wird von Touristen mit dem Dom, der EGA (Erfurter Gartenausstellung und 2021 auch der BUGA - Bundesgartenausstellung), der Krämerbrücke, dem Steigerwald, eventuell noch mit dem Zoo und insgesamt mit einer mittelalterlichen Innenstadt assoziiert (siehe Fotos im Anhang). Das scheint Erfurt zu sein. Mittelalterlich sind hier allerdings auch die Lebensumstände, wie wir im Folgenden erfahren werden. Nicht umsonst wird dieser Ort in meiner Heimatstadt Jena auch als „verbotene Stadt“ bezeichnet, allerdings eher im Hinblick auf die unsinnige Feindschaft der Fußballfans beider Ortsvereine (leicht zu erkennen an den Graffitis in ganz Thüringen entweder für RWE – Rot-Weiß-Erfurt oder für den FCC – Fußballclub Carl Zeiss Jena), den Aufklebern oder sogar den Heckscheibensprüchen wie „Ich bremse nicht für Jenaer!“ (obwohl es korrekt „Jenenser“ heißen müsste), was ich so tatsächlich von einem Fahrer mit Erfurter Kennzeichen (EF) in einem Auto mit Jenaer Kennzeichen (J) auf der Autobahn schon einmal am eigenen Leib erlebte und bei 130 km/h bei der Abfahrt Jena-Lobeda fast von der Fahrspur abgedrängt wurde.

Erfurt ist aber auch die Stadt der Behörden, der Politik und der Landesverwaltung. Entsprechend bürokratisch und verkrampft gestaltet sich das alltägliche Leben. Ein Einblick darin sei nun hier gegeben, wechselseitig aus Verwaltungssicht und aus dem Leben eines bescheidenen Ex-Bürgers. Aussprüche im Sinne von „Das gibt’s doch nicht!“ oder „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“ seien mir als Ausdruck meiner Unzufriedenheit dabei gestattet.

Solche lächerlichen Erniedrigungen des Stadtnamens wie Erfurzt in Verbindung mit Ox’s‘fort, Schwein-fort, ein ganzes Heerfortzt wollen wir hier gar nicht erwähnen. „Erfurtsistan“ in Anlehnung an das fiktive Absurdistan einer Bananenrepublik trifft es doch viel besser und soll in angemessener Weise die heutige Sündenstadt vom einstigen Glanz der Thüringer Hauptstadt distanzieren.

 

Als ich längere Zeit hier lebte und immer fassungsloser die Widersprüche und Gräuel dieser Stadt stündlich wachsen sah, ja sogar die pure Ignoranz der angesprochenen Behörden und städtischen Mitarbeiter gegenüber den offensichtlichen Problemen mitbekam, schien es mir daher wie ein persönlicher, wenn auch fiktiver und (nicht) völlig aus der Luft gegriffener:


Ablehnungsbescheid

 

zum Leben in der Stadt Erfurt.

 

In Ihren „Verbesserungsvorschlägen“ zum Leben in unserer ohnehin schon perfekten Stadt legten Sie unverständlicherweise folgende, angebliche „Mängel“ im vorangegangenen Anhörungsverfahren dar:

 

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1.      Gesundheitswesen (Ärzte, Krankenhäuser, Pandemiemaßnahmen, etc.)

Zunächst: Wie kann es sein, dass die krankenhauseigene Hochgarage seit 2021 bis dato (2024) eingestürzt und erst kürzlich lediglich ein Teil wieder hergestellt wurde? Soll dieses Bau-Verwaltungs-Missgeschick wirklich als Mahnmal für Erfurt ins Stadtbild eingehen? Im jetzigen Zustand gibt es jedenfalls praktisch keine Parkplätze und auf dem Klinikgelände wird man abgezockt (pro Stunde 2 Euro und ohne Karenzminuten), obwohl die erste Stunde und nach 20:00 laut Internetseite frei sein sollte!

 

-          Krankenhäuser:

Ein anderer Fall des Helios-Klinikums betrifft den Rausschmiss einer jungen Mutter mit ihrem Neugeborenen bei Gefriertemperaturen im Winter, weil der zugelassene Besuch lediglich einen vagen Corona-Verdacht durch die Warn-App aufwies. Dabei wurde nicht einmal ein Coronatest verwendet, sondern allein der Panik einer Schwester (!) vertraut, die kopflos durch die Gänge herrschte und hysterisches Gekreische von sich gegeben haben soll. Es handelte sich übrigens um das dritte Coronajahr, also keine wirklich neue Erscheinung. Erst auf das völlig aufgelöste Drängen der fast nackten und durch die Geburt im Wochenbett kaum gehfähigen Patientin habe eine Ärztin dann veranlasst sie wenigstens noch bis zum Eintreffen eines Verwandten zum Abholen im warmen Gebäude zu lassen – allerdings wiederum ohne einen Coronatest gemacht zu haben. Zwei Räume weiter wurden positiv auf Corona getestete Schwangere hingegen isoliert in Ruhe weiter leben gelassen. Schließlich lag nicht einmal eine Corona-Infektion vor. Ich frage alle Leser: Ist das noch Willkür oder schon Dummheit?

 

1.      Gesundheitswesen (Ärzte, Krankenhäuser, Pandemiemaßnahmen, etc.)

Zunächst: Wie kann es sein, dass die krankenhauseigene Hochgarage seit 2021 bis dato (2024) eingestürzt und erst kürzlich lediglich ein Teil wieder hergestellt wurde? Soll dieses Bau-Verwaltungs-Missgeschick wirklich als Mahnmal für Erfurt ins Stadtbild eingehen? Im jetzigen Zustand gibt es jedenfalls praktisch keine Parkplätze und auf dem Klinikgelände wird man abgezockt (pro Stunde 2 Euro und ohne Karenzminuten), obwohl die erste Stunde und nach 20:00 laut Internetseite frei sein sollte!

 

-          Krankenhäuser:

Ein anderer Fall des Helios-Klinikums betrifft den Rausschmiss einer jungen Mutter mit ihrem Neugeborenen bei Gefriertemperaturen im Winter, weil der zugelassene Besuch lediglich einen vagen Corona-Verdacht durch die Warn-App aufwies. Dabei wurde nicht einmal ein Coronatest verwendet, sondern allein der Panik einer Schwester (!) vertraut, die kopflos durch die Gänge herrschte und hysterisches Gekreische von sich gegeben haben soll. Es handelte sich übrigens um das dritte Coronajahr, also keine wirklich neue Erscheinung. Erst auf das völlig aufgelöste Drängen der fast nackten und durch die Geburt im Wochenbett kaum gehfähigen Patientin habe eine Ärztin dann veranlasst sie wenigstens noch bis zum Eintreffen eines Verwandten zum Abholen im warmen Gebäude zu lassen – allerdings wiederum ohne einen Coronatest gemacht zu haben. Zwei Räume weiter wurden positiv auf Corona getestete Schwangere hingegen isoliert in Ruhe weiter leben gelassen. Schließlich lag nicht einmal eine Corona-Infektion vor. Ich frage alle Leser: Ist das noch Willkür oder schon Dummheit?

 

-          Ärzte:

o   In der Notfallsprechstunde am Freitagabend im Krankenhaus erlebe ich bei einem Kleinkind mit schnell steigendem Fieber folgende Situation:

„Zuerst kamen wir sofort dran, weil keiner vor uns war. Der ältere Bereitschaftsarzt beruhigte und schrieb Hustensaft und Augentropfen auf. Dann, Sonntagabend, ist das Fieber weiter gestiegen. Nun war eine Bereitschaftsärztin da, die jegliche Medizin jenseits von Naturheilkunde ablehnt und auf die Klage der schwierigen Gabe von Augentropfen bei einem sich ständig wehrenden und sich selbst im Schlaf windenden Kind meint: ,Wenn das Kind kein Antibiotikum nehmen will, dann hat das schon einen Grund.‘ Ja, und wenn das Bakterium auch kein Antibiotikum kriegen will, dann füttern wir es mit Zucker bis es platzt? Toleranz kann auch töten! Als ob das noch nicht genug wäre, schrieb sie bei 40 °C Fieber auf: „guter Zustand“ (!)‘

o   Eine andere Situation ergab folgendes:

„Der Kinderarzt wollte homöopathische Augentropfen verschreiben. Gut, die D2-Augentrost-Dosis ist noch vertretbar, auch wenn man letztlich nicht weiß, wie viel wirklich noch drin ist, weil es keine mg-Angabe gibt oder wie hochkonzentriert die Urtinktur war. Aber 15 Euro für ein homöopathisches Du-musst-nur-daran-glauben-Produkt gegenüber einem ähnlichen Produkt mit verifiziertem Inhalt für die Hälfte auszugeben halte ich dann dennoch für Verarschung. Das habe ich ihm aber natürlich nicht gesagt.“

Immerhin ist sich der Arzt mit seiner Kollegin einig, dass es dem Kind nicht gut geht, entgegen der vorherigen Kinderärztin in der Notfallsprechstunde und er verschreibt ein Antibiotikum (Amoxicillin). Später empfiehlt er nun allerdings ein probiotisches Joghurtgetränk zur Wiederansiedelung von Darmbakterien zu geben, wobei 10 % davon aus Zucker besteht. Als gefragt wird, ob die Milchsäuretropfen aus der Apotheke für 20 Euro nicht besser wären, meint er: „Ja, wenn sie so viel Geld ausgeben wollen!“ – Erkennt jemand den Fehler?

o   Schließlich stecke ich mich auch mit irgendeinem Kleinkindvirus an und lasse mich von der Hausärztin meines Vertrauens aus der Ferne krank schreiben. Mittlerweile hat sich der Infekt auf die Stimmbänder gelegt, ich habe auch Fieber, starken Reizhusten ohne Auswurf, aber dafür mit viehischen Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, auch eine Bindehautentzündung und ich kann nur noch unter Schmerzen flüstern. Da ich aufgrund des grünen Schleims und den für einen Virus untypischen Symptomen fast ohne Schnupfen trotz starkem Husten und der gleichzeitigen Bindehautentzündung von Bakterien ausgehe, will ich mir ein Antibiotikum beim örtlichen Allgemeinmediziner verschreiben lassen. Dort allerdings werde ich von einer beinahe vollständig tätowierten Tusse erstmal angeschnauzt, ich solle nicht von den Symptomen meines Kindes meiner Familie erzählen, es wäre eine typische Virusinfektion und sie müsse mir ja jedes Wort aus der Nase ziehen. Ich schreie flüsternd zurück, dass jedes gesprochene Wort schmerzt, aber als ich dann noch erwähne, dass ich bereits krank geschrieben bin und mir nur ersparen wollte neben einer Superinfektion noch eine Hyperinfektion mit einem zusätzlichen Keim im Wartezimmer zu einzufangen, gibt sie entweder auf oder will mich nur noch raus kriegen. „Auf meinen Wunsch“ schreibt sie mir schließlich Amoxicillin auf. Aber ein vertrauensvolles - oder auch nur effizientes - Arztgespräch würde ich anders bezeichnen.

 

2.      Verkehr:

-       Unsere Straße ist eine Einbahnstraße mit Kopfsteinpflaster. Rechts parken Autos, links kann geradeso ein LKW lang fahren.

     Es kann aber auch passieren, dass einem das Müllauto in falscher Fahrtrichtung entgegen kommt. Laut Stadt ist das legitim. Nur: warum? Kann die Müllabfuhr nicht genauso die Einbahnstraße benutzen wie alle anderen auch? Und was machen die normalen Autofahrer bei einem entgegenkommenden Müllfahrzeug in einer zugeparkten Einbahnstraße? Wenn dann noch ein Möbelwagen hinter einem auf der Straße hält und auslädt, weil er keinen Parkplatz findet und die Post oder andere Lieferdienste (Pizza, Versandhandel, Tiefkühlwaren, Postkonkurrenten, etc.) in den Einfahrten halten, um ihrer Arbeit nachzugehen, steckt man völlig eingeparkt mitten auf der Straße fest. ,Wenigstens kann dann niemand mehr mit über 50 Sachen in der 30er Zone über das Kopfsteinpflaster ballern‘, wäre wohl die Antwort einer ihre eigenen Fehler mit euphemistischem Optimismus verteidigenden Gesetzgebung. 

-     Dinge vielseitig zu nutzen ist meist nachhaltig. Wenn allerdings eine Straße gleichzeitig Fußweg, Radweg und Fahrstraße ist, kann das nur zu Konflikten führen. Zumal es die verdutzten Autofahrer auf der parallel verlaufenden Hauptstraße sehr verwirren muss, dass gerade jemand auf mit dem Auto vom Fußweg auf die eigene Spur abbiegen will. Wer zum Teufel hat sich so einen Schwachsinn ausgedacht?! Haben die Verantwortlichen zu viel an ihren eigenen Abgasen geschnüffelt? Rädern wäre noch zu harmlos als Strafe für diesen Schwachsinn und selbst Teeren, Federn und aus der Stadt jagen käme einer angemessenen Lehre nur in entferntem Grade nahe.

 

Fußweg? Radweg? Oder doch eher Fahrstraße (Spielstraße?), Fahrrad- und Fußweg auf gut 1 m
Fußweg? Radweg? Oder doch eher Fahrstraße (Spielstraße?), Fahrrad- und Fußweg auf gut 1 m

 

Fahrradfahrer auf Fußwegen

-    Selbst Fahrrad und Fußweg zusammenzulegen ist konfliktträchtig, wenn der Fußweg lediglich etwas über einen Meter misst, sich Erfurter Fahrradfahrer mit Unverwundbarkeit gesegnet glauben und Fußgänger als Kakerlaken betrachten, die es zu zerquetschen gilt.

-    Das Einbahnstraßenchaos im Viertel ist dann nur ein kleiner Tropfen, verglichen mit dem Ozean der Dreistigkeit der meisten Verkehrsteilnehmer.

 

Verkehrschaos im Viertel
Verkehrschaos im Viertel

-    …und nein: ich rege mich nicht grundlos über jene Fahrradfahrer auf, welche mit Kindern in überbreiten Anhängern ohne Helm auf den Gehwegen unterwegs sind – sondern über diejenigen, welche grundlos und dennoch in voller Absicht auf den Gehwegen fahren, obwohl sie wissen, dass dort Fußgänger unterwegs sind und sogar erwarten, dass diese in stillschweigender Demut vor ihnen zur Seite springen, um damit ihr Leben zu riskieren von einem Auto erfasst zu werden, nur damit die Radfahrer ihre Ordnungswidrigkeit weiter fortführen können.

Bei Nichtbeachtung oder sogar einem Hinweis, dass das kein Fahrrad weg ist droht nicht selten eine Prügelei oder wenigstens dumme Kommentare wie: „Geh‘ kacken!“

Wahrscheinlich sagen sich die Stadtväter dazu: „Ja super: mehr Verkehrstote unter Fahrradfahrern? Dann ist ja unser Wohnungsproblem bald gelöst! Lasst sie fahren, frei und wild.“ Und ohne Hirn, denn so lebt es die Stadt ja vor.

-       … Und da bin ich schon froh, wenn E-Roller nicht auf den Fußwegen unterwegs sind, sondern „nur“ im Weg stehen oder liegen. Ich wundere mich wirklich wie die Menschen noch in dieser Welt überleben können bzw. wie man im Auto etwas am Navi oder Radio einstellen kann, ohne jemanden zu überfahren oder wie man an seinem Smartphone herumspielen kann, ohne gleichzeitig überfahren zu werden (also als „Smombie“) – zumal währenddessen noch jeder dritte Radfahrer ohne Vorfahrtsregeln zu beachten oder sich überhaupt umzuschauen (und natürlich ohne Helm) bei rot quer über die Hauptverkehrskreuzung brettert und normalerweise von irgendeinem Auto überfahren werden müsste, weil man so schnell als Autofahrer gar nicht reagieren kann.

-  Hinzu kommt noch der Lärm dieses massiven Verkehrsaufkommens. Und wenn dann auch noch Motorradkolonnen ihre absichtlich dröhnenden Röhren extra laut knatternd aufgemotzt haben als ob sie gleich auseinander fielen, damit sie auch wirklich überall in der Stadt gehört werden, an einem vorbei rasen und zudem noch an jeder fünften Ecke Baulärm die Knatterpausen ausfüllt als würde einem auf Schritt und Tritt ein Presslufthammer um die Ohren fliegen - zusätzlich übrigens zu den Lichtreizen nachts oder in der Dämmerung beim Gang zur Arbeit im Winter, welche einem blinkendes Fahrradlicht in die weit geöffneten Pupillen drischt - ja dann ist wirklich die Frage, wie man diese ganzen Reize überhaupt noch wahrnehmen und sekundenschnell verarbeiten kann. Zumal die anscheinend 20 % hypersensiblen Menschen in der Bevölkerung sich gar nicht mehr auf die Straße trauen dürften, weil sie von Reizüberflutung krampfend auf dem Boden lägen.

     Wer in diesem Chaos auch noch auf Kinder aufpassen muss und vielleicht vom ruhigen Dorf kommt, wird es in der Stadt nicht lange schaffen zu überleben.

    Gegenbeispiel: auf einer österreichischen Landstraße von Dorf zu Dorf sah ich einen Jugendlichen mit Kopfhörern fast jeder so groß wie sein Kopf mit Blick stur auf das Smartphone gerichtet auf der Straße laufen, während auf der anderen Straßenseite der rettende Fußweg lockte. Das nenne ich Gottvertrauen!

-       Kein Wunder also, dass sich Radfahrer und Fußgänger öfter zu verprügeln scheinen, laut Medienberichten alle paar Wochen.

 

-   Hubschraubereinsätze mitten in der Nacht erfolgen aus ziemlich harmlosen Gründen: für Ladendiebe, ausgebüchste Senioren oder Fahrerflüchtige (Lackkratzer!):

Meine Frage an die Stadt und die Ordnungshüter:

Kann man dafür nicht auch Drohnen nehmen?!

Die Antwort:

Die Polizei antwortete mir, dass dies zum Teil bereits getan würde, aber die Hubschrauberstaffel wäre besser verfügbar – besser als Drohnen? Halten die Akkus nicht so lange oder verfügen die Piloten über Katzenaugen? Vielleicht nutzen sie auch Uhus in ihrer Staffel, wer weiß das schon.

Auf eine fachliche Anfrage, ob die Flugeinsätze für Infrarotbilder für Klimaanpassungsmaßnahmen der Stadt verwendet werden können, erfolgt jedenfalls eine Absage. Dafür sind die Hubschrauber anscheinend nicht geeignet. Für sinnlose Ruhestörung dagegen schon. Da dachte ich mir: Warum nicht einfach die Polizei beim Ordnungsamt anzeigen?

Weil sich das Ordnungsamt dafür natürlich nicht zuständig fühlt! Obwohl der Sachverhalt „Anzeige wegen störendem Verhalten“ eindeutig erfüllt wäre. Das Ordnungsamt jedenfalls verweist mich lieber auf die Landespolizeidienststelle Erfurt. Diese erklärt mir nach einiger Zeit schließlich, dass jeder Einsatz seinen Sinn hätte, und sei es nur für Trainingsflüge der Piloten. Zumindest die haben Spaß, nachts zwischen 0:00 und 06:00 Uhr.

 

-         Flughafen mit Nachtfluggebot:

     Der Flughafen „Erfurt-Weimar“ - was auch immer der mit Weimar zu tun hat, er befindet sich sogar auf der von Weimar abgewandten Seite Erfurts - ist ein Paradebeispiel für sinnlose Flughäfen. Dass er ausgerechnet in Erfurt liegt verwundert also nicht. Was zur Hölle haben sich die Stadtplaner bei dieser Anlage gedacht? Der Flughafen ist nämlich genau so gerichtet, dass Starts und Landungen im Tiefflug direkt über der Innenstadt und den Wohngebieten der Stadt stattfinden. Nun gut, mag man meinen, es ging halt nicht anders, vielleicht auch wegen der Windrichtung. 1935 im Dritten Reich gebaut war der Flughafen eben schon mal da, wo er jetzt ist: in Bindersleben am Westrand der Stadt. Dann legte man ihn 1980 zu DDR-Zeiten wegen der Ölkrise dankenswerterweise stillgelegt. Erst nach der Wende wurde der Flughafen reaktiviert und sogar vergrößert. Man dachte, oder vielmehr „hoffte“ wohl auf einen Aufschwung und eine Stärkung des Standorts Thüringen und vor allem Erfurt. Zwar erhöhten sich angeblich die Fluggastzahlen zwischenzeitlich, aber dass der Geschäftsführer wegen Fälschung der Verkehrszahlen kurz darauf verhaftet wurde, spricht für sich. Mich wundert eher, dass das überhaupt rauskam, angesichts der sonstigen „Glanzleistungen“ der hiesigen Polizei. Aber die parkt ja auch ihre komplette Hubschrauberstaffel direkt daneben (zu Hubschraubereinsätzen vgl. Kapitel oben). „Immerhin landete der US-Präsident Barack Obama mal dort“, werden jetzt die Befürworter gröhlen. Dafür fliegt nach eigener Schätzung alle paar Tage mal ein gechartertes Flugzeug (nicht mal mehr Linienflüge!) in die Türkei und die Hauptverkehrszeiten merkt man gegen 01:00 und 05:00 – nachts!

     Im Jahr 2022 flogen jedenfalls 137.779 Passagiere dort los oder hin. Das sind aufgerundet 380 am Tag und bei fast einer voll ausgelasteten Boeing 737-700 (welche dort u. a. landen) ganze zwei Flugzeuge am Tag. Häufiger sieht man noch Militärmaschinen, Oldtimer und Kunstflieger am Himmel. Zudem fährt der Flughafen Verluste ein und kann sich nur noch über Zuschüsse am Leben halten. Und der BUND empfahl den Flughafen Erfurt-Weimar 2020 ausdrücklich zum Schutze der Umwelt zu schließen (https://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Erfurt-Weimar#Finanzierung_und_Probleme).

    Selbst Berlin hat bemerkt, wie störend erst der Flughafen Tempelhof in der Stadtmitte und dann Tegel am Nordwestrand der Stadt für die Anwohner war – und Tegel war wirklich enorm effektiv und seit den 70ern höchstgradig ausgelastet (https://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Berlin-Tegel#St%C3%A4rken_und_Schw%C3%A4chen_der_Anlage)! Daher mein Appell (an wen auch immer, denn die Stadt wird sich nicht drum scheren): Bitte schließt endlich diesen unnützen Flughafen, selbst wenn es der einzige in ganz Thüringen ist!

 

Lage des Erfurter Flughafens im Westen der Stadt
Lage des Erfurter Flughafens im Westen der Stadt

 

Schluss mit Lustig:

-          Manchmal wünschte ich mir eine Petition „Raserstopp“ oder „Verkehrswahnsinn“:

Denn viele Verkehrsteilnehmer sind einfach rücksichtslos, also Arschlöcher:

o   Motorräder (90 % Idioten):

§  unnütze, überflüssige Spaßmobile ohne Transportwert oder sonstigen Sinn;

§  welche die ohnehin voller werdenden Straßen auch noch mit Lärm, Gestank, überhöhter Geschwindigkeit, Abgasen und Stress durch zu dichtes Auffahren und herumliegende Leichen ehemaliger Motorradfahrer belästigen;

§  oft sogar ohne passende Schutzausrüstung und manchmal sogar ohne Helm;

§  sowie ohne vorderes Nummernschild, so dass sie hervorragend rasen können, ohne geblitzt zu werden, sich durch Staus drängeln oder an den Ampeln vorfahren und die vorderen Autofahrer - oder noch ungeschützteren Fahrradfahrer - mit ihren Abgasen zuquarzen und

§  unbehelligt über Fußwege fahren oder ohne sich umzuschauen in die Kurven legen können sowie

§  oft sogar kostenlos auf Parkplätzen parken oder als einzelne Motorräder die Autoparklätze versperren (meist natürlich auch ohne Parkgebühr zu zahlen), einfach weil sie an den Schranken vorbei passen.

o   Scooter (nicht die Band!) (80 % Idioten):

§  überall rumstehend;

§  nicht damit umgehen könnend.

o   Fahrräder (50 % Idioten):

§  auf Fußwegen fahrende Belästigung;

§  meist ohne Helm unterwegs (also auch noch sich selbst gefährdend);

§  neuerdings blinkende Lichter mit Gefahr der Reizüberflutung bis hin zur Epilepsie.

o   Autofahrer (20 % Idioten):

drängelnde, auffahrende, überholende Idioten: daher: Maximaltempo 120 km/h auf Autobahnen!

o   Fußgänger (1 % Idioten): freiwillig vor Autos springend, um sie zu erschrecken, Klimakleber.

Wenn denn Petitionen etwas bringen würden – was sonst noch? Ach ja:

o   Straßenschilder, die mehrdeutig, unverständlich und überflüssig sind oder ganz fehlen (besonders wird an Spiegeln gespart, die vielerorts das gefahrlosere Ausfahren aus Einfahrten erleichtern würden).

 

-         Die Verkehrssituation in Sachsen ist zwar allgemein schlimmer, weil sie dort von Egoismus geprägt ist. Aber hier bietet allein die schlecht angelegte Infrastruktur die nötigen Fallen, um aggressiv zu werden und es auch an den anderen Verkehrseilnehmern auszulassen.

      Die einzig vernünftige Lösung lautet daher: Autonomes Fahren - Komplett selbstfahrender Verkehr!

      (übrigens am besten auch für Radfahrer!)

 

3.      Die Stadt im Allgemeinen:

-          Fangen wir mit der Mafia an:

Dass sich am Fischmarkt die kalabrische Mafia ’Ndrangheta eingenistet und beinahe sämtliche Häuser aufgekauft hat, ist mittlerweile bekannt (z. B.: https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mafia-ndrangheta-erfurt100.html, https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-02/ndrangheta-erfurt-mafia-deutschland/seite-3) und auch der damalige Bürgermeister findet heute daran nichts verwerfliches, solange die Gebäude nach der Wende durch das gewaschene Geld wieder in Schuss sind (https://www.facebook.com/MDRThueringen/videos/ex-ob-ruge-sah-kein-mafia-problem-in-erfurt/166336258679358/). Gleichzeitig setzte sich die russische Mafia im Erfurter Norden fest (dessen Zentrum um die Moskauer Straße eher zufällig zusammenliegt). Seit allerdings die arabische Mafia ihre Ableger aus Berlin her sendet, spürt man die Präsenz an den Auseinandersetzungen nicht nur zwischen den Clans und Mafia-Familien, sondern auch an den Überfällen und Angriffen auf die Zivilbevölkerung. Während sich italienische, russische, vietnamesische und sogar türkische Banden mit ihren Machenschaften noch einigermaßen aus dem alltäglichen Leben zurückhielten, mischen sich Araber und wohl auch zentralasiatische Familien (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-02/ndrangheta-erfurt-mafia-deutschland/seite-1) in die Angelegenheiten der Heimatbevölkerung ein und machen auf dicke Hose.  Dabei stellen die Touristen- und Einkaufszentren zwischen Anger und Hauptbahnhof besondere Brennpunkte dieser Aktivitäten dar, was für eine Untergrundorganisation äußerst dämlich ist. Wenn sie beispielsweise glauben mit ihrer Pizza (mit besten Grüßen der italienischen Mafia) im schwarzen S-Klasse-Benz die Ringstraße einfach blockieren zu können oder Einbahnstraßen stundenlang mit Lieferwägen zuparken, erregen sie genau die Aufmerksamkeit, die eine ordentliche Mafia gerade nicht brauchen kann. Sie müssen also noch viel lernen.

Mittlerweile fragt sich sogar die ’Ndrangheta, ob es in Erfurt noch sicher ist (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-02/ndrangheta-erfurt-mafia-deutschland/seite-2). Spätestens das sollte die Behörden alarmieren.

 

-          … und gehen direkt weiter über den Erfurter Hauptbahnhof zum Anger:

Wenn man es als Fußgänger in einer Grünphase nicht mal mehr auf die andere Straßenseite schafft, noch dazu in der Straßenmitte auf einer Verkehrsinsel stehen bleiben und sich von Abgasen, Lärm und Autos umfahren lassen muss, geht man lieber irgendwo anders ohne Ampel und auf eigene Verantwortung über die Straße. Das ist der Hauptbahnhof. So viel zum harmlosen Teil.

Ähnlich gebaut wurde wie andere deutsche Großprojekte wurde auch der Erfurter Hauptbahnhof nach meiner eigenen Beobachtung letztlich gut zehn Jahre Bauzeit erneuert. Dafür ist es einigermaßen gut gelungen. Was den Rest des Hauptbahnhofs angeht patrouilliert die Polizei nicht grundlos regelmäßig und doch noch zu wenig über sein Pflaster und den Vorplatz. Wendet man sich dann noch zum Anger wird es nur schlimmer: Zwar kommt man noch am Juri-Gargarin-Massenwohngrab vorbei und glaubt sich - neben dem Moskauer Platz und praktisch ganz Erfurt-Nord - in tiefsten DDR-Zeiten zu befinden, läuft aber schon bald in die moderne Kriminalität globaler Großstädte hinein. Wöchentliche Schlägereien, Messerstechereien und Gewaltdelikte sind an der Tagesordnung – da sind die verbalen Attacken nervtötender Aktivisten völlig überflüssiger Geldschneiderfirmen noch nicht eingerechnet. Was in Berlin zum arabischen und orientalischen Weltbürger nicht gereicht hat, wird nach Erfurt zum Anlernen für kriminelle Tätigkeiten abgeschoben. Ich gehe hier nicht von der Kriminalstatistik aus, sondern von der gefühlten Gefahr. In Berlin empfand ich es angenehmer als in Erfurt, obwohl oder gerade weil Berlin größer und multikultureller war. Es gab mehr Rückzugsorte, mehr Fläche, mehr Ruhe, mehr Toleranz. Man konnte Konflikten eher aus dem Weg gehen. Erfurt ist dagegen ein Ballungszentrum des Bösen – nicht nur der Mafia, sondern eben auch der Behörden und letztlich der eigenen Bevölkerung.

Wenn Städte wie Erfurt nicht auf solche Konflikte reagieren, wird das Leben unerträglich und dann passieren auch mehr Terroranschläge, Amokläufe, Selbstmorde, stressbedingte Ausfälle, usw. und die Gesellschaft wird umso mehr gespalten. Eine Stadt zu leiten ist überhaupt nicht einfach! Umso wichtiger sind Experten sowie kompetente Planer und Regierende. Erfurt hat leider beides nicht, nicht einmal ansatzweise.

Befragungen der Bevölkerung sind eher ein Alibi: Man soll sagen, was einen stört, aber man soll nicht meckern und alles tolerieren. Tatsächlich wurde ich auch zufällig zur Bürgerbefragung ausgewählt – nur schade, dass man im Fragebogen keine allzu ausführlichen Erläuterungen abgeben konnte. Und dass er sich nur auf die Innenstadt bezog, mit teils absurd unwichtigen Fragen, während das wirklich Entscheidende ausgelassen wurde (z. B. ob man die Stadt nicht lieber abreißen und neu bauen sollte). Das hätte wohl das Freiporto und die Postboten körperlich überfordert. Dieser Bericht hätte somit 1:1 übernommen werden können, „liebe“ Stadt Erfurt.

Auch die Polizei scheint sich für die Meinung und Belange der Bürger zu interessieren, denn es wird nachgefragt und erklärt, warum die Dinge so sind wie sie sind – also scheiße. Allerdings werden dabei meist Ausflüchte und Rechtfertigungen gesucht oder die Tatsachen und Meinungen so verdreht, dass die Sachlage aus Sicht der Stadt oder Polizei wieder richtig aussieht. Schade, denn sonst hätte man wirklich einen Bürgerdialog erreicht. Aber dieser ist ohnehin in einer offenen Plattform mit öffentlichen Verbesserungsvorschlägen und Antworten der öffentlichen Stellen besser zu erreichen.

Folglich halte ich fest: Die gesamte Stadt ist der Meinung: „Frag ruhig – aber wundere dich nicht, wenn es keiner beantworten will oder man dir vorwirft zu oft zu fragen oder eher: wegen jeder Kleinigkeit zu fragen. Also lasse es besser bleiben und freue dich am qualvollen Sterben. Denn irgendwann ist es (hoffentlich) zu Ende.“

Also wo ist das richtige Maß? Wer kennt es? Niemand, und deshalb ist Toleranz so wichtig. Probleme offen und ruhig ohne Vorwürfe anzusprechen zeugt von einem freundlichen Miteinander, wie unter Freunden. Wenn die Stadt das aber nur abwehrt, um sich selbst zu feiern (z. B. als Touristenmagnet) oder um unangenehme Arbeit zu vermeiden, häufen sich Konflikte nur an. Außerdem führen unbeantwortete Anfragen und abgewehrte Beschwerden zu Frust bei Bürgern, weil sie nicht ernst genommen werden und es bilden sich Parallelgesellschaften wie die Mafia oder Subkulturen wie Querdenker, Pegida, usw. durch die (ungewollte) Spaltung der Gesellschaft aufgrund ungelöster Konflikte, vor allem in den Städten. Deshalb sind Dörfer konservativer, ruhiger und für manche Altgewordene - wie mich - attraktiver. Solche Gedanken erkenne ich vor allem bei älteren Kollegen. Werde ich jetzt also genauso konservativ und menschenfeindlich? Und warum ist das so? Oder noch schlimmer: Ist es vielleicht sogar berechtigt?

Wie kommt es, dass ich so denke und konservativer werde? Da hilft auch keine wissenschaftliche Ausbildung und kein Doktortitel. Das ist eine persönliche Entwicklung und trotz aller Individualität ist diese Ansicht den Ansichten vieler anderer konservativer Menschen sehr ähnlich. Dabei will ich gar nicht konservativ werden, sondern offen für Veränderung und Verbesserung bleiben. Aber irgendwann verlässt einen die Kraft sich ständig verbessern zu müssen, sich mit den Behörden rumärgern und Ausreden schlucken zu müssen und man akzeptiert die Gegebenheiten, ohne sich noch öffentlich beschweren oder etwas ändern zu wollen. Man wird konservativ. Außer … es stört zu sehr und gefährdet das sichere Leben oder sogar das Überleben. Dann wird man Amokläufer, oder Terrorist, oder Systemkritiker oder mürrisch. Genau das ist in Erfurt für mich der Fall, wie für viele andere auch, die frustriert durch die Straßen laufen und dabei ständig fast über den Haufen gefahren werden.  Dabei wären wir bei der:

 

-          Rücksichtslosigkeit:

    Man soll sich nicht nur aufregen oder patzig reagieren, heißt es, sondern mit den Leuten reden. Aber wenn niemand da ist und nur die Einfahrt zur Haustür blockiert wird oder andere gleich angepisst und aggressiv auf einen zu kommen – was hilft es mit der Luft zu reden?

    Eine Beschwerde ist nämlich genauso sinnlos: denn bei wem denn? Bei der Stadt etwa? Oder sogar bei ihren zuständigen Stellen wie Ordnungsamt, Polizei oder Bürgerbüro? Ha! Höchstens ein müdes Lächeln wird da kommen – wenn man Glück hat. Denn meistens ist einfach niemand zu erreichen oder einfach nicht zuständig. Falls doch, kriegt man Wochen später mal einen Anruf oder einen Besuch, bei dem man natürlich gerade nicht zuhause ist, um den Sachverhalt zu klären und weil niemand angetroffen wurde, hat sich der Fall erledigt. Schönen Tag noch!

Bloß der Frust steigt immer weiter bei allen Beteiligten. Dass dies auch bei städtischen Angestellten - euren Leuten, „liebe“ Stadt Erfurt! - der Fall ist, zeigen folgende beiden Anekdoten, die zum gleichen Vorgang am gleichen Tag gehören (einer dieser Tage, die man am liebsten schon morgens in der Latrine entsorgen würde):

 

1. Fall: Konkret: ein improvisiertes Halteverbot blockiert zwei Parkplätze unserer eh schon völlig überfüllten Einbahnstraße. Parkplätze im Hinterhof hat nur, wer beim Bau des Hauses schon dabei war (also vor ca. 115 Jahren) oder einen von diesen Leuten beerbt hat. Nachdem zwei Tage lang dort im Halteverbot nichts passiert ist, stellte ich das Auto eben dort ab. Zweimal. Nach dem ersten Mal wird Viki - zugebenermaßen freundlich - darauf hingewiesen, dass hier eine Holzlieferung anstünde. Nachdem den ganzen Tag wieder nichts geschieht, räume ich die Mülltonnen beiseite und stelle mich erneut mit dem Auto an die gleiche Stelle. Kurz darauf klingelt es bei uns, ich möge mein Auto bitte wegräumen. Da habe ich bereits einen Nachmittag an Telefonaten bei Ordnungsämtern, Tiefbauamt und Stadtverwaltung hinter mir, die mir entweder sagen, sie seien nicht zuständig oder mich ans - im Übrigen seit über 15 Jahren nicht mehr existente - Umweltamt verweisen (womit eigentlich die Abfallbehörde gemeint ist!), weil die für die Absperrung verwendeten Mülltonnen nicht auf der Straße stehen dürften ^^ Nebenbei: Wen interessieren hier die Mülltonnen? Egal, schließlich lenke ich zum Wohle aller Beteiligten und nicht zuletzt meiner eigenen Nerven ein und will das Auto zur Seite fahren. Auf die Frage, wohin ich denn ausweichen könne, weil ja nirgends ein Parkplatz bereit steht (zur Erinnerung: weshalb ich ja überhaupt die Mülltonnen zur Seite schob), wird mir die Einfahrt zum Hinterhof unseres Hauses zugewiesen – häh? >Parke ich jetzt etwa auch schon Einfahrten zu?< >Na im Hinterhof wären doch Parkplätze< – >Ja, aber leider nicht für mich!> <Na, dann gegenüber beim Nachbarhaus< – >Nein, da steht nämlich explizit ein Verbotsschild für unberechtigtes Parken!< > Na, aber …< >Nix aber!< >Dann halt um die Ecke – bei den Mülltonnen.< Schön, aber dann: kommt ein Geländewagen mit einem Anhänger voll Holz, der bequem auch in die Einfahrt zum Hinterhof hätte fahren oder über den Fußweg zurücksetzen und … in dem Moment fährt der eigenmächtige Parkplatzplatzhalter mit seinem eigenen Auto vor mir raus, um dem Holzlieferanten Platz zu machen – … ???? Wofür also bitte die zweitätige Absperrung? Zu allem Überdruss beschwert sich der Holzlieferant noch über Menschen die ständig neben solchen Lieferungen stehen und nicht mal mit anpacken würden – wohlgemerkt halbe Baumstämme. Ja ist es denn meine Lieferung? Habe ich denn darum gebeten für Rücksichtslosigkeit auch noch meine Gesundheit zu ruinieren und dem dritten Leistenbruch ins Auge zu sehen?? Oder stehe ich hier zum Spaß und aus Langeweile?

 

-          Gegenseitiges Anscheißen:

Normalerweise würde ich sagen: leben und leben lassen. Wenn mich also etwas nicht direkt betrifft, sondern ich einen Ordnungsverstoß lediglich beobachte, beschwere ich mich nicht darüber. Wenn ich allerdings einen Schaden dadurch erleide - und sei es nur keinen Parkplatz zu finden, weil jemand sinnlos die Straße sperrt oder ich nicht vorwärts komme, weil gerade jemand eine Einfahrt zuparkt, dann lasse ich mir das nicht gefallen. Wer dann kommt und meint „Beschweren ist nichts anderes als kleinliches Petzen.“ oder „Beschwerden sind lediglich hilflose Beweise der eigenen Unzulänglichkeit.“ dann entgegne ich: Nö. Denn man kann - ohne roher und zugegeben manchmal in der Fantasie befreiender Gewaltanwendung - einfach nichts anderes machen als sich bei übergeordneten Stellen zu beschweren, wenn niemand anderes da ist oder wenn irgendwo ein Auto im Weg steht (falls man nicht in amerikanischer Manier ein Schnellfeuergewehr aus dem Kofferraum ziehen und alles platt ballern will). Man kann auch niemanden zur Rechenschaft ziehen, wenn die Straßen einfach dumm geplant wurden. Da mögen Beschwerden kleinlich, spießig und typisch deutsch klingen: Aber so ist es nun mal leider, in Deutschland. Und wenn man nicht jedem ständig die Fresse polieren will, muss man sich beschweren. Klar, der Tonfall macht vieles aus. Irgendwann reißt aber jedem der Geduldsfaden und so dick kann kein Nervenfaden der Welt sein, dass es dem Wahnsinn in Erfurt stand hielte. Die fünf Sinne, die eingefleischte Erfurter ausbilden, sind daher auch in dieser Reihenfolge: Leichtsinn, Unsinn, Irrsinn, Blödsinn und am Ende eben der Wahnsinn. Wenn man längere Zeit in der Stadt überlebt, kommt auch noch der Stumpfsinn hinzu, um das ganze auszuhalten.

 

-          Zuständigkeit:

    Ein generelles Problem ist die Zuständigkeitsschleife: Man will schon keine Selbstjustiz üben und wendet sich daher rechtsstaatlich an die volksvertretenden Behörden:

o   2. Fall, gleicher Tag wie beim 1.: Das Ordnungsamt in Erfurt existiert allerdings nicht mehr, es wird alles zum Bürgeramt weitergeleitet. Dort leitet man an irgendein anderes Amt weiter, weil man offenbar keine Arbeit haben will und das andere Amt sagt natürlich, dass es nicht zuständig ist und man soll beim Ordnungsamt anrufen - was es ja nicht mehr gibt (so wie übrigens und bereits erwähnt das Umweltamt). Als ich dann mal irgendetwas am Telefon habe, was einem Ordnungsamt wohl ähnlich kommt, wird der Vorgang „aufgenommen“, was wahrscheinlich so viel bedeutet wie: fein säuberlich in den Papierkorb abgelegt. Jemand von der Stadt, der sich dann aber doch mal kurz Zeit nimmt, um mich anzuhören, meint, dass er - oh Wunder - genauso genervt von den vielen Dingen wie in dem Fall den rücksichtslosen Fahrradfahrern sei. Aber: man solle sich mal in den Arbeitskreis „Radfahren“ reinsetzen – da kriege man die blanke Krätze! Mich wundert’s nicht. Aber wir ziehen eh bald weg, meine ich. „Auch, noch jemand“, glaube ich ein Seufzen zu hören. Im Übrigen werde ich mit meiner Anfrage auf den Abteilungsleiter verwiesen, dessen Nummer wohl aus gutem Grund nicht im Netz zu finden ist, außer hier: 0361 6557870. Auf ein fröhliches Durchläuten – falls die Nummer noch aktuell sein sollte ;) Nur wird wohl auch hier - wie bei mir - niemand den Hörer abnehmen und die hohe Kunst eines schrillenden Telefons in meditativer Versenkung zu ignorieren üben.

o   Die Führerscheinstelle schießt noch einen anderen Vogel ab: dort sitzt ein körperlich beeinträchtigter Mensch, den man ruhig aber auch als Behinderten bezeichnen könnte, selbst wenn man damit Gefahr liefe, ihm auch eine geistige Minderbemittlung zu unterstellen:

Ich muss / will meinen LKW-Führerschein verlängern lassen, weil man das ab Klasse C alle fünf Jahre machen muss. In Berlin war das kein Problem, aber in Erfurt – macht man daraus ein Drama. Denn für den Schein ist ein ärztliches Attest und ein Augengutachten nötig. Beides kostet extra. Ist schon an sich nicht schön. Aber weil ich zum Autofahren eine Brille trage, steht auf dem Augengutachten drauf: „Nachprüfung 09/2027“. Denn dann ist die nächste Führerscheinverlängerung fällig und ein neues Augengutachten wird erstellt. Die Führerscheinstelle interpretiert diese Auflage jedoch völlig aus der Luft gegriffen dahingegehend, dass bei mir ein schwerwiegendes Augenleiden vorläge und knallt mir deshalb eine Auflage in die Akte, wodurch ich gezwungen bin auch den PKW-Führerschein alle fünf Jahre neu beantragen zu müssen – natürlich ebenfalls mit kostspieligem Augengutachten! Andernfalls würde ich den Führerschein auch für das Auto verlieren. Auf Nachfrage was das soll, heißt es frech, ich wäre nicht der erste (spätestens da sollte man sich als Beamter doch mal kritisch selbst hinterfragen) und ich solle das mit meinem Augenarzt klären. Der ist natürlich genauso verwundert und stellt mir - gegen Gebühr und auf mehrmaliges Drängen - schließlich eine Bescheinigung aus, dass ich tatsächlich kein schwerwiegendes Augenleiden erdulden muss, sondern nur eine Brille.

Diese irrsinnige Rennerei zwischen Augenarzt und Führerscheinstelle, verbunden mit Zeit, Geld und Nervenaufwand ist nur wieder typisch für die total verkorkste Verwaltung in Erfurt. Zumal man dann noch als Bürger und Antragsteller mit Aggressionen in Form verbaler Ausfälle seitens der Verwaltung gestraft wird, weil man nachfragt und die Abläufe und sinnbefreite Unlogik nicht nachvollziehen kann.

 

Fragen an die Stadt und andere Behörden und Verwaltungen:

Warum muss es immer Lobbygruppen mit Interessen gegen die Allgemeinheit geben? Wieso kann nicht einfach die Vernunft siegen? Kindern würde man an dieser Stelle Egoismus und fehlende Weitsicht zugestehen, aber doch nicht erwachsenen Menschen, noch dazu in der öffentlichen Verwaltung  – oder ist das ein Anzeichen dafür, dass die gesamte Menschheit noch nicht erwachsen ist und sich die erwachsenen Menschen im Mob der Psychologie der Masse unterwerfen, also der Gruppendynamik?

 

-          Haus und Nachbarschaft:

      Weniger ein Problem der Stadt als der Hausverwaltungsfirma ist die Organisation der Hausgemeinschaft. An sich ist in unserem Haus das Miteinander eigentlich in Ordnung. Zwar wurde beim Nachbarn bereits zweimal eingebrochen, weshalb er seine Haustür zu einem Hochsicherheitstresor umgebaut hat. Aber derartige Probleme treffen uns während unserer Wohnzeit dort nicht.

o   Problematisch ist eher die Bausubstanz aus dem Jahre 1905, die nach dem Krieg wohl mit Straßendreck restauriert wurde. Klar, es ist ein Altbau mit 3,40 m hohen Decken und deshalb kaum warm zu kriegen. Wenn dann im Mietvertrag steht man sei verpflichtet die Räume auf mindestens 21 °C aufzuheizen, ist das während der Gaspreiskrise durch den Ukraine-Russland-Krieg und in Zeiten der Klimaerwärmung fast schon grotesk. Aber ja, es dient der Schimmelvorbeugung. Sinnvoller wäre es dagegen eine Zwischendecke einzuziehen, um nicht sinnloserweise die Räume dort oben zu heizen, wo es niemandem nützt und unten dennoch zu frieren. Oder eine gescheite Fassadendämmung anzubringen. Oder die Heizkörper aus der Wand rausnehmen und vor die Wand setzen, um nicht die Umwelt zu heizen. Oder Durchlauferhitzer für jede Wohnung anschaffen und Fernwärme statt einer Gastherme nutzen. Oder für das Dachgeschoss eine Dachsparrendämmung, damit die Leute oben gerade im Sommer nicht den Hitzetod sterben. Was mich auf eine Anekdote bringt, die ich während einer Weiterbildung hörte:

„Bei mir ist es immer Sommer unterm Dach so heiß, dass neulich zwei Hobbits klingelten und fragen, ob sie hier bloß den einen Ring ins Feuer werfen könnten.“

o   Alle vier Wochen wird der Papiermüll entleert – bei elf Parteien sind das zwei kleine 240-Liter-Tonnen! Zum Glück gibt es in der Nachbarstraße einen großen, öffentlichen Papiercontainer, sonst müssten wir in der Wohnung ein Feuer machen. Einen Balkon haben wir nämlich nicht.

o   Garagen und Stellplätze gibt es normalerweise elf Stück für elf Parteien, aber keine einzige Abstellmöglichkeit gehört zu unserer Wohnung. Denn manch anderer gebietet über zwei oder mehr Parkplätze / Garagenplätze. Auch noch ehemalige Mieter behalten ihre Garage oder ganz und gar Externe parken lustig vor sich hin, so dass viele Mieter trotzdem die knapp bemessenen Straßen zuparken müssen.

o   Der hauseigene Elektriker war im wahrsten Sinne „spannend“: Ein Überspannungsstromschlag musste wohl seine Persönlichkeit aufgespalten haben, denn er redete während der Arbeiten ständig mit sich selbst: gollumartig aufgeteilt in Rede und Gegenrede. Außerdem regte er sich über die unlogischen Arbeiten und verkehrten Anschlüsse seines Vorgängers auf, wobei er zuvor am Satzanfang erwähnte, dass er hier die Leitungen verlegt hätte. Ein neuer Termin würde übrigens nur ein Jahr im Voraus gemacht.

o   Nebenbei gibt es ein Unternehmen, welches den Krieg um den Glasfaserausbau mit massiven Werbekampagnen betreibt: die „Deutsche Giganetz“. Ich wurde über eine zufällige Bekanntschaft darauf aufmerksam und wollte mich schon aufgrund des horrenden Gehaltes dort bewerben, als ich zunächst durch die seltsamen Geschäftspraktiken beim Bewerbungsverfahren und später dann im Geschäftsgebaren aufhorchte. Einige Unternehmen konkurrieren nicht nur in Thüringen derzeit um den lukrativen Glasfaserausbau, wie die Telekom, 1&1, die Thüringer Netkom, usw. Aber kein Unternehmen geht dermaßen aggressiv bei der Kundenakquise vor wie die Deutsche Giganetz. Neben Werbungen an jeder Haltestelle, auf Blumenschildchen im Park und sogar auf Brötchentüten (Viki meinte, sie verschenken demnächst wahrscheinlich bedruckte Bettvorleger), haben sie ein offizielles Schreiben der Stadt Erfurt mit Drängen auf Vertragsabschluss bei der Deutschen Giganetz dermaßen schlecht kopiert, dass man glauben musste es mit einer Fälschung im Namen des Oberbürgermeisters (OB) zu tun zu haben. Erst auf Nachfrage beim örtlichen Industrietampon (= OB) kam eine Bestätigung der Richtigkeit des Schreibens zurück. In unserem Hausflur hing eines Tages sogar schon ein Zettel mit dem Ansprechpartner der Deutschen Giganetz, obwohl noch niemand dort einen Vertrag unterzeichnet hatte und es auch gar nicht gekonnt hätte, weil es noch keine gab. Die öffentliche Informationsveranstaltung wurde ja einige Tage vor dem Anschreiben abgehalten. Gleichzeitig wurde im Anschreiben der Stadt damit gedroht, dass bei Verweigerung des Vertrages zukünftig kein Internet mehr verfügbar wäre. Das Unternehmen existiert im Übrigen nach eigenen Angaben seit 2020 und wird anscheinend von einem internationalen Bankenkonsortium kofinanziert (https://www.finanzwelt.de/post/deutsche-giganetz-investitionskredite-fur-glasfaserausbau). Wenn es nicht schon eine massive Präsenz verschiedener Mafias in Erfurt gäbe, würde ich in der Deutschen Giganetz deren offensichtliche Vertreter sehen.

o   Übersinnlich erscheint folgende vampirartige Begebenheit: Die Nachbarin über uns beginnt jede Nacht Punkt 22:00 Uhr mit dem Stühlerücken und manchmal hört man Türen knarren, als ob gerade ein Sarg geöffnet wird. Wahrscheinlicher ist dagegen schon eher, dass sie einer Séance gleich während der Corona-Pandemie eine Telefonkonferenz mit Amerikanern führt, wenn sie ruft „Here is Maria speaking – Joseph, are you there? Jesus, I can’t see you, yet! Uh, doesn’t matter. Please contact Magdalena and turn on her avatar. And use your voice and turn off your visibility. That’s just bad for the transfer, anyway.“ (zu Dt.: „Hier spricht Maria – Joseph, bist du da? Mist, ich kann dich noch nicht sehen. Ach egal, bitte verständige Magdalena und schalte ihr Symbol ein. Un nutze deine Stimmfunktion, ich muss dich nicht unbedingt sehen. Das ist sowieso nur schlecht für die Übertragung.“). Bis 4:00 Uhr früh hört man schaurige Geräusche, die entweder aus dem Fernseher kommen oder aber selbst erzeugt werden. Dann herrscht Ruhe und die Vorhänge sind zugezogen. Wenn das so weiter geht, müssen wir noch einmal ernsthaft mit ihr reden und ihr den Spiegel vorhalten.

Als sie neulich das Bein gebrochen hatte, sollten wir ihr jedenfalls vom Einkaufen Blutorangen, rote Bete, Erdbeeren, Tomatensaft, Fluorzahnpasta und Blutwurst mitbringen. Sie müsse mehr Farbe ins Gesicht kriegen und ihre dritten Eckzähne pflegen. Auf jeden Fall sollten wir beim Einkauf auf Knoblauch verzichten. Beim Abgeben der Lebensmittel in ihrer Wohnung roch es muffig und obwohl es drinnen durch die zugezogenen Gardinen sehr dunkel war, erkannten wir nur wenige Einrichtungsgegenstände in ihren riesigen Zimmern, die dadurch noch größer und bedrohlicher wirkten. Sie wollte uns schon kaum mehr gehen lassen und als wir mit Blick auf die späte Stunde doch fort mussten, wollte sie uns als Dank für die Einkäufe noch einmal kräftig um den Hals fallen, weil wir uns schon nicht aus dem Handgelenk lesen ließen. Beim Gehen fragte sie uns noch, ob wir jemanden wüssten, der Silberschmuck kaufen würde?

o   Die Wohnungsübergabe erfolgt glücklicherweise reibungslos, die Wohnung ist nach etwas über zwei Jahren im gleichen Zustand bzw. besser als zuvor. Wir haben nichts verändert und sogar die Türen - teils - neu gestrichen. Doch kurz darauf erhalten wir einen Brief zur „Mängelrüge“. Dort heißt es, wir hätten einen vergilbten Heizkörper streichen müssen und sollten das nachbessern, um die Kaution nicht an einen unnötig teuren Handwerksbetrieb zu verscheuern. In einer langen E-Mail erkläre ich der Bürotante, die den Brief schrieb, wie außerordentlich sinnbefreit ihr Anliegen ist und dass der betreffende Heizkörper gar nicht vergilbt sein könnte, weil er noch nie Sonnenlicht gesehen hat, da er auch noch in der Wand integriert ist, gefolgt von einem ausführlichen Rat zur weiteren, energetischen Sanierung mit Zwischendecke und Fassadendämmung (wie oben beschrieben). Erst auf den Hinweis, dass im Übergabeprotokoll „etwas vergilbt“ steht spricht sie noch einmal mit der Kollegin, die vor Ort war und lenkt ein. Das war vor einem halben Jahr. Auf die Kaution warten wir aber heute noch – selbst nach ungezählten Nachfragen und scheinbar willigen Überweisungszusicherungen.

 

2.      Meine Arbeit- und Lebenswelt in Erfurt:

Auf meinem Fußweg zur Arbeit werden mir die Zehen bereits an der Haustür von Radfahrern massiert und ich versuche in der 30er-Zone des Wohngebietes zwischen Straßenbahn, Bus, Radfahrerkolonnen und Lieferwägen mit Geschwindigkeiten von ca. 70 km/h zu überleben und vor dem Überqueren der Straße zwischen den Wohnmobilgettos hindurch irgendetwas zu erkennen – werde aber nur von dem sonnenhell blinkenden Scheinwerfer eines Radfahrers geblendet. Meine Strecke ist nicht weit: schon eine Straße weiter springe ich bereits panisch in eine Einfahrt, weil sich sowohl von vorn als auch von hinten auf einem ca. 1,30 Meter breiten Fußweg, der hier auch tatsächlich für Radfahrer offiziell nutzbar ist, zwei Fahrräder begegnen und aneinander vorbei wollen, ungeachtet der Hauptnutzer: den Fußgängern. Der Radfahrer hinten mir ignoriert mich völlig und wäre wohl auch in mich rein gefahren, wenn ich nicht wegen dem Radfahrer von vorn zur Seite gesprungen wäre, als mir der von vorn kommende Radfahrer noch hinterherruft, das Fußgänger immer nur im Weg stünden. Dabei sehe ich noch einen jugendlichen Radfahrer entgegen der Fahrtrichtung bei rot die Fußgängerampel queren, während ich fast von einem Jungen mit Roller überfahren werde, den der Rotlichtverstoß des Radfahrers ebenfalls interessiert (nur aus dem Blickwinkel der jugendlichen Bewunderung als Rebellion gegen vernünftige Regeln) und welcher mich deshalb nicht beachtet. Als ich erneut zur Seite springe, höre ich eine völlig unbeteiligte Mutter mich in meinem Schock noch vollnölen, wie es denn sein könne, dass ich fremde Kinder belästige und dass es eine Schande sei. ,Eine Schande ist es, sich in solchen Verhältnissen bewegen zu müssen‘, denke ich gerade angesichts der zu zwei Dritteln zugeparkten Gehwege in der nächsten Straße, während mir auch dort schon wieder ein Radfahrer auf dem restlichen Drittel entgegen kommt, dieses Mal allerdings mit Helm – und Kinderanhänger, gefolgt von einem Moped. Ist ja auch logisch, schließlich handelt es sich hier um eine kopfsteingepflasterte Einbahnstraße, auf der niemand gerne fährt. Aber ich bin froh, dass ich heute nicht ein paar Straßen weiter unterwegs bin, da dürfen nämlich neben Radfahrern auch Autos und Transporter über den Gehweg fahren, bevor sie über einen hohen Bordstein auf eine Hauptverkehrsstraße abbiegen müssen.

Ich freue mich schon auf mein 28 °C warmes und überfülltes Durchgangsbüro mit den unterfordernden sinnlos-Aufgaben, falls ich überhaupt heute etwas zu tun habe. Es ist Mai. Warum mache ich das hier noch mal? Und wozu lebe ich eigentlich?

 

Gehalts- und Verantwortungseingruppierungen im öffentlichen Dienst (TvÖD, TvL)
Gehalts- und Verantwortungseingruppierungen im öffentlichen Dienst (TvÖD, TvL)

 

         Ich habe keinerlei Entscheidungsgewalt und verstehe (besser: durchdringe) die Dinge nicht, die ich tun soll, weil auch meine Vorgesetzten sie nicht verstehen oder sich selbst nicht erklären können. Daher weiß ich nicht einmal was ich falsch mache, geschweige denn, ob ich es überhaupt falsch mache. Als wissenschaftlich ausgebildeter Mensch ist diese Art angestellten Arbeitens ohne Nachdenken über den Sinn tiefgreifend furchtbar. Gleichzeitig soll man aber mitdenken, nur eben nicht die grundlegenden Gründe hinterfragen oder nichts ändern wollen, was andere nicht anders sehen. Man soll perfekte Lösungen finden, die alles können, ohne Details zu kennen, weil die niemand kennt. Mit anderen Worten: es ist eine sinnlose Sisyphosaufgabe, bei der man nur verlieren kann, wenn man beginnt nachzudenken und sich verantwortlich zu fühlen.

Als Angestellter zwischen den Positionen eines „Stempelaffe“ bis zum „Arsch vom Dienst“ wurde ich jedenfalls auf der Arbeit nicht glücklich und am Wohnstandort Erfurt genauso wenig.

 

-          Wie zwangsläufiger Pessimismus und Frustration entstehen:

    Ein generelles Problem ist die Zuständigkeitsschleife: Man will schon keine Selbstjustiz üben und wendet sich daher rechtsstaatlich an die volksvertretenden Behörden:

      Da telefoniere ich mit den Großeltern und klage mein Leid, als es von der anderen, lebenserfahrenen Seite heißt:„Man muss sich an den kleinen Dingen erfreuen. Freut euch, dass ihr eine warme Wohnung habt…“

      „Wir wohnen im Altbau, mit drei Meter vierzig hohen Wänden, zugigen Fenstern und ohne Isolierung. Da wird es selbst bei voll aufgedrehter Heizung nicht wärmer als 19 °C.“

      „Immerhin seid ihr nicht obdachlos“, kontert die Stimme aus dem Hörer. Ich erwidere nüchtern:

     „Bei den Mietpreisen dauert das aber nicht mehr lange, bis wir einen Kredit für die Miete aufnehmen müssen. Das Haus ist über hundert Jahre alt, die Holzbalken im Boden halten kaum die Möbel aus, es bröckelt an allen Ecken und Enden, dass jeder Huster einem Erdbeben gleicht, die Wände wurden im Krieg mit Straßendreck verputzt  und die darin auftretenden Risse lassen Fenster überflüssig werden.“

      „Aber ihr habt genug zu essen“, höre ich das nächste Pseudofrohsinnsargument.

     „Man bekommt immer häufiger nur noch gammligen und hormonverseuchten Abfall zu kaufen“, erinnere ich, „die verdammten Veganer rauben einem auch noch die letzte Lebensfreude und die Lebensmittelpreise steigen ins Unermessliche, von ,Bionahrung’ ganz zu schweigen. Deswegen heißt es ja ,Mondpreise‘.“

      „Zumindest seid ihr gesund“, lautet der letzte Versuch, worauf ich antworte:

   „Ich bin seit drei Wochen mit einem Superinfekt, Angina, vielleicht noch Corona und wer weiß was krankgeschrieben.“

      Um vom Thema abzulenken wird noch gefragt:

„Was geht es eigentlich deinem Kaktus?“

„Der betet zu den Göttern“, kann die zynische Antwort nur noch lauten.

Die Ratlosigkeit am anderen Ende ist ohrenbetäubend still. Wenn man nicht wüsste, dass es tröstend gemeint ist, würde es wie blanker Hohn klingen. Klar, die Lebenszeit der alten Leutchen ist fast vorbei. Da juckt es sie immer weniger, wie die Welt zugrunde geht. Und ja: ich wurde auch nicht müde bei ihrem Lamentieren über die heutigen Verhältnisse zu predigen, wie gut es uns in Deutschland noch geht und dass ihnen die Umstände heute doch ziemlich egal sein können. Seltsamerweise wollen die anderen aber immer Recht behalten und nehmen dann stets die gegenteilige Ansicht ein. Scheinbar haben sie doch von mir gelernt!

 

-          Erkenntnisgewinn:

Der Konflikt zwischen Individuen wird in Ballungsräumen sehr deutlich: Einerseits sollen immer mehr Minderheiten bzw. Befindlichkeiten geschützt werden, also immer toleranter miteinander umgegangen werden (was prinzipiell gut ist). Andererseits muss dadurch immer mehr geregelt werden (was eher schlecht ist), um die Befindlichkeiten zu schützen und dann wird sich über Bürokratie und mangelnde Freiheit beschwert. „Aber meine Freiheit endet…“ eben nicht dort, wo die Freiheit des Nachbarn beginnt (sonst wäre es Anarchie, wenn der Nachbar nämlich stärker wäre und die Freiheitsgrenze vorschöbe). Sondern meine Freiheit endet an den Rechten des anderen, also an den Gesetzen, dem Staat, der Bürokratie. Umso wichtiger ist eine gut funktionierende Verwaltung, gerade in einer Demokratie und noch viel mehr in einem Rechtsstaat.

Beispiele:

o   Wenn ich mein Auto wild in der Gegend parke, ist das vielleicht ein Verstoß gegen das Gesetz, aber muss noch niemanden stören. Erst wenn jemand nicht mehr aus der Einfahrt rauskommt oder Rettungskräfte nicht mehr durchfahren können oder die Verkehrssicherheit beeinträchtigt wird und man umständlich drum herum fahren muss, störe ich die anderen – aber nicht in ihrer Freiheit, sondern in ihrem Recht. Denn sie hätten die Freiheit mein Auto zur Seite zu schieben, allerdings nicht das Recht dazu, denn das wäre Sachbeschädigung oder Diebstahl.

o   Wenn ich laut Musik höre - egal, ob in der Wohnung oder im Freien - nerve ich damit im Grunde immer andere, auch wenn ihnen meine Musik gefiele, weil sie sich entspannen wollen oder konzentrieren müssen. Bei welcher Dezibel-Grenze beginnt die Freiheit der anderen? Oder bei welcher Musikrichtung?

o   Wenn ich meinen Müll im Park hinterlasse, stört das erstmal niemanden direkt, aber die Umweltverpestung summiert sich und wirkt z. B. durch Mikroplastik später auf alle ein. Da hilft auch keine Freiheit des anderen, weil diese Grenze hierbei nicht sichtbar oder einhaltbar ist.

 

Das alles sind beispielhafte Konflikte durch zu viele Menschen auf zu engem Raum, also eher typische Stadtprobleme. Städte sind mit ihrer hohen Menschendichte immer Schmelztiegel von Meinungen und Ansichten. Mit zunehmendem Alter festigt sich aber die eigene Persönlichkeit und man nimmt andere Ansichten weniger an, stört sich jedoch umso mehr an fremden Ansichten. Es kostet Energie ständig zu hinterfragen, sich anzupassen und die Geschwindigkeit der Entwicklung in Städten ist hoch. Daher lebt das Alter eher auf dem Dorf und die Jugend zieht es in die Städte. Außerdem haben manche Menschen mehr Energie dazu, andere weniger. Ich jedenfalls fühle mich matt und alt. Die Konflikte werden mir in Städten zu viel, ich frage mich, wozu ich mich ständig anpassen und jeden Trend mitmachen muss. Ich will einfach meine Ruhe.

 

1.      Fazit eines ehemaligen Bürgers zu dieser Stadt:

Woran liegt es, dass Erfurt so scheiße ist? Sind es die christlichen Politiker oder die spießig-moralisierenden Beamten hier, die sich in guter, kirchlicher Tradition selbst nicht an das halten, was sie predigen? Ist es die dämliche Stadtplanung? Ist es eine bestimmte Stadtgröße, Bevölkerungsdichte oder Verwaltungseinheit, über der die Menschen nicht mehr miteinander klar kommen?

-     Sodom und Gomorrha waren ein Scheiß gegen diese Stadt, selbst Sin City wäre bloß ein Euphemismus für „Erfurt“. Das können auch die Erholungsinsel „EGA“ (Erfurter Gartenausstellung) und die vielen, gutgemachten Spielplätze nicht ausgleichen, wenn diese permanent durch Glassplitter Jugendlicher (und deren neuem Volkssport „Flaschenkrieg“) zum Spießrutenlauf für sämtliche Kleinkinder werden – nur als Info: das ältere „Flunkyball“ zielt auf Dosen oder Plastikflaschen, um Scherben zu vermeiden und kein gutes Bier zu verschütten! Aber weder Polizei noch Stadtverwaltung von Erfurt zeigen irgendeinen Anflug von Willen etwas zu tun. Wen wundert es eigentlich noch, in diesem Sündenpfuhl?

 

-          Die Lösung für Erfurt als Stadt? Ich sage: brennt sie nieder (im metaphorischen Sinn) und lasst den ascheverkohlten Krater als Mahnmal für spätere Generationen stehen.

      Dann kann über die Jahrhunderte Gras drüber wachsen. Eine Sanierung wie in Sachsen wäre hier zwecklos. Diese Altlast lässt man lieber verschollen. Vielleicht war das damals bei Troja genauso. Mit etwas Glück wird die Stadt ja aus dem Gedächtnis der Menschheit gestrichen, niemals von Archäologen ausgegraben oder zumindest ein Mythos wie Bielefeld, von dem man bald schon nicht mehr weiß, ob es wirklich einmal existierte. Vielleicht erbarmt sich auch ein etwaiger Gott, lässt diese Stadt das biblische Höllenschicksal Sodom und Gomorrhas erleben und ebnet sie babylongleich ein.

 

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Begründung:

Aufgrund der zahlreichen Angriffspunkte auf die Stadt können wir nicht auf Ihre sehr individuellen Erfahrungen eingehen. Daher lassen wir es.

Zudem hat unsere äußerst lebenswerte Heimatstadt - im Gegensatz zu anderen, minderwertigen Nachbarstädten, aus welchen Sie offenbar stammen und welche nicht einmal einen Hauptstadtstatus besitzen, sondern unnötigem Laster wie der Kunst, Wissenschaft oder Industrie gewidmet sind, statt wie wir, dem höchstheiligen Stand der politischen Beamten - keinen Mängelmelder. Folglich gibt es keine Mängel.

Offenbar können Sie sich bloß weder in unsere herrliche Stadt integrieren, noch sind Sie gewillt der Behördenwillkür willenlos willfährig sein. Daher müssen wir Sie zu Ihrem eigenen Bedauern rausschmeißen.

Wir erkennen Ihren Weggang ausnahmsweise in unserer - fast - unendlichen Güte an, ermuntern Sie aber uns daher wärmstens zu empfehlen. Gerne dürfen Sie sich nach Ihrem Ausscheiden wieder bei uns bewerben. Andernfalls können Sie natürlich auch nach Ihrem Ableben in einem etwaigen Jenseits ausschließlich und immerwährend positiv von uns berichten.

 

Rechtsbehelfsbelehrung:

Rechtliche Einwände können Sie ins Nirwana senden oder sich sonst wo hin schieben. Denn so etwas wird bei uns eh nicht gelesen. Außerdem sind unsere Anwälte so gut, dass Sie sowieso keine Chance haben, Sie Wurm!

Im Zuge des Fachkräftemangels sind wir im Übrigen gezwungen Sie auf eine mögliche Karriere bei uns hinzuweisen. Daher folgt abschließend noch einmal die Aufstellung unserer Einwohner- und Mitarbeiterregelungen (Anlage 1).

Falls Sie außerdem erwägen eine finanzielle Förderung zu beantragen, z. B. um eine von Erfurts schäbigen und dennoch völlig überteuerten Wohnungen über einen Förderkredit zu finanzieren, finden Sie dazu in Anlage 2 eine realistische Einschätzung unserer Mitarbeiter.

 

Anlage 1 – Mitarbeiterregelungen:

Kompetenzen:

Sie dürfen nichts eigenmächtig entscheiden, sind aber für die sämtliche Entscheidungen - auch inkompetenter und / oder impertinenter Nachbarn und Kollegen - verantwortlich. Das bedeutet sie machen Vorschläge, damit Ihre Stadträte bzw. Führungskräfte einen Vorschlag davon oder auch einen ganz anderen auswählen, selbst wenn sie diesen später dann zurücknehmen oder davon nichts mehr wissen. Es bedeutet außerdem indirekt auch, dass Sie für die Entscheidungen Ihrer Volksvertreter und Führungskräfte verantwortlich sind. Es sind ja schließlich Ihre Volksvertreter und Vorgesetzten. Lassen Sie sich nicht von etwaigen Widersprüchen in der vorgenannten Logik von Ihren Pflichten ablenken, wohl aber von Ihren Rechten wie gesetzlich vermögenswirksamen Leistungen, Kinderkranktagen oder gesicherten Bildungsurlaubsansprüchen.

Eigenmächtig E-Mails zu relevanten Aufgaben zu schreiben ist strengstens verboten und wird als Missbrauch der Bürgerfreiheiten bzw. der Arbeitsgerätschaften gewertet! Wer nicht mindestens auf eine zehnjährige Zugehörigkeit zur Nachbarschaft oder Belegschaft zählt, hat E-Mails mit erfahrenen Nachbarn oder Kollegen abzustimmen, auch wenn diese den Sachverhalt nicht im Geringsten kennen. Rufen Sie daher lieber an, denn das ist rechtlich nicht nachvollziehbar oder bindend, falls die Bitt- und Antragsteller etwas falsch verstehen sollten oder Sie selbst falsche Angaben machen. Auf diese Weise sichern wir uns rechtlich ab; alles andere obliegt den Antragstellern, welche schließlich ein Interesse am Antrag haben, sonst würden sie die mühsamen und nervtötenden Anforderungen nicht auf sich nehmen, um einen Antrag bei uns zu stellen.

 

Transparenz:

Bei uns wird Transparenz groß geschrieben (es ist schließlich ein Substantiv). Falls Sie dennoch eine unsichtbare Information suchen, wenden Sie sich bitte gerne an die den Ortsteilrat bzw. die Personalabteilung oder Ihre erfahrenen Nachbarn und Kollegen. Sie werden Ihnen bestimmt ungerne weiterhelfen. Wir bitten das etwaige Zähneknirschen über die hundertste Frage zum gleichen Sachverhalt zu entschuldigen, denn es kann durchaus sein, dass auch die Kollegen, die Personalabteilung, die Führungskräfte oder sonst niemand im Haus wirklich weiß, wie der jeweilige Sachverhalt geregelt ist. Schließlich kann nicht jeder Mitarbeiter jedes Detail genau kennen. Daher gibt es eine Auswahl zahlreicher Informationsquellen und mindestens fünf verschiedene Intranets mit jeweils eigenen Ordnungssystemen, Zugangsbeschränkungen, Quellen, teils widersprüchlichen Informationen – aber meist überhaupt keinen relevanten Informationen, weil z. B. die Suchfunktion nicht funktioniert oder die Struktur nicht verständlich ist und einer 30 Jahre alten Software aus den Anfängen der Digitalisierung entstammt. Falls Sie sich dann immer noch unsicher sind, wie Sie Ihr Anliegen zu bearbeiten haben oder weiter Informationen benötigen, fragen Sie bitte die restlichen Antragsteller, denn diese wissen aufgrund der oft jahrelangen Erfahrungen mit unsicheren und widersprüchlichen Informationen besser Bescheid und weisen Sie auch gerne auf jahrelange Fehler und falsch verstandene Gesetze in Ihrer Behörde hin.

 

Bekenntnis zur demokratischen Grundstruktur (Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Kleiderordnung und dem ganzen Kram):

Selbstverständlich existiert Religionsfreiheit unter den Mitarbeitern. Das heißt, man kann frei wählen seine Religion mindestens unter passiven Widerständen auszuüben oder eben nicht. Um Missverständnissen vorzubeugen, weisen wir daraufhin, dass unter „Religion“ im Folgenden der römisch-katholische Glaube verstanden wird. Alles andere ist unseriös. Heiden (hierunter fallen auch Atheisten, wobei solches Gesocks unter Heiden subsummiert werden kann) und andere werden im Übrigen freizügig toleriert, solange sie sich an christlichen Werten und Bräuchen orientieren. Zwangsweises Singen von Weihnachtsliedern wird in diesem Sinne als ein Ausdruck der Zughörigkeit und erfolgreichen Verleugnung der eigenen Überzeugungen gewertet, deren Ziel die völlige Konvertierung zum einzig wahren Glauben sein darf. Schließlich soll die langjährige Tradition unterwerfender Herrschaftsstrukturen auch zukünftig eine Knechtschaft (= funktionierende Hierarchie) gewährleisten können. Unsere Hierarchien sind im Übrigen modern, flach, einfach und verständlich aufgestellt und funktioniert wie folgt: Chef – Untergebener.

 

Meinungsfreiheit funktioniert ähnlich in Fortführung der schulischen Erziehung: Meinungen dürfen gerne offen geäußert werden, wobei bei falschen Meinungen mit Repressionen zu rechnen ist. Als „falsch“ sind hier sämtliche Meinungen zu betrachten, die nicht der Meinung der Mehrheit oder der Vorgesetzten entsprechen. Im Zweifel ist die Meinung mehrmals täglich zu ändern, um dem Allgemeinbild und den Vorgesetzten entgegen zu kommen. Dies verstehen wir als freie Entfaltung der Meinungsfreiheit und als Voraussetzung für ein erfolgreiches Fortkommen – entweder auf der Karriereleiter oder aus der Behörde im Sinne einer demokratischen Auslese (= alle gegen alle) statt despotischen Vorgaben (= Vorgesetzte gegen Untergebene).

Vorgaben und Interpretationen von gesetzlichen Regelungen können sich - wie die Meinung der Vorgesetzten und Kollegen - ebenfalls mehrfach täglich ändern und sind entsprechend anzupassen. Irritationen des Sachbearbeiters oder der Antragsteller sind zu übergehen, da Sachbearbeiter als wichtigste Ausführungseinheit ohnehin nicht selbstständig zu denken haben, es sei denn im Nachhinein wird ein Fehler des Vorgesetzten oder der Kollegen oder der Antragsteller oder der Gesetze oder des Wetters (= höhere Gewalt) festgestellt. Um Langeweile zu unterbinden und Flexibilität und Motivation im Arbeitsalltag zu integrieren, werden daher die meisten Aufgaben von gestern am nächsten Tag bereits wieder als überholt angesehen und sind erneut zu erledigen, frei nach dem Prinzip „stetige Wiederholungen stärkt das Gedächtnis“. Es gilt daher wie bereits erwähnt: Der Sachbearbeiter handelt in eigener Verantwortung aber ohne eigene Entscheidungsgewalt und ist daher wie ein Computer zu behandeln. Fehler, Übermüdung, Irritation durch unerlaubtes und falsches Mitdenken oder Unterlassen des richtigen Mitdenkens oder dergleichen werden im Gegensatz zu Computern allerdings nicht toleriert. Daher werden auch für piepslige Fusselarbeiten, die jeder Affe machen könnte, ausschließlich Sachbearbeiter mit Hochschulabschluss eingestellt, gerne auch mit Doktortitel (falls man solche Trottel findet, die sich jahrelang im Wissenschaftsbetrieb knechten lassen, nur um dann eine ohnehin völlig unterbezahlten Hilfsassistentenstelle in der Behörde anzunehmen; glücklicherweise ermöglicht der noch knebelndere Wissenschaftsmarkt derzeit genau diese Entwicklung), um der Behörde mehr Glanz bzw. Autorität zu verleihen – Ausnahmen bestätigen die Regel.

 

Eine Kleiderordnung wird in diesem Sinne als veraltet gewertet, da die Mehrheit der Behördenmitarbeiter aus Frauen besteht und diese individuell aufzutreten gewohnt sind. Männer halten sich dagegen bitte an die althergebrachten Strukturen, also Schlips und Kragen (möglichst steif), einen frisch gebohnerten Stock im Arsch sowie Feinstoffhosen mit Bügelfalte, nach 18:00 Smoking bzw. ggf. Frack. Bei anhaltenden Bürotemperaturen von über 40 °C an mindestens zehn Tagen in Folge darf der oberste Knopf des Jackets geöffnet werden, allerdings nur in unbeobachtbaren Einzelbüros (was fast auf niemanden zutreffen dürfte, wobei Vorgesetzte selbstverständlich ausgenommen werden, da sie sich an die freiwillige Kleiderordnung zu halten haben und ohnehin außertariflich und ohne Zeiterfassung beschäftig sind) und ohne Kontakt mit Werksfremden (welche die Büros ohnehin nicht betreten dürfen – mit Ausnahme von Putzkräften, denn die dürfen alles). Im Zuge der Klimaerwärmung ist der kritische Temperaturwert zukünftig allerdings um 10 °C nach oben zu korrigieren, um eine minimale Backofentemperatur zu erreichen. Wo kämen wir denn auch hin, wenn hier Geschlechter-Gleichberechtigung herrschen würde? Immerhin besteht die GleichberechtigungsbeauftragtIn auch nicht aus einem Mann, das wäre ja lachhaft, bei der Überzahl von weiblichen Mitarbeitern. Als Zugeständnis für die männlichen Teilnehmerinnen des Arbeitsalltags bildet das Schuhwerk die einzige Ausnahme, welches nach Belieben schäbig gewählt werden darf.

Privatgespräche und Privatgebrauch von Diensttelefonen, Computern und sämtlichen anderen Arbeitsgeräten sind schon aus Datenschutzgründen strengstens untersagt. In den geräumigen Großraumbüros ist insbesondere während der Wintermonate ein Nachbarbüro mit vielen Kollegen aufzusuchen, um sich gegenseitig zu wärmen, dadurch Heizkosten zu sparen, individuellen Coronainfektionen in Form von effektiven Gruppeninfektionen (Stichwort: Teamgeist) vorzubeugen und mit belanglosen Gesprächen von der Arbeit abzuhalten. Der dadurch und durch zusätzliche Telefonate und Abstimmungsgespräche sowie Flurgeräusche durch stets offene Türen (vgl. unsere „Politik der offenen Tür für jeden, außer Betriebsfremde und unerwünschte Personen“) anfallende Geräuschpegel ist zu billigen und kann mit konzentrierten Gedanken an die vor einem liegenden Aufgaben überdeckt werden. Warmes Wasser wird außerdem abgestellt (für immer, auch falls die Energiekosten wieder fallen, um in diesem Zuge auf den selbigen für Sparmaßnahmen aus Klimaschutzgründen aufzuspringen).

Aus Brandschutzgründen zählt auch das Aufladen von Handys oder die Benutzung von Wasserkochern oder Mikrowellen zu den unerwünschten Tätigkeiten. Wer der dadurch zwangsweisen Verköstigung der in Anbetracht der steigenden Preise bis zur Lächerlichkeit heruntersubventionierten Kantine sowie der durch Corona peinlichen Unterversorgung von Imbissständen in der näheren Umgebung entgehen möchte, kann sich Brote mitnehmen, die jedoch aus Gründen des versehentlichen oder in Anbetracht der Arbeitslast der Gefahr des absichtlichen Verschluckens nicht im Büro, auf den Gängen, im Hof (aus Rücksicht auf die Passanten) oder sonstigen Räumlichkeiten der Behörde zu sich genommen werden dürfen. Pausenräume oder nutzbare Teeküchen werden selbstverständlich nicht zu Verfügung gestellt. Pausen sind in den Büros dennoch einzuhalten (da allerdings in den Büros nichts gegessen werden darf, wird praktisch erwartet in den Pausen auch zu arbeiten, was auf zusätzliche, nicht erfasste und damit eigenverantwortliche Zwangsarbeitszeit hinausläuft), andernfalls werden sie von der bereits geleisteten Arbeitszeit rigoros abgezogen.

 

Das Personalbüro wünscht weiterhin eine angenehme Qual beim Sterben.

 

gez. der stellvertretende Praktikantenanwärter des auszubildenden Hilfsassis vom SvdJ

(Schef von det Janze)

 

Anlage 2 – Sinnhaftigkeit von Förderungen:

Förderung muss als sinnlos erachtet werden, wenn der Staat Zeit, Aufwand, Geduld und Geld verschwendet, indem er seine eigenen Angestellten nicht direkt bezahlt, sondern ausgliedert und die Bezahlung in verschiedenen Teilförderprogrammen selbst beantragen lässt! Überhaupt ist die Förderung ein reichlich sinnloser Verwaltungsaufwand, wenn es eigentlich darum geht Geld für bestimmte, politisch gewollte und durchaus sinnvolle Unterfangen unter die Leute zu bringen, obwohl man den Leuten nicht traut oder zutraut das Geld richtig zu verwenden. Nur deshalb müht man sich ab mit Förderinstituten diese Gelder immer und immer wieder zu prüfen und die Institute selbst wiederum zu prüfen, weil man ihnen auch nicht traut und das Ganze in einem Jahre später nach dem eigentlichen Vorhaben und der Auszahlung liegenden Verwendungsnachweis noch einmal feststellen zu müssen. Falls dann aber ein kleiner Verfahrensfehler auftritt, z. B. wegen einer falschen und damals anders bekannten Angabe in einem Vergabeverfahren, wird manchmal nicht nur die Fördersumme zurückgefordert, sondern obendrein noch 6 % Zinsen, die unter manchen Marktlagen und Leitzinsen völlig ungerechtfertigt erscheinen müssen und eher den Anschein tragen, dass das Institut dadurch seinen eigentlichen Gewinn erwirtschaftet.

Der Eigenanteil muss auch erst einmal aufgebracht werden, was von finanzschwachen Personen und Kommunen oft nicht geleistet werden kann.

Zudem werden die meisten Förderungen für Privatpersonen im Wohnungsbau nicht als Zuschüsse gewährt, sondern als Kreditvergünstigungen. Als jemand der dem Kapitalismus - sagen wir einmal vorsichtig - kritisch gegenübersteht und ökologisch wie ökonomisch nachhaltig leben möchte ist eine Kreditaufnahme allerdings inakzeptabel, so dass man lieber sein Leben lang in prekären Verhältnissen - sprich im Dreck - leben sollte als Schulden zu machen, von denen man nicht einmal weiß, ob sie je zurückgezahlt werden können oder ob währenddessen sogar der Gegenstand verloren wird, für den man diesen Kredit aufnimmt. Hinsichtlich des zuvor angesprochenen Risikos am Ende vielleicht noch Strafgebühren in Form von Rückzahlungszinsen abdrücken zu müssen, mutet das ganze Kreditgeschäft und damit auch die Kreditförderung wie ein unlauteres Glücksspiel an, bei dem nur die Bank gewinnt kann.

 


Man wird in Behörden, den Banken und der Politik wohl immer auf Karriereschweine treffen, also auf Arschlöcher. Aber in Erfurtsistan ist die Arschlochdichte einfach zu hoch und tangiert die 100 %.

Der „reale Irrsinn“ Erfurts (v. a. der Stadtplanung) drückt sich auch in gleich mehreren Extra3-Beiträgen wunderbar aus:

 

Gestörte Ruhebänke:

Bushaltestelle verkehrtherum:

Schlechte Lichter:


Erfurtsistans Bürgeramt mit Asterix‘ Augen: „Passierschein A38 …“ „Nein: A39, wie im Rundschreiben B65 festgelegt!“ ;)
Erfurtsistans Bürgeramt mit Asterix‘ Augen: „Passierschein A38 …“ „Nein: A39, wie im Rundschreiben B65 festgelegt!“ ;)

Meine Antwort auf diesen Zustand in Erfurtsistan kann nur lauten:

 

Ja leckt mich doch!

 

Oder besser:

 

Leckt euch doch selbst!

 

Erfurtsistan hat aus meiner Sicht zwei Optionen: Entweder gibt es eine radikale Änderung (z. B. den Austausch der gesamten Bevölkerung sowie der Stadtverwaltung) oder den Abriss. Alles andere bringt nichts.

 


Noch ein paar Fotos für die Touristen in Erfurt:

Hinterhofgarten, Juri-Gargarin-Ring, Thomaskirche mit Einschusslöchern
Hinterhofgarten, Juri-Gargarin-Ring, Thomaskirche mit Einschusslöchern
Vom Steigerwald, Angerbrunnen, Stiftsgasse
Vom Steigerwald, Angerbrunnen, Stiftsgasse
Krämerbrücke, Krämerbrückenaufgang, Kiepenkerl, Anger
Krämerbrücke, Krämerbrückenaufgang, Kiepenkerl, Anger
Fischmarkt, Rathaus am Fischmarkt, Haus Sonneborn (Die Partei, die Partei, die hat immer Recht … – ein Hoch auf jene, die’s verstehen ;)
Fischmarkt, Rathaus am Fischmarkt, Haus Sonneborn (Die Partei, die Partei, die hat immer Recht … – ein Hoch auf jene, die’s verstehen ;)
Zitadelle, Dom bei Nacht, Krämerbrücke vor Weihnachten
Zitadelle, Dom bei Nacht, Krämerbrücke vor Weihnachten
Treppe zur Hölle, Eislaufhalle, Domstufenfestspiele
Treppe zur Hölle, Eislaufhalle, Domstufenfestspiele
Dom und Domplatz
Dom und Domplatz
Blick nach Hochheim und Bischleben, Blick vom Petersberg, Kressepark
Blick nach Hochheim und Bischleben, Blick vom Petersberg, Kressepark
Das schönste von Erfurt: die Straße aus der Stadt (hier: Einfahrt von Haarberg)
Das schönste von Erfurt: die Straße aus der Stadt (hier: Einfahrt von Haarberg)

 

EGA:

 

Louisenpark und Dreibrunnenpark: