Lebenskosten moderner Nomaden

 

Wer sagt denn, dass es immer so grün und lebenswert bleibt, in Europa? Ein paar Jahre Dürre und man möchte hier in Deutschland vielleicht nicht mehr leben. Oder wenn das Haus durch Überschwemmungen gelitten hat. Oder ein Waldbrand gefährlich nahe kommt. Oder ein Sturm alles verwüstet; Vulkanausbruch, Tsunami, Atomkraftunfälle, Altlastenverdacht, Chemieversuchung, Kriege, Inflation, Diktaturen, und, und, und. Dann werden nicht nur viele Nomaden eine neue Heimat suchen. Nomaden haben aber keine Hemmungen zu gehen und besitzen bereits die entsprechende Ausrüstung.

Echte Nomadenjurte (Jakutisch), Hausboot am Eismeer, Mikrohaus auf Arbeitscontainer (Taiga/Tundra)

Was wäre nun, wenn man sich entschlösse keiner regulären Vollzeit-Arbeit mehr nachzugehen, sondern lieber das halbe Jahr lang um die Welt zu reisen? Vorausgesetzt, der Arbeitgeber macht das mit. Oder aber man hat genügend Eigenkapital, um diese Zeit selbst zu finanzieren oder eine Arbeitslosigkeit zu überbrücken. Zum Beispiel wenn man keinen Bock mehr auf den ganzen Scheiß hat!

Nun, dafür sei diese kleine Beispielrechnung, die zum einen eine 50-%-Stelle annimmt und zum anderen komplette finanzielle Eigenständigkeit offeriert, sozusagen völlige Freiheit von Chef und nahezu soziale Autarkie vom Staat:

 

Tabelle 1: Nomadenkosten - a: mit steuerpflichtiger Arbeit, b: ohne steuerpflichtige Arbeit, mit Garten zur Selbstversorgung, c: Weltumsegelung mit steuerpflichtiger Arbeit (Digitale Nomaden); blau: Einnahmen, rot: Ausgaben, fett: Bilanz

 

Kostengegenstand

Monat

Jahr

30 Jahre (a)

30 Jahre (b)

30 Jahre (c)

Erklärung

Einnahmen (netto)

Einkommen:

1.000 €

12.000 €

360.000 €

360.000 €

360.000 €

Halbtagsarbeit, Erspartes oder

Bedingungsloses Grundeinkommen

https://thueringenser.jimdofree.com/inhalte/n%C3%BCtzliches/lebenskosten/

 

Ausgaben

Wohnen / Mobilität

Mobiles Heim:

   

100.000 €

100.000 €

 

Wohnmobil / Mobilhaus

(engl. "Tiny House")

https://www.auto-motor-und-sport.de/news/caravan-salon-2018-luxus-wohnmobile-ab-100000-euro/

Segeljacht

       

100.000 €

Weltumsegelung mit Typ Bavaria 42

(gebraucht, Bj. ca. 2010, 12 m)

https://www.boot24.com/boote/marke-bavaria/modell-42/

Führerschein

   

1.000 €

1.000 €

1.000 €

 

Versicherung Wohnmobil / Jacht:

 

150 €

4.500 €

4.500 €

30.000 €

1 Person allein versichert,

mit Fahrerfahrung,

10.000 km Fahrleistung,

5 t Gewicht

https://www.huk.de/tarifrechner/camper/unser-angebot

Steuern / Gebühren:

 

300 €

9.000 €

9.000 €

250 €

beachte: über 3,5 t Gewicht

ist ein C1-Führerschein nötig!;

Segeln: Registrierung im

internationalen Seeschiffsregister

https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/auto-kaufen-verkaufen/kfz-steuer/wohnmobil/

Reparaturen/ Betrieb:

 

1.000 €

30.000 €

30.000 €

60.000 €

Segeln: Bootslänge x 500 € / Jahr

(inkl. Versicherung und Liegekosten)

https://thueringenser.jimdofree.com/inhalte/n%C3%BCtzliches/lebenskosten/

Treibstoff:

33 €

1.000 €

30.000 €

30.000 €

15.000 €

bei 10.000 km Fahrleistung im Jahr,

2 € / Liter, 20 L/km Diesel

https://www.cu-camper.com/de/magazin/ratgeber/ratgeber-gut-zu-wissen/verbrauch-wohnmobil/

Stellplatz (Campingplatz, Hafengebühren):

200 €

6.000 €

6.000

46.800 €

10 € / m bei 20 m² Wohnmobil;

Segeln: 1x pro Woche weltweit

in der Marina liegen

https://www.campingparkbevertalsperre.de/wetterbericht-/wohnwagen-/dauerstellplatz-zur-jahresanmietung

evtl. Zweitwohnsteuer:

 

30 €

900 €

900 €

0 €

falls auf Campingplatz langfristiger

stehend; Bsp.: 15 %, Segeln:

aus Deutschland abgemeldet

https://www.campingparkbevertalsperre.de/wetterbericht-/wohnwagen-/dauerstellplatz-zur-jahresanmietung

 

weitere Lebenshaltung:

Garten (500 m²) zur Selbstversorgung

Kaufpreis:

   

25.000 €

25.000 €

 

Bodenrichtwert: 50 € (Land)

Pacht:

 

315 €

9.450 €

9.450 €

 

18 ct / m²

+ Kleingartenmitgliedsbeitrag

+ Nebenkosten

https://wohnglueck.de/artikel/schrebergarten-kosten-38120

Lebenshaltung (Nahrung, Kleidung, Hygiene, etc.):

300 €

3.600 €

108.000 €

108.000 €

 

ohne Essengehen

https://thueringenser.jimdofree.com/inhalte/n%C3%BCtzliches/lebenskosten/

Gartengemüse / Obst:

200 €

2.400 €

72.000 €

72.000 €

90.000 €

 

Angeln**:

55 €

662 €

 

19.855 €

19.855 €

 

Jagen*** (Jagdgast):

127 €

1.524 €

 

45.724 €

   

Jagen*** (Revierjagd):

396 €

4.749 €

 

140.369 €

 

mit Hund

allgemeine Versicherungen:

 

240 €

7.200 €

7.200 €

7.200 €

Hausrat, Haftpflicht,

Rechtsschutz

https://thueringenser.jimdofree.com/inhalte/n%C3%BCtzliches/lebenskosten/

Rest:

70 €

840 €

25.200 €

25.200 €

25.200 €

Handy, Geschenke,

Eintritte, Sport, etc.

https://thueringenser.jimdofree.com/inhalte/n%C3%BCtzliches/lebenskosten/

 

Sozialbeiträge ohne steuerpflichtiges Einkommen (= selbstständig / arbeitslos):

Krankenkasse (Krankenversicherung):

300 €

3.600 €

108.000 €

108.000 €

108.000 €

Segeln:

Auslandskrankenversicherung

https://wirelesslife.de/gesetzliche-krankenversicherung-auslandsaufenthalt/

evtl. Rentenversicherung:

200 €

2.400 €

72.000 €

72.000 €

72.000 €

 

evtl. Pflegeversicherung:

60 €

720 €

21.600 €

21.600 €

21.600 €

 

 

(a) mit steuerpflichtiger Arbeit:

Einnahmen:

1.000 €

12.000 €

360.000 €

   

 

Kosten:

-891 €

-10.697 €

-320.900 €

   

 

Gesamt:

109 €

1.303 €

39.100 €

     

 

(b) ohne steuerpflichtige Arbeit, mit Garten zur Selbstversorgung (gepachtet, 1/2 Nahrung, ohne Stellplatz auf Campingplatz):

Einnahmen:

1.000 €

12.000 €

 

360.000 €

 

Erspartes

Kosten:

-1.283 €

-15.398 €

 

-467.929 €

 

 

Gesamt:

-283 €

-3.398 €

 

-107.929 €

   

 

(c) Weltumsegelung mit steuerpflichtiger Arbeit (Digitale Nomaden):

Einnahmen:

1.000 €

12.000 €

   

360.000 €

 

Kosten:

-1.098 €

-13.177 €

   

-395.305 €

 

Gesamt:

-98 €

-1.177 €

 

 

-35.305 €

 

 

a) Halbtagsarbeit (steuerpflichtig) oder Bedingungsloses Grundeinkommen:

Wohntruck
Wohntruck

In einer normalen steuerpflichtigen Arbeit über 520 € (seit Oktober 2022, vorher 450 €) sind alle Sozialversicherungsbeiträge enthalten (für Rente, Pflege, Arbeitslosigkeit, Krankheit; vgl. https://www.arbeitsagentur.de/lexikon/minijob). Dadurch zahlt der Arbeitgeber die Hälfte dazu und Krankenkassenbeiträge werden automatisch abgebucht. Übrig bleibt der Nettolohn, so dass dieser für die Lebenshaltung genutzt werden kann. Angenommen wird hier daher die Hälfte eines durchschnittlichen Nettolohns von ca. 2.000 € pro Monat.

Doch gerade die Lebenshaltungskosten haben es in sich! Miete wird immer teurer und Nahrung zieht fast genauso stark an, nicht nur direkt durch die aktuellen Krisen (Corona, Klima, Ukrainekrieg, Weltwirtschaft, usw.), sondern auch indirekt durch Inflation. Löhne steigen allerdings nie genauso schnell nach, sondern müssen aufwendig nachverhandelt werden, entweder selbst oder durch Tarifverträge.

Daher sollen Kosten gedrückt werden. Wo kann lässt sich also sparen, wenn man nicht mehr sesshaft ist? Wie wir in den Lebenskosten sahen, sind für die meisten Menschen die größten Kostenposten die Lebenshaltung (v. a. Nahrung mit ca. 25 bis 32 %) und Miete / Haus (ca. 32 % Miete / ca. 37 % Haus v. a. durch den Kauf). Auch die Mobilität (ca. 13 % beim Auto, ca. 6 % bei der Bahn) schlägt ordentlich zu Buche. Und Urlaubsreisen (ca. 5 bis 6 %) kann man sich mit einem mobilen Heim auch sehr viel günstiger gestalten.

 

Mobiles Heim

Angenommen wird statt einer festen Wohnung also ein großes Wohnmobil oder Mobiles Heim (z. B. Allgemeines: https://www.tc.de/hausbau/hausbau-ratgeber/tiny-house.html, Preise: https://vital-camp-living.de/tiny-house/) / Wohnwagen + Zugmaschine, also meistens ein Auto (insgesamt ca. 100.000 € + Versicherung), möglichst mit Solaranlage für die Energiegewinnung und Wasserrückgewinnung /-reinigung statt einer üblichen 3-Zimmer-Mietwohnung in einer Großstadt (ca. 324.000 € für 30 Jahre). Bei all dieser mobilen Wohnausstattung und genügend Komfort sollte man allerdings besser von deutlich höheren Kosten ausgehen, da Luxus-Wohnmobile schnell an die halbe Million oder mehr heranreichen. Ein Lottogewinn wäre also hilfreich, wenn man keine Bank ausrauben möchte, reich geheiratet oder geerbt hat. Denn um so viel Geld zu verdienen hat man bald nicht mehr die Zeit zum langen Reisen.

Daher hier eine Mindestausstattung für ein mobiles Heim:

o   2 Betten                                                unbedingt!

o   Ausziehsofa mit Tisch                       sehr praktisch

o   Abgetrennte Toilette                         unbedingt!

o   Dusche                                                  sehr praktisch

o   Küchenzeile:

§  Spüle                                           unbedingt!

§  Kühlschrank                              unbedingt!

§  Kochplatten                               unbedingt!

§  Ofen = Heizung                         sehr praktisch

o   Verschließbare Schränken               unbedingt!

o   Waschmaschine                                  sehr praktisch

o   Ausziehbare Wäscheleine                sehr praktisch

o   Isolierten Wänden                              sehr praktisch

o   Solarpaneelen (Dach)                        sehr praktisch

o   Stauraum                                              immer praktisch

                      (z. B. für Klappstühle, Koffer, Klapptisch)

o  

 

Unterwegs wäre ein Stellplatz gut, gerade wenn man sich entschließt längere Zeit an einem Ort zu bleiben. Und wenn es sogar ein ganzes Jahr sein soll, wäre auch ein kleiner Garten zur Selbstversorgung nicht schlecht. Dafür wird hier einmal ein Garten von 500 m² Größe angenommen (vgl. Skizze unten). Wenn dieser jedes Jahr an einen neuen Nomaden übergeben würde, könnte die Bewirtschaftung nahtlos ineinander übergehen. So die nomadische Utopie. Das ist auch insofern fiktiv, da derzeit in Deutschland (noch) eine feste Wohnadresse angegeben sein muss. Und wenn man sich das Geld für die Unterhaltung eines Hauses oder gar einer überflüssigen Mietwohnung („Oh Graus“, wird sich der moderne Nomade dabei denken) sparen möchte, bleibt nur noch das Postfach. Das könnte im Notfall aber etwas eng werden, selbst wenn man aus Japan kommt. Ansonsten hilft nur die Abmeldung wegen Weltreise. Nur die Post wird ein Problem, und die Anmeldung von Kraftfahrzeugen, und die Anmeldung von Gewerben, ach und: der Abschluss von Verträgen mit Meldeadressenpflicht und natürlich fallen Wahlen flach – und die inländische Krankenversicherung erfordert Lösungskreativität. Die letzte Rettung sind dann noch Freunde oder Verwandte als Wohnadresse. Gut dran, wer sie hat! Und wer dann auch noch gewillt ist, sie mit seiner Post zu belästigen. Oder wer einen festen Wohnwagenstellplatz hat, auch das geht anscheinend. Dafür müssen auf einem Campingplatz noch die Nebenkosten für Strom, Wasser, Müll berappt werden und schon lebt man mobil. Wer nur ein Wohnmobil ohne extra Auto hat, kann auch die gemeinsame Fahrzeugnutzung erwägen (Carsharing). Das lohnt sich bis ca. 10.000 km / Jahr und reicht in Städten allemal für das Einkaufen, Kulturerlebnisse und sogar das tägliche Pendeln.

 

Energie

In Zukunft kann auch ein Elektroauto bzw. ein E-Wohnmobil mit Solaranlagen erwogen werden, um den eigenen Sprit- und Energieverbrauch zu senken. Bei 100 Wp (Kilowattpeak, also maximal mögliche Leistung an einem wolkenlosen Tag) pro m² und einer entsprechenden Speicherbatterie (wozu sogar das E-Auto verwendet werden könnte) wären min. ungefähr 40 m² Solarpaneele nötig um damit den kompletten Strombedarf einer Familie zu decken, wenn diese nicht mehr als 4 kWh pro Tag verbraucht. Mit modernen, stromsparenden Geräten ist das möglich, wenn man z. B. einen Laptop statt Desktop-PC benutzt, nur bei Bedarf WLAN anschaltet (z. B. nachts ausschaltet), wenig fernsieht, selten Staub saugt oder nicht auf voller Stufe kocht und backt (https://de.wikipedia.org/wiki/Wattstunde#Beispiele). Allein der Grundumsatz eines Haushaltes mit normalem Kühlschrank bzw. Gefrierschrank ist bereits ein kaum zu vermeidender Stromverbrauch.

Weitere regenerative Stromerzeugungen, die zukünftig auch im Garten möglich sind:

 - Biogasanlage (ca. 1.000 €)

 - Windbaum (noch zu teuer, ca. 2 kWh / Tag)

 - Strombojen (für den eigenen Fluss)

 - Muskelball (für unterwegs)

 - Abwasserstrom (inkl. Trinkwasseraufbereitung --> äußerst interessant, aber noch in Entwicklung)

 - (Kleinkläranlage: geklärtes Wasser, aber technisch noch nicht zur privaten, aktiven Energiegewinnung ausgelegt, wie z. B. aus Klärschlamm / Fäulnis)

 

Arbeit

Bei den Versicherungen wird’s dann schon bissiger. Vor allem die Krankenkasse haut ganz schön rein und hier ist gut beraten, wer - wie eingangs erwähnt - zumindest eine sozialversicherungspflichtige Anstellung oberhalb von 520 € pro Monat sein Eigen nennt (seien es bei Mindestlohn von 12 € / h auch nur ca. 11 Stunden pro Woche) und sich damit den Arbeitgeberbeitrag sparen kann, übrigens auch für Renten- und Pflegeversicherung. Die Sozialversicherungsbeiträge machen in dieser Rechnung nämlich schon fast zwei Drittel der gesamten Kosten aus! Doch man bedenke bei der allseits ungeliebten Arbeit: sie ist nicht nur finanziell wegen der Sozialversicherung vorteilhaft, sondern hält auch den Kopf fit und den Geist kritisch – außerdem sorgt sie für Sozialkontakte und teils zur Selbstverwirklichung, wenn man es richtig anstellt, Motivation und Glück hat.

 

b) gar nicht arbeiten, sondern nur Selbstversorgung:

 

Essen

Interessant wird es nun noch einmal mit dem Futter – dem eigenen. Denn natürlich kann man alles an Nahrung einkaufen, aber ein Teil der vorher erwähnten Arbeit und auch des Geldes kann aus der Eigenproduktion erwachsen: sei es der eigene Garten (als Kleingärtner), das Halten von Tieren (als Kleinbauer), das Fischen (als Angler) oder Jagen (als Jäger).

Brot bzw. Mehl, Milchprodukte müssten zugekauft werden. Statt Gerste selbst anzubauen lässt sich allerdings besser Mehl kaufen und daraus Brot backen, z. B. auch als Sauerteig, der neu angesetzt werden kann aus dem übrigen Anstellgut. Milchprodukte würden allerdings auch durch Ziegen- und Schafhaltung ermöglicht. Ziegen sind leichter zu halten und fressen praktisch alles, während Schafe zudem Wolle liefern. Bei weiterem Fleischbedarf ist auf das gesündere Wildfleisch zu verweisen, das in Freiheit und eher fern von Pestiziden gedeiht.

Auch Bienenzucht (Imkerei) kommt gerade wieder in Mode, was Gärtnern und Kleinbauern vor allem als Bestäubungshilfe dient. Allerdings ist der Aufwand und die Krankheitsanfälligkeit im Vergleich zum persönlichen Nutzen des Honigs eher gering - es sei denn man ist leidenschaftlicher Metliebhaber und will diesen auch selbst herstellen. In dem Zusammenhang ist auch die Wein-, Bier- und Schnapsherstellung zu erwähnen, von denen Wein noch am besten und einfachsten gelingt, während das Schnapsbrennen durch Fusel und vor allem unbeabsichtigte Methanolentstehung schon gefährlich werden kann und Bierbrauen bereits eine Wissenschaft für sich ist.

 

Markt (Madeira)
Markt (Madeira)

 

Um allerdings ehrlich zu sein: viel Ersparnis bringt es letztlich nicht und vor allem beim Jagen muss man ganz schön draufzahlen. Denn die Arbeitsteilung unserer modernen Gesellschaft sorgt bereits für eine äußerst effiziente Nutzung von gelernten Fähigkeiten in Form von erlernten Berufen. Als Nomade ist Jagd hierzulande ohnehin unpraktisch, weil nicht die Lizenzjagd, sondern die Revierjagd angesagt ist und dadurch ist man an einen Ort gebunden, den man auch zu hegen, also im weitesten Sinne zu bewirtschaften hat – wobei wir wieder beim Beruf wären. Allerdings lässt sich bei eigener Revierjagd auch durch den Verkauf von Wild (abhängig vom Pachtvertrag und dem Abschussplan) durchaus Geld verdienen. Lediglich als eingeladener Jagdgast wäre jedoch ein nomadisches Leben in Deutschland möglich, was allerdings auch wiederum Beziehungen zu den örtlichen Jägern und Jagdgemeinschaften an den jeweiligen Standorten voraussetzt. Gerade das ist für Nomaden aber meistens schwierig.

Das Jagen ist auch nicht mehr so einfach rechnerisch darzustellen, denn es kommt auf einige Faktoren an: mit oder ohne Hund? Pirsch, Ansitz mit Kanzel, Drück-, Treib- oder Fallenjagd? Traditionelle Jagd (gar mit Falken und Frettchen) oder effiziente Fleischerzeugung? Auf Niederwild oder Hochwild? Eigenes Revier oder nur ab und zu als Jagdgast? Extra Reisen für bestimmte Tierarten oder nur was einem vor die Flinte flitzt? Für alles eine extra Ausrüstung oder improvisierte Geräte? Edle Waffen mit Zielfernrohr, Nachtsichtgerät, Feldstecher oder ein geliehenes Schießwerkzeug (in anderen Ländern sogar ein selbstgebauter Bogen)? Trophäenherstellung und Präparation von Tieren oder ab damit in den Schredder (also die Tierkörperbeseitigung)?

Außerdem ist bei der Jagd zu beachten, dass es einige Grauzonen und teils widersprüchliche Gesetzeslagen im Waffenrecht und Jagdrecht gibt, aber auch Wildschadensansprüche von Landwirten drohen, die vor allem bei der Revierjagd teuer und zeitraubend werden können.

 

Tabelle 2: Jagdkosten

Kostenpunkt

Einmalig

Monat

Jahr

Einzelpreis

Quelle

Basis 

 

Jagdkurs

2.500 €

 

 

 

https://www.frankonia.de/

Jagdprüfung

300 €

 

 

 

https://www.frankonia.de/

Haftpflichtversicherung
pro Monat

 

3 €

30 €

 

https://www.gothaer.de/privatkunden/.../

Jagdscheingebühr
(3-Jahresschein)

 

3 €

42 €

 

https://buerger.thueringen.de/detail?pstId=354936

Jagdabgabe

 

7 €

83 €

 

ThJG § 27

Ausrüstung:

 

 

 

 

 

Waffe

1.500 €

 

 

 

https://www.frankonia.de/

Munition (20 Schuss / Jahr)

 

7 €

80 €

 

https://www.frankonia.de/

Zielfernrohr

1.000 €

 

 

 

https://www.frankonia.de/

Fernglas

500 €

 

 

 

https://www.frankonia.de/

Rucksack

100 €

 

 

 

  geschätzt

Messer

20 €

 

 

 

  geschätzt

Selbstständiges Jagen

 

Revierpacht
(5 €/ha, 500 ha)

 

208 €

2.500 €

 

https://www.agrowissen.de/de/...

ggf. Trophäenaufbereitung

 

 

 

 

 

ggf. Schadenersatz bei
Feldfrüchteausfall (vgl. Pachtvertrag)

 

 

 

 


Mitgliedsbeiträge
(Jagdgenossenschaft, etc.)

 

4 €

50 €

 

  geschätzt

Tierkörperbeseitigung
(z. B. bei Krankheiten, etc.) bis 20 kg: 5 €, bis 50 kg: 7,5 €

 

1 €

10 €

 

https://www.tierkoerperbeseitigung-thueringen.de/...

Fütterungen in Notzeiten

 

8 €

100 €

 

 

geschätzt

Kühlungseinrichtung (Kühlschrank) + Stromkosten

1.000 €

8 €

100 €

 

https://www.energie.gmx.net/strom/strom-ratgeber/...

Nachsuchgebühren

 

8 €

100 €

 

  geschätzt

Gastjagen

 

Abschussgebühren als Jagdgast
(Beispiel: Hirsch 2-4 Jahre)

 

 

 

1.000 €

https://www.ferienzeit-usedom.de/fileadmin/test/...

Ansitzgebühr pro Tag

 

 

 

75 €

https://www.ferienzeit-usedom.de/fileadmin/test/...

Nachsuche

 

 

 

100 €

https://www.ferienzeit-usedom.de/fileadmin/test/...

Hund

 

Hundeanschaffung
(1 Hund pro 10 Jahre)

 

6 €

70 €

 

https://djz.de/wp-content/uploads/sites/3/old_docs/...

Impfungen, Wurmkur (4x/Jahr), Chip

 

14 €

167 €

 

https://www.agrarheute.com/land-leben/...

Jagdhundeausbildung

 

4 €

50 €

 

https://djz.de/wp-content/uploads/sites/3/old_docs/...

Hundefutter

 

42 €

500 €

 

https://thueringenser.jimdofree.com/inhalte/...

Hundesteuer

 

8 €

100 €

 

https://www.comfortplan.de/wissen/hundesteuer

Hundeausrüstung (Leine, etc.)

1.000 €

8 €

100 €

 

 geschätzt

Hundehaftpflichtversicherung

 

4 €

50 €

 

 https://www.comfortplan.de/hundehaftpflicht/vergleich

Hundekrankenversicherung
Tierarzt

 

17 €

200 €

 

https://djz.de/wp-content/uploads/sites/3/old_docs/...

Zwinger + Pflege

1.000 €

4 €

50 €

 

  geschätzt

 

8.920 €

365 €

4.382 €

 

 

Revierjagd - komplett mit Hund (30 Jahre):

140.369 €

 

Revierjagd ohne Hund (30 Jahre):

102.774 €

 

Jagdgast

Grundkosten (z. B. Waffe, Ausrüstung, …) 

laufende Kosten pro Jahr (z. B. Versicherungen, Munition; ohne Hund)

Summe pro Jahr: 

Summe 30 Jahre:

1.175 €

 

5.920 €

 

152 €

 

7.247 €

 

45.724 €

 = Grundkosten + 30 x (laufende Kosten + Jagdgastkosten)

 

Wenn man es aber wollte, würde man als Jagdgast etwa 1.500 € pro Jahr und in der Revierjagd mit Hund etwa 4.700 € pro Jahr einrechnen müssen. Äquivalent würde man - hier das teuerste Fleisch vom Hirsch - einkaufen und käme damit bei einem Preis von 20 € / kg und einer Wildmahlzeit pro Woche (je 200 g Fleisch pro Person) 7-mal (verglichen mit einem Jagdgast) bzw. 23-mal (verglichen mit der Revierjagd mit Hund) günstiger weg. Jagd ist also mehr ein Hobby als ein einträglicher Nebenerwerb. Beim Angeln würde man übrigens bei etwa 700 € Jahreskosten für eine Fischmahlzeit pro Woche (je 200 g Fisch pro Person) - hier Forelle - und mit einem Preis von 12 € / kg das 5-Fache als den Ladenpreis für den Fisch ausgeben.

 

Tabelle 3: Angelkosten

Kostenpunkt

einmalig

Jahr

30 Jahre

Quelle

Basis

 

Angelkurs inkl. Prüfung

150 €

 

 

https://fishing-kinghelp.zendesk.com/hc/de/articles/...

Fischereischein A (Gebühr auf Lebenszeit)

45 €

 

 

https://fishing-kinghelp.zendesk.com/hc/de/articles/...

Fischereiabgabe

200 €

 

 

https://fishing-kinghelp.zendesk.com/hc/de/articles/...

Fischereierlaubnisschein (Angelkarte)

300 €

9.000 €

https://aks.angelkarten-thueringen.de/verkauf.php

Ausrüstung

https://fishing-kinghelp.zendesk.com/hc/de/articles/...

Angelrute + Kurbel/Rolle + Schnur (Verbrauch)

160 €

225 €

6.750 €

https://www.netzwerk-angeln.de/angeln/...

Köder (10 Blinker, 10 Spinner, 5 Gummifische)

115 €

3.450 €

https://www.netzwerk-angeln.de/angeln/...

Restliches (Eimer, Kescher, Kühlbox, Messer,

Maßband, Waage, Hakenlöser, Betäuber, Schwimmer, etc.)

100 €

 

 

geschätzt

Summe

655 €

640 €

 

 

Gesamt

 

1.295 €

19.855 €

 

 

Garten:

Ein Garten zur Selbstversorgung bindet wiederum an eine bestimmte Stelle, außer es stehen jährlich mietbare Gärten zur Nutzung zur Verfügung mit entsprechenden Stellplätzen für das Wohnmobil / Mobilhaus.

Wenn ca. 50 % des jährlichen Nahrungsmittelbedarfs gedeckt werden kann und vorausgesetzt das Wetter zeigt optimale Bedingungen (genug Regen, genug Sonne, keine Extreme / Naturkatastrophen wie Dürren, Überschwemmungen, Hangrutsche, Stürme, Vulkanausbrüche, etc.), können die Lebenshaltungskosten eventuell etwa um die Hälfte gesenkt werden. Dafür wird angenommen, dass ca. 100 m² des Gartens für Geflügel genutzt wird, ca. 50 m² für den Stellplatz und evtl. die Zugmaschine (das Auto / Pickup, LKW, Lastenrad, Maultiere, usw.) und abzüglich Wege und ca. Obstbäumen bis 300 m² für den Anbau mit Gemüse bleiben. Für eine vollständige Selbstversorgung müsste die Gartengröße ca. 80 m² pro Person betragen. Idealerweise können Samen oder Kartoffeln oder Zwiebeln selbst gezogen werden, wobei allerdings bei manchen Arten wie Zucchini, Kürbis und anderen Arten abgeraten wird, da diese durch Rückkreuzungen gefährliche Inhaltsstoffe bilden können.

Bei der Anlage eines Stellplatzes kann die Aussicht auf die eigene Arbeit und das wachsende Grün genutzt werden, indem die breite Fläche vorne zum Garten hinzeigt, je nach sonstigem Ausblick in der Umgebung. Eine breite Einfahrt zum Rangieren ist zu beachten und sollte bei der gezeigten Abbildung zumindest 3 m, besser 4 m betragen, kann aber auch kleiner sein, wenn der Stellplatz mit der kurzen Fläche zum Garten zeigt. Dort kann dann auch ein Geräteschuppen stehen, der z. B. Harke, Hacke, Säge, Mistgabel, Schaufel, Spaten, Ast- und Gartenschere, Sense, Leiter, Axt, Hammer, Schraubendreher, usw. umfasst. Anschlüsse für Strom- und Telefonanschluss (für Internet) sowie Wasser und Abwasser sollten vorhanden sein, wenn man langfristiger leben und wirtschaften will. Manches lässt sich auch bequemer und effizienter mit einem Gartenschlauch oder mit elektrischen Geräten erledigen.

Gartenaufteilung
Beispiel-Gartenaufteilung auf 500 m²

 

Die Obst- und Gemüseaufteilung (inkl. Kräuter) ist hier schematisch dargestellt und orientiert sich am Boden und am regionalen Klima sowie an weiteren Spezifika wie der Hangneigung. Ideal vor allem in zukünftig erwarteten trockenen, heißen Sommern ist eine Verteilung von Bäumen über den Beeten („Agroforst“), da dadurch mikroklimatisch die Oberflächenrauigkeit erhöht und die Verdunstung wertvollen Wassers gesenkt wird. Außerdem spenden Bäume Schatten, wodurch zwar nicht die maximale Sonneneinstrahlung in das darunter liegende Gemüse gesteckt wird, die Gemüsepflanzen in heißen Sommern aber auch nicht so schnell verbrennen. Zudem wandert die Sonne über den Tag, so dass die Gemüsepflanzen trotzdem noch Licht abgekommen. Bäume führen über Stammabfluss und Kronentraufe auch dem Boden Regenwasser zu, erhöhen die Biodiversität und bieten Platz für Nützlinge wie Vögel zur Insektenvertilgung.

Wer Platz hat kann verschiedene Sorten anbauen, was insbesondere bei Obst interessant ist, um Ernteausfälle zu kompensieren und frühe und späte Sorten zu kombinieren, um sich länger übers Jahr versorgen zu können. Außerdem sollten bestimmte Pflanzen gemeinsam gepflanzt werden, um Synergien zu nutzen und Schädlingen besser vorzubeugen (vgl. z. B. https://www.wurzelwerk.net/gemuesegarten/pflanzplan-erstellen/mischkultur/) und es sollte Fruchtfolgen (z. B. https://www.wurzelwerk.net/gemuesegarten/pflanzplan-erstellen/fruchtfolge/) geben.

Vorschläge für Obstsorten (Büsche und Bäume) wären:

- Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Erdbeeren (aber als Beete). Brombeeren sind zwar schön zu naschen, aber die Pflanze vermehrt sich einmal angepflanzt schnell und ziemlich unkontrollierbar überall und muss ständig zurückgestutzt werden, um nicht alles zu überwuchern. Mittlerweile werden durch den Klimawandel auch Pfirsiche und Aprikosen erntereifer und wer es exotisch mag und über die passenden Bedingungen verfügt kann sich auch an Aronia, Kiwi / Kiwibeeren, Guaven, Passionsfrüchte / Maracuja, Mandeln, Orangen usw. probieren. Allerdings ist für solche Früchte dann doch oft noch ein Wintergarten für die kältere Jahreszeit erforderlich. Außerdem können Haselnüsse und Walnüsse gut eingebunden werden und an lichtdurchlässigen Stämmen oder an Zäunen kann auch Wein ranken.

- Obstbäume sollten mit Bedacht gepflanzt werden, da sie einige Jahre stehen sollen und oft einige Jahre brauchen, bevor sie Früchte tragen! Daher ist hier besonders auf umgebende Bedingungen wie Schattenwurf oder potentielle Wirtspflanzen für Pilze zu achten (z. B. trägt Wacholder oft den Birnengitterrost (ein Pilz) in sich, der sämtliche Birnen vernichtet. Daher braucht in der Nähe von Gärten mit Wacholdern keine Birne gepflanzt zu werden).

An Gemüse eignet sich gut:

- Tomaten, Kartoffeln, Salate, Erbsen, Bohnen, Spinat, Lauch / Porree, Möhren, Gurken, Kürbis, Zucchini, Rettich, Pastinaken, Spargel, Schwarzwurzel, Rote Beete, Rhabarber, Radieschen oder verschiedene Kohlsorten wie Kohlrabi. Beim Tobinambur ist ähnlich wie bei der Brombeere darauf zu achten, dass einmal angebaut diese Art aus dem Garten kaum wieder zu entfernen ist.

- Beliebte Kräuter sind Petersilie, Basilikum, Schnittlauch, Thymian, Knoblauch, Zwiebeln, Fenchel, aber auch Senf, Oregano, Kümmel, Zitronenmelisse, Minze, usw. Wenn man Interesse am Mischen von Salben und Tinkturen hat, können auch Heilkräuter angebaut werden.

- Mischkulturen und Fruchtfolgen sind hier für gute und langfristige Ernten zu beachten und können verschiedentlich im Internet recherchiert werden.

- Vor Austrocknung auf den Beeten und zur Vorbeugung von Unkrautwuchs nützt auch Mulch.

 

Ein Kompost ist ebenfalls dringend nötig für die Selbstversorgung, wenn man nicht ständig frische Erde nachkaufen will. Der Kompost kann eigentlich nie groß genug sein, ist aber natürlich auch eine Geruchsbelästigung und sollte daher nicht direkt am Stellplatz liegen. Wichtig ist einen Kompost nie zu überdachen und wasserdicht zu machen, da Wasser essentiell für die Bodenbildungsprozesse der Mikroorganismen ist. Auch häufiges Umschichten ist nicht notwendig, da sonst die gebildete Wärme entweicht. Eine Aufteilung in zwei Kammern ist dagegen sinnvoll, um zwei verschiedene Kompoststadien zu erreichen sowie um einmal im Jahr umzuschichten und den gebildeten Boden von unten hervorholen und auf den Beeten nutzen zu können.

Wer nicht so viel Gemüse anbauen möchte, kann auch über eine größere Rasenfläche nachdenken. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass der Rasen nicht zu kurz gemäht werden sollte, da es sonst zu einer hohen Verdunstung von Wasser aus dem Boden kommt (wegen der oben angesprochenen niedrigeren Oberflächenrauigkeit) und dass deutlich weniger Insekten heimisch sind, weil die Blüten der Gräser und Beikräuter fehlen. Gleichzeitig ist eine höhere Anzahl von Insekten und vor allem verschiedenere Insektenarten eine deutliche Hilfe für die Bestäubung von Obst- und Gemüsepflanzen und gegen Schädlinge. Zwei bis dreimal pro Jahr auf ca. 10 cm Länge runter mähen reicht völlig. Falls der Rasen nicht zum Spielen, Wäschetrocknen oder anderem Aufenthalt genutzt werden soll, muss er auch gar nicht gemäht werden, um eine Wildkräuterwiese zu ermöglichen. Ebenso kann um das gesamte Grundstück auch eine Hecke gepflanzt werden, die gleichzeitig Sichtschutz und Schatten spendet sowie auch für Tiere wie Igel und Vögel als Rückzugsort interessant ist.

Die Freifläche für Hühner kann mit Gras versehen werden, wobei zu beachten ist, dass nicht viel Gras übrig bleiben wird, da Hühner viel scharren. Die Hühnerfläche kann wahlweise auch ans andere Gartenende verlegt werden, um mehr Grünausblick zu haben. Der Stall ist vor allem nachts wichtig, um den Hühnern Schutz vor Beutegreifern und Räubern zu bieten, sowie in besonders kalten Wintern eine windgeschützte Zuflucht zu ermöglichen. Ein Zaun hindert Hühner daran sämtliche Beete unfreiwillig umzugraben oder abzufressen.

 

Lohnt sich Selbstversorgung?

Wie man an der Bilanz allerdings sieht, ist eine umfangreiche Selbstversorgung mit Garten, Angeln und Jagen am teuersten es sei denn, man verkauft seine übrigen Produkte. Das entspräche dann dem Einkommenserwerb, abhängig vom Ernte- und Jagderfolg. Hierbei wird allerdings davon ausgegangen, dass nicht sämtliche Nahrung und Kleidung selbst hergestellt werden kann, weil v. a. die Anbaufläche in einem Standardgarten mit 500 m² zu klein ist, um sich bzw. die Familie ganzjährig davon zu versorgen. Zu bedenken ist auch die Notwendigkeit einer kühlen und dunklen Lagerfläche wie z. B. ein Keller. Hinzu kommt die aufwendigere Bewässerung, welche in Zukunft durch Klimawandel bedingte Trockenheit zu erwarten ist. Günstiger wird es, wenn man ein eigenes Fischgewässer oder Jagdwald besitzt, da sich hier die Pachtkosten sparen lassen und gleichzeitig Wasser zur Bewässerung und Holz zum Feuern und Bauen gewinnen lässt.

Wie haben die Menschen das früher also gemacht? Im Mittelalter gab es meist z. B. kein Jagdrecht oder nur eingeschränkte Fischerei. Selbst das angebaute Gemüse und das Getreide konnte man oft nicht selbst behalten, sondern musste einen großen Teil an den Lehensherren abtreten. Ein wenig Haferbrei als einfachste und billigste Nahrung war für viele das alltägliche Mahl. Schon Brot galt vielen als Luxus und Mangelernährung war vorprogrammiert. Geschichtlich noch früher in der Archaik gab es natürlich keine Kosten für Ausrüstung, Mitgliedsbeiträge oder Wissensvermittlung. Dafür musste alles mühsam und unter Todesgefahren erlernt werden oder wurde mit Glück in der Familie weitergegeben.

Die Spezialisierung in Berufen bietet daher den Vorteil bereits kundig verarbeitete Naturerzeugnisse von Fachleuten kaufen zu können. Und Geld vereinheitlicht den Tauschwert, so dass man nur genügend Geld braucht, wenn man alles will – also die Vorteile des nomadischen Lebens und der sesshaften Selbstversorgung. Am Ende aber liegt der Grund für viel benötigtes Geld in den Sozialversicherungen versteckt, die allen voran mit der verpflichtenden Krankenversicherung das Minus im Kapital erzeugt. Denn so viel wie man für Nahrungsmittel, Kleidung und Dinge des täglichen Bedarfs ausgibt, kostet es im Krankheitsfall von der Gemeinschaft unterstützt und ärztlich behandelt zu werden. Ein kleiner Ausweg für manche ist die Familienkrankenversicherung, doch dazu muss man verheiratet und der Partner erwerbstätig sein (also mindestens 11 h die Woche arbeiten bzw. 520 Euro / Monat verdienen, siehe a)). Gäbe es ein bedingungsloses Grundeinkommen inklusive allgemeiner Krankenversicherung, könnte man sich dagegen ohne Verschuldung selbst versorgen. Im Übrigen ist eine Selbstvorsorge nicht nur im Interesse eigener Autarkie überlegenswert, sondern auch von der Bundesregierung empfohlen. Könnte das nicht ein Ziel der modernen, sozialen, gerechten und nachhaltigen Gesellschaft sein?

 

c) Weltumsegelung

Segeln um die Welt
Segeln um die Welt

Und was ist mit der Weltumsegelung? Ein eigenes Segelboot und los geht’s – jenseits aller Grenzen über die Ozeane. Das zuhause ist gleich mit dabei und Straßen braucht es nicht. Auch das ist möglich. Allerdings muss man dann alle Nahrung zukaufen, außer vielleicht den Fisch, Algen und Meeresfrüchte.

In der Bilanz ist die Welt zu umsegeln, während man aus der Ferne halbtags arbeitet, sogar nicht mal besonders schlecht, im Vergleich mit der Selbstversorgung – kommt aber auch nicht an die positive Bilanz des Lebens im Wohnmobil oder Mobilhaus heran. Und auch hier gilt wieder: je nach Luxuriösität der Ausstattung steigt der Anschaffungspreis einer Jacht enorm. Reparaturen sind dabei ebenfalls ein großer Kostenposten, sowie Liegegebühren (selbst bei Kurzzeitaufenthalten einmal die Woche im Hafen) und Versicherung. Dafür sind die Steuern vernachlässigbar und es ist weniger Treibstoff nötig, vorausgesetzt man nutzt regelmäßig die nachhaltige Energiequelle Wind und segelt meistens selbst – was ja auch den eigentlichen Reiz dieses Sports ausmacht.

Dafür ist man noch mobiler als mit einem Wohnwagen und meist weit von Krisen und örtlichen Querelen entfernt. Nomadischer geht’s im Grunde nicht – zumindest auf dem Planeten Erde.