Pharmazeutisch genutzte Heilpflanzen in Mitteleuropa


Dargestellt werden hier die pharmazeutisch gebräuchlichen Heilpflanzen, die noch heute in den (deutschen) Apotheken verarbeitet werden.

Auch andere, europäische Pflanzen werden in der Pharmazie eingesetzt. Deren Inhaltsstoffe und Wirkungen sind allerdings in der zeitgenössischen Pharmazie nicht so gut beschrieben und teils umstritten. Diese Liste hier ist daher bei weitem nicht vollständig, sondern stellt eine Auswahl der am häufigsten verwendeten Heilpflanzen dar.

Wichtig: Pflanzen können unterschiedliche Wirkstoffgehalte besitzen, je nach Wuchsbedingungen, Alter, Sorte, usw. Daher ist die Herstellung eigener Medizin aus Pflanzen, insbesondere wild wachsenden Pflanzen, nicht ohne Risiken zu betrachten und kann selbst bei gleicher Herstellungsweise immer unterschiedliche Wirkstoffkonzentrationen und damit Wirkungen verursachen. Oder nach Paracelsus: "Die Dosis macht das Gift" - oder die Heilung.

Des weiteren ist bitte zu trennen zwischen "pflanzlichen Medikamenten" bzw. Naturprodukten (also Extrakte, Trockendrogen, Tinkturen, Tees, usw.) und "Homöopathie". Homöopathie steht in dem Ruf praktisch keine Nebenwirkungen zu besitzen (weil die Arzneien in den meisten Fällen kaum Wirkstoffe aufweisen, mit Ausnahme von Urtinkturen); Pflanzliche Medikamente können dagegen höchst giftig wirken!

 

Kurzer Exkurs zur Homöopathie:

Die Prinzipien der Homöopathie:

  • Gleiches mit Gleichem bekämpfen (Die Ursache der Krankheit wird als Wirkstoff eingesetzt.)
  • Verdünnung ("Potenzierung") erzeuge höhere Wirkung
  • Das Substrat / der Trägerstoff (z. B. Wasser, Zucker, Alkohol) nähme die Informationen des Wirkstoffes auf (Gedächtniseffekt von Wasser) - umso mehr, je öfter geschüttelt bzw. verdünnt würde. Manchmal wird auch davon gesprochen, dass die "Liebe" des Herstellers auf das Arzneimittel überginge und man daher besonders viel Enthusiasmus in die Herstellung stecken sollte - ähnlich wie beim Kochen.

Das Problem mit diesem Ansatz:

Wenn Wasser tatsächlich Informationen aufnehmen würde, wäre selbst reinstes Wasser über die Jahrmillionen seit Entstehung der Erde ein hochpotentes Gift geworden, das jeden sofort töten würde.

Sicherlich existieren noch einige unentdeckte Vorgänge im menschlichen Körper, wie z. B. die Wirkung von Körpermeridianen oder Biophotonen. Solange die Wirkung alternativer Heil- und allgemeiner Erklärungsthesen allerdings nicht reproduzierbar und damit überprüfbar bleiben, können sie nicht als empirisch gelten. Diese Erfahrungen sind damit also nicht verwendbar. Wenn man derzeit an Homöopathie glaubt, muss man auch an Gott glauben - denn es ist Beten auf Rezept.

 

Logisch nachvollziehbare Wirkungsweisen von Homöopathika:

  • Placebo-Effekt (Die Erwartung einer Verbesserung erzeugt den Anschein von Verbesserung bzw. stimuliert Selbstheilungskräfte durch die positive Einstellung.)
  • Vermehrte Anteilnahme des Arztes am Leid des Patienten erhöht das Selbstvertrauen in die körpereigenen Signale (ähnliches Prinzip wie beim Placebo-Effekt)
  • Urtinkturen und leicht verdünnte Stoffe (bis ca. Verdünnung D4) haben noch einen genügend hohen Arzneistoffanteil um nachweisbare Wirkungen zu erzielen.

Heilpflanzen


- geordnet nach der Anwendung / dem Leiden:

 

Entzündungshemmend (antipyretisch)

-  Ringelblumenblüten

-  Kamillenblüten

-  Arnikablüten

-  Eukalyptusblatter

-  Huflattichblätter

-  Malvenblüten

-  Salbeiblätter

Wundheilungsfördernd

- Ringelblumenblüten

- Kamillenblüten

- Arnikablüten

- Heidelbeeren

- Spitzwegerichkraut

- Isländisch Moos

- Johanniskraut

Durchspülend bei Harnwegsinfektionen (diuretisch)

- Brennnesselblätter (u. Kraut)

- Birkenblätter

- Schachtelhalmkraut

- Hagebutte

- Boldusblätter

Zum Schwitzen z. B. bei Erkältung (diaphoretisch)

- Hagebutten

- Lindenblüten

- Holunderblüten

Schweißhemmend (antihydrotisch)

- Salbeiblätter

Herzkraftstärkend

- Weißdornblätter und -blüten

Harndesinfizierend

- Bärentraubenblätter

Gegen Durchfall

(antidiarrhoisch)

- Brombeerblätter

- Heidelbeeren

- Pfefferminzblätter

- Leinsamen (ohne Wasser)

Auswurffördernd (expektorierend)

- Eukalyptusblätter

- Königskerzenblüten

- Holunderblüten

- (Thymiankraut)

- Süßholzwurzel

Hustenhemmend

(antitussiv)

- Huflattichblätter

- Spitzwegerichkraut

- (Thymiankraut)

- Isländisch Moos

Beruhigend (sedierend)

- Hopfenzapfen

- Lavendelblüten

- Melissenblätter

- Baldrianwurzel

Antidepressiv

- Johanniskraut

Verdauungsfördernd (carminativ)

- Kümmelfrüchte

- Anisfrüchte

- Fenchelfrüchte

- Melissenblätter

- Schafgarbenkraut

- Zimtrinde

Krampflösend (spasmolytisch)

- Kamillenblüten

- Kümmelfrüchte

- Anisfrüchte

- Fenchelfrüchte

- Pfefferminzblätter

- Korianderfrüchte

- Schafgarbenkraut

- Süßholzwurzel

- Baldrianwurzel

Antirheumatisch

- Wacholderbeeren

- Brennnesselblätter (u. Kraut)

Reizmildernd für Mund und Magen

- Pfefferminzblätter

- Lindenblüten

- Lavendelblüten

- Königskerzenblüten

- Leinsamen

Geschmackskorrigenz / Schmuckdroge

- Pfefferminzblätter

- Melissenblätter

- Malvenblüten

- Hibiskusblüten

- Hagebutte

Appetitanregend

- Wermutkraut

- Tausendgüldenkraut

Antibakteriell

- Lärchenporling

- Spitzwegerichkraut

- Silber

Gegen Infektionen (antiseptisch)

- Thymiankraut

Bei Verstopfung (laxierend)

- Sennesblätter

- Leinsamen (mit viel Wasser!)

- Hibiskusblüten

- Rhabarber

- (Aloe)

- (Faulbaumrinde)

 

 

 

 


- geordnet nach Pflanzen und Zubereitungsart:

 

Pflanzenname (Latein und Deutsch)

Pflanzenfamilie

Wirkung

Wirkstoffgruppe

Blattdrogen

Arctostyphyllos uva ursi (Beerentraube)

Ericaceae

- harndesinfizierend

(- antibakteriell)

- Hydrochinone (Arbutin)

- Gerbstoffe

Betula pendula (Hängebirke) / Betula pubescens (Moorbirke)

Betulaceae

- diuretisch

(- immunstimulierend)

- Flavonoide

- Ascorbinsäure

Rubus fruticosus

(Brombeere)

Rosaceae

- leicht stopfend

(- adstringierend)

- Gerbstoffe

- Flavonoide

Peumus boldus (Boldo)

Monimiaceae

- diuretisch

(- choleretisch)

- Alkaloide (Boldin)

- Flavonoide

Eucalyptus globulus (Eukalyptus)

Myrtaceae

- expetorierend

(- antibakteriell)

- ätherisches Öl (Cineol)

- Flavonoide

Salvia officinalis (Salbei)

Lamiaceae

- antiphlogistisch (Mund)

(- antihydrotisch)

- ätherisches Öl (Thujon)

- Gerbstoffe

Tussilago farfara (Huflattich)

Asteraceae

- antitussiv

(- antiphlogistisch (Mund))

- Schleime

- Gerbstoffe

Cassia senna / angustifolia (Sennes)

Caesalpinaniaceae

- laxierend

- Anthrachinonderivate

- Harze

Crataegus monogyna / laevigata (Weißdorn)

Rosaceae

- herzkraftstärkend

(- herzdurchblutend)

- Procyanidine

- Flavonoide

Mentha piperita

(Pfefferminze)

Lamiaceae

- spasmolytisch (Magen)

(- reizlindernd)

- Ätherisches Öl (Menthol)

- Flavonoide

Melissa officinalis

Lamiaceae

- sedierend

(- carminativ)

- ätherisches Öl (Citronell)

- Flavonoide

Urtica dioca / urens (Brennnessel)

Urticaceae

- diuretisch

(- antirheumatisch)

- Flavonoide

- Essigsäure

Blütendrogen

Sambucus nigra (Schwarzer Holunder)

Caprifoliaceae

- schweißtreibend

(- expektorierend)

- ätherisches Öl

- Schleime

Tilia cordata (Winterlinde) / Tilia platiphyllos (Sommerlinde)

Tiliaceae

- schweißtreibend

(- reizmildernd (Mund))

- Flavonoide

- Schleime

Calendula officinalis (Ringelblume)

Asteraceae

- entzündungshemmend

(- wundheilungsfördernd)

- Saponine

- Carotinoide

Lavendula angustifolia (Lavendel)

Lamiaceae

- sedativ

(- reizlindernd (Magen))

- ätherisches Öl

- Gerbstoffe

Matricaria recutita (Kamille)

Asteraceae

- entzündungshemmend

(- spasmolytisch)

- ätherisches Öl (alpha-Bisabolol)

- Flavonoide

Malva sylvestris (Malve)

Malvaceae

- antiphlogistisch (Mund, Rachen, Magen)

(- Schmuckdroge)

- Schleime

- Anthocyanfarbstoffe (Malvin)

Verbascum densiflorum / phlomoides (Königskerze / Wollblume)

Scropholariaceae

- expektorierend

(- reizmildernd)

- Schleime

- Saponine

Humulus lupulus

(Hopfen)

Cannabaceae

- sedierend

(- appetitanregend)

- Bitterstoffe

- Harze

Arnica montana (Arnika / Bergwohlverleih)

Asteraceae

- wundheilungsfördernd

(- antiphlogistisch (Mund))

- Helenalin

- ätherisches Öl

Hibiscus sabdariffa (Hibiskus)

Malvaceae

- leicht laxierend

(- Geschmackskorrigenz)

- Fruchtsäuren

- Flavonoide

Fruchtdrogen

Carum carvi

(Kümmel)

Apiaceae

- verdauungsfördernd

(- carminativ)

- ätherisches Öl (Carvon)

- fettes Öl

Pimpinella anisum

(Anis)

Apiaceae

- carminativ

(- spasmolytisch)

- ätherisches Öl (trans-Anethol)

- fettes Öl

Foenicuum vulgare (Fenchel)

Apiaceae

- spasmolytisch

(- carminativ)

- ätherisches Öl (Fenchon)

Vaccinum myrtillus

(Heidelbeere)

Ericaceae

- antidiarrhoisch

(- wundheilungsfördernd)

- Gerbstoffe

- Zucker

Juniperus communis (Wacholder)

Cupressaceae

- verdauungsfördernd

(- antirheumatisch)

- ätherisches Öl

- Flavonoide

Coriandrum sativum

(Koriander)

Apiaceae

- appetitanregend

(- spasmolytisch)

- ätherisches Öl (Linaleol)

- fettes Öl

Rosa canina (Hagebutte  / Hundrsose / Heckenrose)

Rosaceae

- diuretisch

(- diaphoretisch)

- Vitamin C, B

- Flavonoide

Linum usitatissimum (Leinsamen)

Linaceae

- mild laxierend

(- reizmildernd (Magen))

- Schleime

- fettes Öl

Krautdrogen

Eqiusetum arvense

(Schachtelhalm)

Equisetaceae

- diuretisch

- Kieselsäure

- Flavonoide

Plantago lanceolata

(Spitzwegerich)

Plantaginaceae

- antibakteriell

(- antitussiv)

- Schleim

- Terpene: Aucubin

Achillea millefolium (Schafgarbe)

Asteraceae

- spasmolytisch

(- entzündungshemmend)

- ätherisches Öl

- Flavonoide

Artemisia absinthium (Wermuth / Absinth)

Asteraceae

- appetitanregend

(- leicht hyperionisierend)

- Bitterstoffe

- ätherisches Öl (Thujon)

Thymus zygis / vulgaris (Thymian)

Lamiaceae

- antitussiv und expektorierend

(- antiseptisch)

- ätherisches Öl (Thymol)

- Flavonoide

Cetraria / Lichen islandicus (Isländisch Moos)

Parmeliaceae

- antitussiv

(- wundheilungsfördernd)

- Schleime

- aromatische Flechtensäuren

Hypericum perforatum (Johanniskraut)

Hyperiaceae

- antidepressiv

(-wundheilungsfördernd)

- Anthrochinonderivate (Hyperion)

- ätherisches Öl

Centaurium minus / erythrea (Tausendgüldenkraut)

Gentianaceae

- appetitanregend

(- kräftigend)

- Bitterstoffe (Iriduide)

Wurzeldrogen

Clycyrrhiza glabra (Süßholz / Lakritze)

Fabaceae

- expektorierend

(- spasmolytisch)

- Triterpensaponine (Glycyrrhizin)

- Flavonoide

Rheum palmatum / officinalis (Rhabarber)

Polygonaceae

- laxierend

(- adstringierend)

- Anthrochinone (Rhein)

- Gerbstoffe

Valeriana officinalis (Baldrian)

Valerianaceae

- sedierend

(- spasmolytisch)

- Valepotriate

- ätherisches Öl

Cinnamomum ceylanicum (Zimt)

Lauraceae

- carminativ

(- insulinverstärkend)

- ätherisches Öl

- Schleime

> Unterstrichen sind jeweils die wirkverantwortlichen Wirkstoffe, in Klammern die Zweitwirkungen


Erste Hilfe: https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/

(Hinweise zu Maßnahmen in medizinischen Notfallsituationen)

 

> Für eine Erste-Hilfe-Ausrüstung unterwegs bzw. eine Reiseapotheke siehe Packlisten, Abschnitt "Reiseapotheke"


Antidote / Gegengifte


Für eine Liste von Antidoten (Gegengifte) siehe die Rote Liste:

Für Pilzvergiftungen siehe z. B.:

- Giftnotruf (https://www.dgfm-ev.de/pilzesammeln-und-vergiftungen/vergiftungen/giftnotruf

oder z. B. http://www.pilzzeit.de/gift-notruf.html)

- Behandlungsmethoden (https://www.aerzteblatt.de/archiv/216184/Vergiftungen-durch-Pilze)

 

Übrigens:

Die Heilung von Vergiftungen mit ähnlichen Tieren oder Pflanzen können sehr unterschiedliche Behandlungsarten erfordern.

 

Beispiel:

> bei Vergiftungen mit einer Würfelqualle (giftigste bekannte Art: die Seewespe): Stichstellen mit Essig auswaschen (kein Wasser verwenden, da es nichts nützt); Tentakel nicht berühren; anschließend Zinkgluconat zur Nachbehandlung einnehmen

> bei Vergiftungen mit einer portugiesischen Galeere (eine Quallenart): Stichstelle mit Salzwasser auswaschen (keinen Essig oder Süßwasser verwenden!); Tentakel nicht berühren; heißes Wasser über 45 °C  zum Auswaschen der Stichstellen verwenden (um die Proteine zu denaturieren); anschließend Zinkgluconat zur Nachbehandlung einnehmen