Die himmlischen Höhen über den Regenbögen

Patagoniens, am Ende der Welt

und die teuflischen Feuertiefen darunter…

 

Ein "Southern" über stille Vulkane, schwangere Gletscher, überschwemmte Wüste, süße Erdbeben, Guanacos in Karamellsoße mit Traubenschnaps und spätsommerliches Aprilwetter

 

(für Teil 2 siehe: "Patagonischer Norden")

Karte der gesamten Patagonienreise, grün: Exkursion (Kapitel I)
Karte der gesamten Patagonienreise, grün: Exkursion (Kapitel I)

Vorweg – den eigentlichen Text des Reisetagebuches im Stile eines Roadtrips durch Chile und Argentinien kann ich leider nicht mehr bieten. Zwar wurde von mir alles akribisch, chronologisch und in guter, deutscher Wissenschaftsmanier dokumentiert. Doch ein Chilene mit offensichtlicher Neigung zu verlängerten Fingern konnte das Ende leider nicht abwarten – das ist ein Hauptgrund für die reflektierte Darstellung der Geschehnisse statt der sofortigen Beschreibung. Dieser Umstand eröffnet aber gleichzeitig die Möglichkeit zu zeigen, was mit einem selbst auf Reisen passiert und warum das Reisen bildet, selbst wenn man etwas dabei verliert, wie ich meine Fotos der Hauptkamera von den ersten vier Wochen. Glücklicherweise war ich aber nicht allein unterwegs und bevor erste Lizenzzweifel auftreten sei erwähnt, dass alles Bildmaterial mit kameradschaftlicher Genehmigung meines Reisegenossen bereit gestellt wird. Dieser nennt sich kurz Basti (stets im bürokratischen Zwiespalt seinen Doppelnamen Bastian-David korrekt zensieren zu müssen, weil praktisch nie Zeit, Formularzeilenplatz oder Auslandsverständnis dieser Welt ausreichen um sich vollständig zu präsentieren).

Doch Basti als Bachelor der Geoökologie und ich als Master der gleichen Fachrichtung sind nicht die einzigen realen Personen, mit Nähe zu manch fiktiven Figuren auf dieser Reise. Denn neben dem eigentlichen Sinn einer Exkursion über Moore in Patagonien bildet der Großteil dieser Reiseschilderungen später „nur“ den Epilog. Eine ganze Schar Studenten um unsere Dozenten Walter und Klaas-Helge aus Bayreuth folgten den vorangegangenen Münsteraner Studenten zum Ende der Welt im wissenschaftlichen Expeditionsstil.

Doch Basti als Bachelor der Geoökologie und ich als Master der gleichen Fachrichtung sind nicht die einzigen realen Personen, mit Nähe zu manch fiktiven Figuren auf dieser Reise. Denn neben dem eigentlichen Sinn einer Exkursion über Moore in Patagonien bildet der Großteil dieser Reiseschilderungen später „nur“ den Epilog. Eine ganze Schar Studenten um unsere Dozenten Walter und Klaas-Helge aus Bayreuth folgten den vorangegangenen Münsteraner Studenten zum Ende der Welt im wissenschaftlichen Expeditionsstil.

 

Vorbereitungen und Fluch (Thüringische Vorahnung für „Flug“)

Ein später Sommer wurde dafür ausgewählt um den Semesterferien und den Wetterbedingungen Patagoniens gerecht zu werden. Zwei Wochen im März also erwarten uns zunächst um diese wechselhafteste aller Großregionen dieses Planeten zu bereisen. Basti und ich sind gerade mit unseren Abschlussarbeiten fertig geworden und keine Woche später sitzen wir im Flugzeug nach Südamerika, also in eine der exotischsten Regionen, die man sich als Europäer vorstellen kann – und doch auch wieder gar nicht so exotisch. Vor allem aber erst mal weg vom Unistress und der Pflicht – aber auch das wiederum nicht gänzlich. Denn zum einen sind wir ja zunächst auf Exkursion in den einzigen gemäßigten Breiten der Südhalbkugel - dem Pendant zu Europa - und zu übernächst erfordert so eine Reise eine gewisse Planung. Der Flug selbst ist schon das Wichtigste überhaupt. Entgegen der Auffassung unseres Hauptdozenten für Bodenökologie Walter Barken fallen die Flugpreise eben dieses Jahr nicht am Jahresende, sondern steigen kontinuierlich an. Am besten also im Oktober buchen und im März fliegen. Das gilt für Kurzurlaube bis zu einem Monat wohl generell für die Südhalbkugel. Sei’s drum: man kann auch wie wir im Januar erst buchen und das „Glück“ haben, dass der Flug am Abflugtag akut gecancelt wird, weil es tags zuvor in Frankfurt geschneit hat und die brasilianische Crew damit nicht umgehen kann, um dann mit der Entschädigung von 600 Euro in bar und bezahltem Hotelaufenthalt erst einen Tag später auf die normalerweise teurere Lufthansa umgebucht zu fliegen. Das nämlich passiert uns… leider nicht ganz, da unser Anschlussflug von Santiago nach Punta Arenas dadurch nicht mehr erreichbar wäre. Also fliegen wir stattdessen besser Lufthansa statt eigentlich TAM – bloß nicht Iberia! Das erzählt jeder, auch die beiden anderen Deutschen, die unser Schicksal teilen und deren Gepäck sich teils in Buenos Aires und teils in eine andere Richtung der Welt verabschiedet hat. Auch das zeigt uns: Nicht nur profunde Spanischkenntnisse lohnen sich schon zu Beginn, sondern ohne zu viel geplant zu haben hat man mehr Freiheiten und Möglichkeiten; aber nichts geplant zu haben bedeutet auch oft daneben zu greifen. Erste Lektion also: Informieren über alle Möglichkeiten und Gegebenheiten, dann kann man schnell und sicher spontan entscheiden. Klappt es am Ende trotzdem nicht wie gedacht, hat man etwas erlebt und etwas zu erzählen. Auch dadurch heißt es, dass Reisen bildet. Es schärft die Sinne, hält aber den Verstand offen und weitet die Akzeptanz ungeahnter Lösungen und überraschender Planänderungen – sowie neuer Bekanntschaften, die sich aus der gleichen (Not)-Situation heraus ergeben.

 

Über die gesamte Zeit hatte ich so eine seltsame Stimmung im Hinterkopf, die mich begleitete, dass die nachfolgende Schilderung schließlich in Form einer Pionier-Besiedlungsgeschichte aufgeführt wird, natürlich mit wissenschaftlichem Hintergrund.

 

Nachfolgende Fotos: Martin, Basti (1), Laureen(2), Norina(3), Anne(4)

Chile-Exkursionsteilnehmer 2015
Ein Großteil der Expeditionsteilnehmer (2)

v.l.: Johannes „Johnny“, Anne, Samson, Ruben, Basti „Bastian-David”, Viktor „Vik”, Martin, Steffanie „Steffi”, Norina, Patricia „Candy”, Verena „Vreni”

Nicht gezeigt: Klaas-Helge „Klaas” „Hege”, Laureen, Walter „Chaos“ Barken

 


I.                   Kapitel – Expedition in noch weitgehend unerforschte, feurige Lande

 

Der Plan: die eigentliche Anlaufstelle „Pension Fitz Roy“ (ein Hostal) in Punta Arenas als Lagerstätte zu nutzen – schlägt fehl. Zu weit war die Heimat wohl entfernt, um von dort die genauen Ankunftsdaten zu übermitteln, zu ungenau die bis dato unzureichende Telegraphietechnik entwickelt, um schließlich den Ankunftstag durchzugeben. Denn obwohl wir Walter ausdrücklich mitgeteilt hatten, voraussichtlich einen Tag früher anzukommen, ist im Hostal kein Platz mehr verfügbar. Stattdessen wird uns das „Backpackers Paradise“ empfohlen. Wer darunter nun heruntergekommene Baracken, verdreckte Küchen, durchbrechende Betten, aber ein herzliches, jugendliche bekifftes Personal versteht, stimmt diesem Namen wohl völlig zu. Immerhin treffen wir die ersten Exkursionsteilnehmer mit dem gleichen Schicksal und kommen gleich zu Beginn in den Genuss des Nationalgetränkes Pisco (in diesem Fall mit Cola oder Ginger Ale gemischt). Das Wiedertreffen von alten Bekannten ist in Patagonien übrigens anscheinend ein Naturphänomen. So viel sei schon einmal in allwissender Erzählmanier verraten. Einige der Expeditionsteilnehmer waren schon in den Wochen zuvor unterwegs, vor allem im berühmtesten Teil Patagoniens: dem Nationalpark „Torres del Paine“. Viel Nützliches erfahren wir dadurch für unsere eigene, spätere Durchquerung des Parks.

Gleich am nächsten Morgen müssen Basti und ich die Stadt nach passendem Brennmaterial für unseren Gaskocher auf der nachfolgenden Reise nach Santiago erkunden. Ich habe noch ein altes Gerät, dessen Brennstoff nicht überall verfügbar ist. Zur berühmten Zona Franka, der Einkaufsmeile des patagonischen Südens schlechthin, führt uns der Weg über den ebenso berühmten Gottesacker mit seinen palastartigen Grabgruften der Reichen, aber auch den ghettoartigen Ruhehöhlen am Friedhofsrand und an der stürmischen Küste entlang. Schon hier müssen wir spanische Sätze wohl ausformulieren, um am Ende nichts als einen Sonnenbrand als chilenische Antwort zu erhalten. Mittlerweile sind die restlichen Mitstreiter und die Herren Dozenten eingetroffen und natürlich gibt es rege Unterhaltung über bereits Erlebtes und die Exkursionspläne.

 

Punta Arenas1: alte Seebrücke, Gruftvilla, Chiles südlichste Stadt mit Magellanstraße
Punta Arenas (1): alte Seebrücke | Gruftvilla | Chiles südlichste Stadt mit Magellanstraße

Denn tags darauf soll es mit drei geländegängigen Planwägen und Allrad zu einer abgelegenen Estancia am Fjordsee Seno Skyring gehen. Dort wird seit einigen Jahren der Stickstoff- und Kohlenstoffhaushalt untersucht, vor allem bezüglich des Sphagnum-Torfmooses. Schon die Geländewägen (sogenannte Pickups (zu deutsch: „Aufleser“-Fahrzeug), nur halbwärtig für die Insassen mit einer Plane versehen) vom Verleih abzuholen raubt Zeit, da sich die entsprechende Angestellte wohl erst noch 20 Minuten die Finger grün lackieren musste, bevor sie zum vereinbarten Termin erscheint. Ebenso langwierig gestaltet sich der Einkauf für den Proviant. Natürlich muss darauf geachtet werden, dass die Mitglieder entsprechender Glaubensrichtungen wie „vegetarisch“ und „vegan“ auf ihre Kost kommen und wir auch mit genügend Genussmitteln wie der überregionalen Schokolade „Snickers“ und Wein (statt in Flaschen hier in Pappschachteln) ausgestattet werden. Immerhin können wir uns des seltenen Falles erfreuen keinen Tabak mitnehmen zu müssen, da zumindest von dieser Droge keiner dieser Expeditionsgruppe hier abhängig ist. Selbst der chilenische Student, Javier, den wir noch unterwegs aufsammeln und für ein paar Tage mitnehmen, enthält sich dieses Lasters.

Dann endlich werden die mechanischen Rösser gesattelt, alles festverschnürt und staubdicht verpackt. Bald schon heißt es der befestigten Straße Lebewohl zu sagen, bis kaum noch eine klare Sicht besteht, so wirbeln die Räder den knochentrockenen Boden auf. Kondore begleiten uns auf dem Weg durch befremdliche Landschaften schroffer Felsformationen und weiten, braunen Graslandes. Hier lernen wir auch neue Greifvogelarten wie Augenpicker kennen, begegnen lamaartige Guanacos und dem Laufvogel Nandu. Die windschiefen Bäume zeugen schon von starken Wettereinflüssen. Doch die ruhige Seeoberfläche trügt gekonnt über diesen Eindruck hinweg.

Vor Ort empfängt uns schließlich die Estancia Skyring mit ländlicher Ruhe, beschaulich in der Ferne aufragenden Schneebergen und mit einem für manche unangenehmen Geruch nach Schaf. Genug Platz im Haus gibt es allemal, nur Basti zieht zum Weibsvolk um, des Geruches wegen (gemeint sind hier die Schafe, nicht das Eau de Toilette der Fräuleins). Zwar kommt er vom Lande, doch irgendetwas gibt es immer, was man auf den Tod nicht ausstehen kann. Immerhin beweist er seine Männlichkeit gleich wieder beim Holzhacken. Den durchaus interessierten Frauenzimmern verpassen wir dann auch einen Schnellkurs im richtigen Scheitspalten. Dem Kochen und Duschen bei Warmwasser mit selbstgehaktem Feuer werde ich mich später zudem nicht verweigern. Zumindest alle paar Tage kann man sich diese Annehmlichkeit schon einmal gönnen, immerhin leben wir ja nicht mehr im finstersten Mittelalter, auch wenn es hier im Allgemeinen etwas rustikal zugeht.

Estancia Skyring: Proviantvorbereitungen | Windflüchter | Estancia
Estancia Skyring: Proviantvorbereitungen | Windflüchter (1) | Estancia (1)

Gleich am ersten Tag der Messperiode gerät einer der Transportwagen in Bedrängnis, nicht allein der fürchterlichen Straße wegen, die uns unser ganzes Können im Lenken dieser Geländevehikel abverlangt. Schon verlieren die luftgefüllten Reifen ihre Fähigkeit Luft zu halten und ein Radwechsel steht an. Die ersten studentischen „Experten“ stellen sich zur Verfügung.

Weg ins Moor: bei Niedrigwasser | durch Hammelzäune | über Landstraßen
Weg ins Moor (1): bei Niedrigwasser | durch Hammelzäune | über Landstraßen

Die Straße selbst ist huck‘lig und bucklig genug, um meine ganze Aufmerksamkeit zu fordern und die Pferdestärken sicher durch kniehohen Matsch, durch radtiefe Flüsse und Schlagloch an Schlagloch zu steuern. Wer hierbei kein Kapitänspatent hat, läuft schon mal Gefahr seekrank zu werden. Denn zweimal pro Tag muss diese 16 km dauernde, halsbrecherische Tour gefahren werden, um überhaupt an den Versuchsort zu gelangen. Doch wartet das  Ziel mit atemberaubenden Bildern auf, wie sie nur am Ende aller Landmassen dieser Erde vorkommen können. Dazu gehört dann freilich auch ein plötzlich angeschwollener Fluss, der im Laufe eines verregneten Arbeitstages ordentlich zugelegt hatte und nur noch mit Mühe und nach einigen Berechnungen die Höhe des Motorraums kalkulierend durchquert werden kann. Wir sind uns immer noch nicht sicher, ob es das Fahrzeug überlebt, aber zum Glück besitzt diese Art von Geländewägen einen Luftzufuhrschlitz auf der Motorhaube, so dass wir zumindest kurze Zeit in die Fluten eintauchen konnten. Der Motor übersteht es schließlich trotzdem, wie auch nicht anders von der japanischen Qualität dieses Gefährts zu erwarten war. Als der Fluss in den nächsten Tagen aber immer noch zornig und wild plätschert, können wir es den gutmütigen Lastenschleppern nicht länger zumuten nahe dem Absaufen ihren Dienst zu fristen und waten notgedrungen durch die reißenden Wasser, bzw. umgehen die lästige Entkleidung, sofern man nicht wie Johnny bevorzugt beides zu tun und hineinzufallen. Erst die anschließende Wanderung von jeweils einer Stunde ermöglicht es uns die Umgebung ausführlich zu diskutieren und die einzelnen Mitglieder der Gruppe noch intensiver kennen zu lernen als es im Geschüttel des Wagens möglich wäre.

Moor: Wetterseite | sonniger Tau | Torfstecher | Algenblüte | Trockenrisse und Binsenlinien | Moor
Moor (1): Wetterseite | sonniger Tau | Torfstecher | Algenblüte | Trockenrisse und Binsenlinien | Moor

Im Feld herrschen Wind und Regen vor der Sonne. Nur ausgiebige Snickerswetten um alles Mögliche wie z.B. das Alter einer 20 cm tiefen Sphagnum-Torfschicht sind in der Lage diese trüben Momente etwas aufzulockern, wenn Messzylinder in den Boden gestochen und im eiskalten Wasser unter blinder Fummelarbeit mit Sonden ausgestattet werden um mit Vakuumgefäßen den 15N zu verfolgen. Oder auch bei der Vegetationsaufnahme im Horizontalregen, bei der Aushebung der Dialysekammern zur Isotopenbestimmung, der Methankammermessung oder der drei Meter tief reichenden Torfprofilbestimmung.

Dennoch begleiteten uns jeden Tag fantastische Bilder, auch wenn es immer die gleiche Strecke zu fahren ist. Zwar bot ich mich als Fahrer einer der Wägen an, doch kann ich nicht umhin währenddessen stets erneut meine optischen Eindrücke im Bild festzuhalten; zu übernatürlich und arrangiert scheint mir diese Landschaft. Mittlerweile kenne ich bereits alle Schlaglöcher und auch Walters Fahrstil, um getrost ein wenig abgelenkt sein zu können.

Nach der Feldarbeit folgt abends meist die Aufarbeitung des Materials. In der Regel werden die gesammelten Wurzeln, Knöllchen und Moose sortiert, was für jeden hier bedeutet mit Lampe und Lupe vor einem feuchten Dreckhaufen zu sitzen und bis spät in die Nacht mit in Gummihandschuhen schwitzenden Fingern das Eine vom Anderen zu trennen. Dabei zeigt sich aber auch so mancher Einblick in die Gedankenwelt der Gruppenmitglieder, denn wer stundenlang seine Aufmerksamkeit einer eintönigen Sache widmet, der plaudert umso nachlässiger über seine wahre Einstellung zu manchem Thema – ganz nach der Freud‘schen Theorie vom Unterbewussten: beliebte Themen sind also Vegetarismus / Veganismus, Homöopathie / Schulmedizin oder Impfnotwendigkeiten. Wer damit nicht so viel anfangen kann, der kocht, hackt Holz oder bastelt sich aus Müllsäcken eine Regenhose. Manchmal findet sich auch Javier in die Gruppe ein und zeigt sein Wissen über die örtliche Pflanzenwelt und wie man aus einer Bierdose einen Trinkbecher anfertigt (die obere Falz solange auf einem harten Untergrund hin und her drehen, bis der Deckel abfällt) oder probt das Jonglieren mit Kiefernzapfen, nachdem er ein paar Tage brauchte um in die Gruppe zu finden. Denn wir mussten auch erstmal selbst zueinander finden und suchen eigentlich immer noch.

Hübsches Weltenende (1): Wolkendurchbruch | Sturmbasis | Überflutungsinseln | Vögelplagen | Überstunden

Dazu verhilft uns Javier jedoch ebenfalls, als er uns in Punta Arenas nach der Woche am Skyring noch einmal trifft und einer ausgewählten Gruppe – inklusive meiner Wenigkeit – zeigt, wie man hierzulande tanzt. Bei lateinamerikanischen Rhythmen ergeben sich dadurch auch nach dem gemeinsamen Grillen noch heiße Momente.

Nur Anne kann sich am nächsten Morgen an wenig erinnern, was wohl aber eher am Tetrapack-Rotwein und dem Pisco liegt. So brechen wir ohne sie zu einem seit Jahrhunderten verlassenen Gebiet umgestürzter Bäume auf, das wie eine Wüste brach seit nunmehr hundert Jahren dort liegt, als die einstigen Besitzer das Land rodeten um alibihaft Rinder zu weiden. Denn das damalige Gesetz sah vor, einem das Land zu überlassen, sobald man es in irgendeiner Weise nutzte. Da es sich jedoch als Weide nicht ergiebig genug erwies, wurde es genauso schnell auch wieder verlassen. Trostlos und hoffnungslos ob der geschlossenen Parkanlage im Anschluss kehren wir zurück und statten schließlich noch dem Hafen des Hungers – Puerto Hambre – einen wissensdurstigen Besuch ab: Einst war diese Siedlung gegründet worden, um in dieser abgelegenen Region Menschen zu etablieren, doch die Böden erwiesen sich als so karg, dass sich die ausgesetzten Vorkämpfer schon wenige Jahre später Missernte um Missernte in den Pioniertod trieben. Dabei scheinen die umgebenden Wälder doch genauso wie unsere aufgebaut zu sein, nur von scharfen Buchten unterbrochen, die von den abgetauten Gletschern befreit noch immer im Begriff sind sich und den vorherigen Meeresboden an die Oberfläche zu erheben.

Guanacos in der Pampa
Guanacos in der Pampa (3)

Der nächste Aufbruch in diese noch so unerforschten Gefilde des äußersten Südens der Welt, welche bisher so sträflich vernachlässigt von der Wissenschaft wurden, soll uns nach Feuerland führen: dort, wo Magellan einst so innig nach seiner Straße gesucht hatte und noch Jahrhunderte später doch nur die entzündeten Feuer und ein paar verlorene Schafe von der spärlichen Besiedlung dieses öden Landes kündeten. Entsprechende Vorbereitung muss daher von uns getroffen werden. Denn diese, als südlichster bekannter Punkt berühmte Insel ist noch immer umstritten und geteilt zwischen Chile und Argentinien. Der Grenzübertritt wird vor allem von chilenischer Seite streng kontrolliert, da in die reichhaltige Landschaft keine fremdartigen Pflanzen eingebracht werden sollen. Nüsse, Obst, Gemüse, frische Nahrungsmittel sollten daher angeblich verboten sein. Doch zunächst querten wir das an dieser Stelle recht schmale Magellan’sche Gässchen mit Hilfe der Fährmannschaft, übergesetzt in eine andere Welt, begleitet von endemischen Delfinen, welche wohl in Reminiszenz an die ersten Fotografien von hier in schwarz und weiß gestrichen sind.

Trister jedoch präsentierte sich die Insel selbst. Wie schon vor der Überfahrt wechseln sich höchstens leichte Hügel mit weiter Graslandschaft ab. Bäume sucht man bis weit über die argentinische Grenze vergebens. Nur in Rio Grande halten wir kurz um einzukaufen, eine kleine Abwechslung zur eintönigen Fahrt. Erst im Süden beginnt plötzlich Wald, teils stark abgestorben, aber wenig später immer grüner und üppiger. Dann sehen wir Berge, manche schon schneebedeckt. Die Fjorde tauchen auf und an einem grünblau schimmernden, seeartigen Meereseinschnitt scheint die trostlose Pampa lang vergessen. Die Wege hier werden viel befahren von allerlei Pilgern und wir mühen uns sichtlich den Anschluss unsere Expeditionskolonne nicht zu verlieren. Waghalsige Überholmanöver lassen meine mitfahrenden Kameraden daher schon Stoßgebete an den Allmächtigen richten als wir ein komplettes, sprichwörtlich fahrendes Haus überholen und nur schwer vor dem Gegenverkehr wieder einscheren können. Doch glauben wir uns entweder vom Allvater oder unseren vorausfahrenden Karawanenmitgliedern beinahe veralbert als sie der Landschaft wegen die Straße verlassen, bloß um diese zu bewundern! Einigen Vorsprung hatten wir herausfahren können, doch nun erklären wir den verdutzten Vorderleuten, was da hinter uns und auf uns zu gewackelt kommt und schleunigst sitzen alle wieder auf, um ihre Karossen über den Straßenwall zurück auf die Piste zu lenken. Jemand schreit noch völlig von Panik ergriffen: „Das Haus kommt!“ – jedoch vergebens. Das bedeutet also die nächsten Stunden hinter der rollenden Hütte über den Pass zu zuckeln. Wenigstens haben wir dadurch genügend Gelegenheit um die Einzigartigkeit dieses Serpentinenabschnittes ausgiebig bewundern zu können. Hier schmiegt sich die Straße an den steilen Fels, folgt fast jeder Höhenlinie ehrfurchtsvoll und durch Wälder oder durch gehauene Felsen, stets mit einer mächtigen wassergefüllten Weite des Lago Escondido im Rücken und erwartungsvoll unbekanntem Neuland hinter den Hügeln. Dort warten weite Moorebenen, bis schließlich Ushuaia erreicht ist und wir jene Stadt erblicken, die sich fast ins Meer ergießt, mitten zwischen weißen Gipfeln hindurch, gegenüber einer schmalen Wasserstraße, umgeben von Inseln und nun am späten Nachmittag bereits abendlich erleuchtet. Ein wahrhaft majestätischer Anblick, und gleichzeitig verlassen von der restlichen Welt hinter den sieben Bergen. ‚Das ist das Shangri-La des Südens‘, geht es mir durch den Kopf und warum stimmt das auch nicht? Immerhin ist dies die südlichste Stadt der Welt, fern jeglicher sonstiger Zivilisation, einst von Walfängern gegründet und heute bevölkert von … Touristen! Kreuzfahrtler aller Herren Länder finden sich ein, meist um von hier noch weiter gen Süden zu fahren. Denn längst ist das hier nicht mehr das Ende der bekannten Welt. Vielmehr lockt die Antarktis die Menschen mit ihrer Einzigartigkeit des ewigen Eises, der Stürme, der Abgelegenheit, der Kälte, des beinahe fehlenden Lebens und der politischen Unantastbarkeit.

Feuerland: Lago Fagnano (1) | Fahrendes Haus (4) | Lago Escondido (2) | Moor bei Ushuaia (2)

Ich kann nicht abstreiten, dass auch mich der Gedanke verführt dieses Eisland einmal zu erblicken. Doch passiert das nicht auf dieser Reise. Im Hier und Jetzt galt es nun einen Unterschlupf zu finden. Die empfohlene Adresse ist natürlich - wieder einmal - bereits überfüllt, doch Walter schafft es trotzdem (mit Glück) uns ein paar Zimmer zu organisieren, sogar mit einem Studentenrabatt, wie er sich rühmt. Letztlich bezahlen wir genauso viel wie alle anderen, aber immer noch wenig für internationale Verhältnisse und für diese durchaus angenehmen Räumlichkeiten mit weitläufigen Unterkünften.

Ushuaia
Ushuaia (3) | (2)

Der eigentliche Versuchsteil ist mittlerweile abgeschlossen und nun soll nur noch die Lehrtätigkeit folgen. Doch die Nationalparks und die Münsteraner erweisen sich als ebenso unzuverlässig wie unser Dottore Walter Barken: Sie wissen von nichts oder wollen von nichts wissen, wie auch immer. Der geplante Nationalparkbesuch fällt daher aus und also weichen wir auf den Zweitplan aus und fahren zu einer anderen Fläche, wo bis vor kurzem noch Torf gewonnen wurde. Weswegen diese Brache nun sich selbst überlassen bleibt, kann niemand genau sagen, doch selbst jetzt noch scheint das Tal mystisch verlassen, denn Biber erobern die von Menschen vorbereiteten Reviere. Sie selbst waren mitgebracht worden, um von den Zweibeinern bejagt werden zu können und vermehren sich nun unkontrollierbar. Skurrile Stauseen und Flussläufe zwingen uns daher immer wieder zu neuen Umwegen. Unser Ziel ist ein hängender Gletscher, oberhalb des engen Tals. Erst im Regen erreichen wir den See, in den das Schmelzwasser mündet und erkunden dieses Schauspiel mit offenen Mündern. Viele haben so etwas noch nicht erblickt und taumeln wahrlich ob der Augenpracht gefährlich nah am eiskalten Wasser entlang. Der einsetzende Regen allerdings treibt uns alsbald wieder hinunter und mich sowie Samson spornt die Nässe zur Eile. So sehr huschen wir über gefährlich glatte Wurzeln und Schlamm, dass wir die etwa fünf Kilometer eine gute halbe Stunde schneller zurücklegen und schon trocknen, als der Rest der Gruppe erst eintrifft. Elbst die zahlreichen Stürze hielten uns nicht davon ab, denn der Spaß an der Konzentration auf jeden einzelnen Schritt bei diesem Downhill-Run lässt uns die kalte Nässe vergessen, der wir ausgesetzt waren.

Nicht mehr genutztes Moor bei Ushuaia (1) | Biberdamm… (1) | …schaden (2) | hängender Gletscher (2)

Ein neuer Tag bringt dann auch neue Herausforderungen mit sich. Nun fahren wir gar noch weiter in den Süden, wo Feuerland selbst schon fast aufhört zu sein. Die Straße selbst ist nichts weiter als zu einem staubigen Pfad geworden. Zudem schlängelt sich dieser Pfad bald durch dichten Regenwald, immer wieder mit unerwarteten Blicken auf weite Pampa, Seen oder gar das Meer, windet sich an Droplings vorbei (großen, von Gletschern bewegten Findlingen) oder überrascht mit seinen vom Beagle-Kanal aufgepeitschten Wellen und mit darauf reitenden Regenbögen. Je weiter wir vordringen, umso stürmischer wird es. Doch mit Sonne und diesen Aus- und Anblicken fügt sich der Wind nur als eine weitere Komponente in das Bild eines wilden Landes, worin die Ureinwohner einst komplett nackt unterwegs gewesen sein sollen, da sie ohnehin vom ständigen Regen durchnässt worden wären. So zumindest erklärt uns die angehende Doktorin, die in diesem abgelegenen Moorgebiet forscht. Mit ihr zusammen erkunden wir eine weitere, erstaunliche Landschaft bei Moats, in der der Grundwasserspiegel des Moores seltsamerweise in den bewaldeten und tiefer gelegenen Senken diese nicht fluten, sondern im Gegenteil ins Moor hinaufsteigt! Wie von übernatürlichen Kräften gehalten verbleibt das Wasser also oben auf der Hochebene und bewegt sich nicht hinab in die Mulden, wo Bäume vor dem Wind geschützt wachsen. Zumindest fachlich kann ich dieser tapferen Forscherin aus meinen ähnlich aufgebauten Masterarbeitstechniken den einen oder anderen Denkanstoß geben, wie sie mir auch später beim Abendessen, zurück in Ushuaia anvertraut. Überhaupt zurück zur Unterkunft zu gelangen gleicht allerdings einer erneuten Herausforderung heraklidischen Ausmaßes: denn die tiefstehende Sonne, die Gischt des nahen, gepeitschten Meeres, der Straßenstaub und die stellenweise dichte Vegetation lassen die Windschutzgläser unserer motorisierten Planwägen nahezu undurchsichtig werden und uns Fahrer nur noch auf das Gefühl für die Straße vertrauen. Wie froh wähnen wir uns am Abend daher wieder heil zurück zu sein und genießen das prachtvolle Rinderfilet, von dem uns die Herren Dozenten für diese meisterhafte Leistung ein paar Versuchsbissen offenbaren. 

Beagle-Kanal (2) | Südmoor | Gischtbogen | Beagle-Panorama (2)

Schon der nächste Tag verheißt uns das Ende dieser offenbarenden Gegend und nachdem wir auf zwei Kameraden warten mussten, die sich vom örtlichen Amt einen Nachweis über ihren Aufenthalt hier geholt hatten (damit sie später auch noch wissen, dass sie wirklich hier waren), treten wir den Rückweg nach Patagonien an. Er führt uns wieder über den Pass vor Ushuaia, hinunter in das bewaldete Hügelland und wieder durch die öde Pampa, welche dieses verborgene Stück Land wie ein Wächter der scheinbaren Wüste abzuschirmen suchte. Hinwärts hatten uns die Reifen manches Mal getäuscht und wir schienen auf dem Schotter der Pisten wie mit Booten zu schwimmen. Nun hingegen staubt alles dermaßen, dass wir die großen Lastwagen vor uns kaum im sandigen Nebel erkennen können. Walter jedoch scheint nur wieder so schnell wir nur möglich zu seinem heißgeliebten Grillfleisch zurück zu wollen und bemüht dafür angestrengt alle Pferdestärken, die er nur hat. Um ihm überhaupt noch folgen zu können überholen wir erneut wagemutig, ohne auch nur die äußeren Kanten unseres eigenen Gefährtes im Staub erkennen zu können. Sogar noch als mein Wagen bereits von der Straße abgekommen ist und im Graben fährt, versuche ich Herr der Lage zu bleiben und schaffe es irgendwie wieder zurück auf die Straße. Später jedoch reißt es aufgrund der irrwitzigen Aufholgeschwindigkeit über den Schotter Teile des Radschutzes ab und fliegt in weitem Bogen davon. Beinahe trifft es Klaas-Helge hinter uns. Trotz der Zwangspause zur Begutachtung des Schadens hält der vor uns fahrende Walter aber nicht an. Niemand weiß, was ihn dermaßen anstachelt und selbst die Insassen erzählen später, er sei wie von einer fremden Macht gelenkt weiter gefahren und hat sich wohl sogar über unsere Langsamkeit echauffiert. Klaas-Helge hingegen hielt an um uns beizustehen und wir können uns nur noch wundern. Als wir einige Zeit später an einer verlassenen Geisterstadt einige Meilen außerhalb Punta Arenas‘ vorbei kommen (die Einwohner waren unter dem diktatorischen Pinochet einst vertrieben worden) gönnen wir uns absichtlich eine kleine Besichtigungspause. Lohnenderweise können wir so zwei alte Schiffswracks erkunden, die wohl schon seit hundert Jahren hier vor sich hin rotten müssen, denn diese Bootsbauweise gibt es lange nicht mehr. Außerdem verhelfen wir einem Briten zu seiner Reisegruppe zurück, die nur eine Kurve weiter auf ihn wartet, ihn jedoch in dem Glauben zurückließ, zurückgelassen worden zu sein. Mit dem Wagenschaden kommen wir jedoch nicht mehr schneller als hundert Kilometer in der Stunde voran und erst einige Zeit später wendet der walterische Wagen, um nach uns zu sehen. Ist er aus seiner dämonischen Besessenheit also schließlich erwacht? Nein, denn blind vor Wut fragt er sogar noch, wo wir denn bleiben und kaum haben wir uns ein wenig Flickmaterial erbeten, staubt er auch schon erneut davon. Unglücklicherweise hat Johnny auch noch unüberlegt erwähnt, dass wir uns die Zeit genommen hatten diese Ortschaft zu besichtigen, was seinen Zorn eher noch weiter entfacht. Wie ein Berserker fährt er selbst im städtischen Gebiet der bereits untergegangenen Sonne davon. Selbst die wohl wegen ihm aufgeschreckten Sheriffs können ihm und seiner rasenden Wut nicht folgen, denn nachdem wir erneut versuchen schneller zu fahren, um nicht komplett den Anschluss zu verlieren, sehen wir sie mit blinkenden Lichtern ausrücken. So hat die aberwitzige Aufholjagd doch wenigstens den Erfolg, dass die Gesetzeshüter Walter verfolgen statt uns nachzustellen.

Unterwegs am Weltenende: Südgipfel (1) | Staubstraßen (2) | Wrack I (1) | Wrack II (3)

Endlich am Hostal angekommen erwartet uns das alte Spiel: es ist überbucht und das Personal hat auf uns keine Rücksicht genommen. Also heißt es eine andere Schlafstätte zu finden. Es ist bereits Nacht und für 14 Personen auf die Schnelle eine günstige Unterkunft zu finden erweist sich als begreiflicherweise utopisch, erfüllt sich endlich aber doch, als ob der himmlische Herr ein Einsehen mit uns gemarterten Seelen hat und nicht noch mehr Zwietracht ertragen könne. Denn allein die Tatsache, dass Viktor verlangt die abgestellten Wagen vor dem neuen Hostal per händischer Kraft einen Meter zurückzuschieben um die Querstraße nicht zu blockieren und die Umwelt nicht zu arg durch die entstehenden Abgase beim Anlassen des Motor zu belasten, erkläre ich ihm respekteinflößend, die Verantwortung für etwaige Blechschäden dieser Aktion als offiziell eingetragener Fahrzeugführer nicht verantworten zu können. Nachdem ich schon angekündigt habe die ganze, neuaufgesetzte Hostalsuche zu boykottieren und in meinem eigenen Zelt oder im Wagen zu schlafen, gibt er auch klein bei und sieht wohl ein, dass seine Übermotivation hier nicht angebracht ist – oder er merkt einfach nur, dass es mir so langsam reicht. Tatsächlich muss ich ob dieser haarsträubend lachhaften Situation erst kurz überlegen, ob ich nicht einfach lauthals loslache, entscheide mich aber doch lieber für die erwähnt ernste Variante. Nach all der Strapaze geht es für alle aber doch noch einmal in die Stadt um den nötigsten Hunger zu stillen. Auch Klaas-Helge hat seine Meinung nicht immer bei sich halten können und daher müssen nun bei einem oder zwei Bieren und einem Mahl die aufgeschäumten Wogen über die Taten des Tages geglättet werden. Daher offeriert er mir, meine Rechnung dieses Abends zu begleichen. Nachdem wir gespeist haben und gesättigt sind verläuft sich das jedoch in der allgemein angeheiterten Stimmung. Allerdings bin ich ganz froh meiner Meinung nicht auf diese billige Art und Weise abgekauft worden zu sein.

Walter erscheint tags darauf auch schon wieder kreuzfreundlich mir gegenüber, weiß er doch was er an versierten Fahrern hatte. Denn auch Pia scheint ihren Unmut über seine Taten ab und an kundzutun und immerhin hat sie sich ebenso auf weiten Strecken bewährt. Noch einmal allerdings brechen wir auf, nun zu einem noch beackerten Torfgebiet, wo die Wiedereingliederung der abgebauten Flächen in den Schoß der Natur geprobt wird. Hier nun zerlegt es meine Armeestiefel völlig und auf der späteren Strandstraße zum südlichsten Festlandpunkt der Welt (irgendwas Südliches hat man in diesem Teil der Welt immer noch nicht beschritten) habe ich einigermaßen mit den entsprechenden Folgen zu kämpfen. Doch das Gefühl hier, an dieser Küste zu wandeln und den Spuren Darwins zu folgen, fast bis zum Kap Froward, lässt mich diesen Umstand beinahe vergessen. Ebenso wie die Lorbeerregenwälder und die versteckte Lagune im südseehaften Meeresstrand. Viktor und Johnny lassen es sich dann auch nicht nehmen im übermütigen Leichtsinn der Jugend auf der Ladefläche hinten mitzufahren und wir als Insassen machen uns einen Spaß daraus extra wild durch die Schlaglöcher zu fuhrwerken oder auch einmal plötzlich anzuhalten und ins Dornengebüsch zurückzusetzen.

Mit einem fürstlichen Grillgelage und Rippchen eines halben Schweins pro verzehrwilligem Expeditionisten lassen wir daher die Exkursion ausklingen.

Richtung Capo Froward: Torfgewinnung (1) | Küstenstraße (2) | Lagunenmeer (2) | Capo-Froward-Wald (2) | Wrackriff in Argentinien(1) | Wrackriff in Chile (1)

Gleich am nächsten Morgen werden Basti und ich uns auf unseren weiteren Weg durch die wilden Weiten Patagoniens begeben und in den Sonnenaufgang davon reiten, wie schon so mancher Gaucho in der wilden Zeit zuvor. Dies ist jedoch eine andere Geschichte…

 

Fin del Mundo (1): Wo Gauchos (2) auf weiten Straßen der Sonne entgegenreiten (1)