Der Wanderer

 

Freie Übersetzung

 

("The Wanderer", zitiert aus Wikipedia: ein altenglisches Gedicht aus dem 10 Jhdt., z.T. in Tolkiens "Der Herr der Ringe" verarbeitet:

"Der Sprecher, ein Mann fortgeschrittenen Alters, erinnert sich in diesem Gedicht der frohen Tage, die er im Dienst eines Herren verbracht hat, und der Schlachten und Schicksalsschläge, die ihn seiner Sippe beraubten. Er denkt über seine Isolation als letzter seines Geschlechts nach und spricht sich dafür aus, dass der Krieger überlegte Entscheidungen treffen soll, sich weder von Habgier noch von Jähzorn zu Handlungen hinreißen lassen, die ihn und seine Sippe auf lange Sicht dem Untergang weihen.")

Oft der Einsame da findet

Gnade für sich selbst begründet –

die Gnade des Herrn,

obwohl er schwerlich wie ungern

muss lange eingereiht

verbringen seine Zeit

entlang den Flüssen,

(entlang) eiskalter Seen,

die Pfade des Exiles gehen.

5         Ereignisse geschehen immer als sie müssen!

 

 

So erzählte der Wanderer,

wachsam der Nöten anderer,

vom wilden Schlachten

und dem Fall der Trachten:

 

 

Oft sprach ich allein von meinen Sorgen,

vor der Dämmerung jeden Morgen.

10       Es gibt niemanden mehr,

zu wem ich klar wage,

tiefste Gedanken zu äußern, der

könnt’ hören meine Klage.

Ich weiß es wohl,

dass gar edel es sein soll

seine Weisheiten und besten Seiten

sicher zu verwahren,

mit lautem Spruche gut zu sparen

behüten muss die Schätze still,

doch zu denken wie man will.

15       Der träge Geist

kann Schicksal nicht trutzen

noch ist strenger, bedachter Verstand (umkreist)

von großem Nutzen.

So, wer nach Ruhme strebt

wo sich eine düstre Ahnung

sicher in der Brust erhebt,

wird ewig Jammer pflegen.

So werde ich erleben,

häufig elend und ergeben,

20       der der Heimat ist beraubt,

nicht mehr an alte Ahnen glaubt

sein Innerstes wohl binden müsste;

seit ich vor langen Jahren

musst meinen Herrn

in Dunkelheit der Erd verwahren

und nun fern ab dieser quälend Küste

über vereiste Wellen reiste

25       suchend, besorgt über fehlend triste

Erinnerungen, wollte ich erfahren

von einem Boten des Bewahrenden,

ob nah ob fern wohl ein jemand

der ew’gen Hallen mein Volke kannt’

oder erheitern wollt mit Freuden

den einsam Wandernden, mich

an ihn ein wenig Trost vergeuden.“

Der weiß, der versuchte sich

30       mit grausam Leid zum Begleit,

der hat nur wenig gute Freunde:

Der Pfad des Exils hält ihn,

wo nicht überall ist Gold zu haben,

der eingefrorene Geist beschützt ihn,

nicht der reichlich Erde Gaben.

Er erinnert sich der Sagen

über Odins Krieger

und das Weitertragen

des Schatzes der Sieger

wie man ihm frönte,

35       wie in Jugendzeiten

sein Herr ihn eingewöhnte

und sie sich am Schmaus erfreuten.

Alle Freude ist gestorben!

 

 

 

 

Er weiß es schon lang,

muss dennoch entbehr’n

der Räte seines geliebten Herrn:

Schlaf und Kummer binden ihn an,

40       binden beide fest zusammen

den elenden Einsamen.

Er denkt daran

seinen Herrn zu küssen, zu umarmen,

mit Kopf und Händen liegend in dessen Schoß,

wie manches Mal in alten,

längst vergangnen Tagen

als er den Ehrenplatz genoss.

45       Erneut erwacht der Mann ohne Freunde,

sieht, was er noch nicht versäumte,

sieht, wie brache Wellen schäumten,

sich Seevögel zum Bade einten,

wie Frost und Schnee entsteht

und auch Hagel nieder geht.

 

 

 

 

 

Dann fühlt er schwerere Schmerzen,

bereitet durch Wunden im Herzen,

50       errungen durch tiefes Verlangen

nach dem Herrn.

Wieder erstarkt das Bangen

wenn der Geist blickt in der Fern’

das Vermächtnis der Ahnen;

und mit wehenden Fahnen

begrüßt er, musterst sie eifrig,

die Gefährten der Mannen

schon tritt er vor, ergreift sich

doch sie schwimmen von dannen.

Soweit man weiß

bringt keines Seemannes Geist

55       wieder viel mit zurück.

Erneut tritt Sorge und Schmerz

anstelle von Glück

für, wessen müdes Herz

über tobende Wellen reist.

 

 

 

Doch tatsächlich weiß ich nicht

weshalb mein Geist nicht düster wird

wenn er aus reiner Menschensicht

60       weltweit doch nur um andre irrt,

und sieht als er kommt näher ran

wie plötzlich all den Saal verließen,

verlassen ist der stolze Than.

Auf diese Weise muss verdrießen

die mittlere Erd’, sie fällt in Wahn,

ein wenig jeden Tag nur.

Deshalb kann klug noch nicht sich nennen

65       der zu wenig Winter erfuhr.

Ein weiser Mann jedoch wird kennen,

was es heißt geduldig sein,

darf nicht zu hastig urteilen,

noch redet er dem andern rein,

noch in Ängsten lang verweilen,

noch zu heftig,

noch zu heiter,

noch ein schwacher Krieger sein,

noch zu gierig, immer weiter,

noch zu schnell bei Prahlereien,

bevor er durchschauen kann den Schein.

70       Ein Mann muss warten

bis er Eide spricht,

dass der Stolz nicht bricht

worum sich einst Ideen scharten,

eh sie und eine frisch Absicht

in eine einzige Richtung starten.

Ein weiser Held muss den Schrecken erblicken,

wenn aller Reichtum dieser Welt vergeht,

75       wie jetzt schon allseits manch Mauer steht,

vom Wind verweht,

mit Frost belegt,

Bauten, von Sturm erregt.

Der Saal zerfällt,

ihre Herren liegen dar nieder

ihre Heiterkeit zerschellt,

Truppen fallen, bitter

80       ein Wall in die Flur gestellt.

Krieg entriss einige dem Leben,

trug sie auf ihren Wegen,

einen nahm der Vogel fort

über dem tiefen Meere,

mit einem teilte der Graue Wolf den Tod,

einen begrub der Traurige in Ehre.

85       Und so zerstörte er diese Stadt,

Er, Schöpfer von Männern,

bis sie keinen Klang mehr hat,

keiner Bewohner erinnern,

bis alte Werke von Giganten

nun nur noch nutzlos standen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Er, der dachte klug auf diesem Grund

und drang tief in dieses dunkle Leben,

grübelte mit weisem Wissensfund

90       erinnerte sich an viele Beben

und sprach:

 

 

 

 

 

„Wohin ist das Pferd? Wo der Reiter?

Wo ist des Schatzes Herd?

Wo sind die Tafelplätze der Streiter?

Wo sind die Gelage im Saal?

95       Wehklage für den hellen Pokal!

Wehklage für den geschickten Krieger!

Wehklage für die Pracht des Prinzen!

Wie diese Zeit vergangen so erliegt er,

unter dem Mantel der Nacht

und wird mit ihnen verschwinden,

mit jenen, denen man einst gedacht

als ob es niemals ist geschehen.

In den Spuren der geliebten Truppen

sieht man einen Wall dort stehen,

wundersam hoch,

schlangengleich kroch

er sich hinauf zu Bergeskuppen.

Durch Ruhm der Speere

wurden die Krieger genommen,

des Schicksals trächtige Schwere,

100     Waffen, vom Schlachten benommen

und Stürme schlagen diese felsig Erde,

Fallender Frost fesselt die Klippen,

Vorzeichen eines Winters Tücken,

Dann kommen Dunkelheiten,

Nachtschatten sie binden,

vom Norden her raue Hagel künden

105     gegen Männer geartete Böswilligkeiten.

Alles in diesem Reiche

ist beschwerlich,

die Wende der Vergleiche

ist entbehrlich,

jedoch stündlich

ändert sie die Welt

unter den Himmeln gründlich.

Hier vergeht das Geld,

hier vergeht der Freund,

hier vergeht der Größte,

hier vergeht der Nächste,

110     aller Grund der Welt

wandelt sich, verfällt.“

 

 

 

So sprach der Erfahrene aus seinem Wissen

Als er abseits im hohen Gericht hat sitzen müssen.

Gut ist er, konnte seinen Glauben bewahren,

Und ein Krieger darf niemals übereilen

seinen Kummer zu verteilen,

außer er hat schon die Heilung erfahren -

Ein Held hat zu handeln mit Mut.

Das ist besser für den der nach Gnade sucht,

115     nach Trost vom Himmelsvater lugt,

wo, für uns, all Ewigkeit ruht.

 

Oft him anhaga     

are gebideð,
metudes miltse,        

þeah þe he modcearig
geond lagulade        

longe sceolde
hreran mid hondum        

hrimcealde sæ,

5         wadan wræclastas.

 

Wyrd bið ful aræd!
Swa cwæð eardstapa,        

earfeþa gemyndig,
wraþra wælsleahta,        

winemæga hryre:
 

"Oft ic sceolde ana        

uhtna gehwylce
mine ceare cwiþan.        

Nis nu cwicra nan

10       þe ic him modsefan        

minne durre
sweotule asecgan.        

Ic to soþe wat
þæt biþ in eorle        

indryhten þeaw,
þæt he his ferðlocan        

fæste binde,
healde his hordcofan,        

hycge swa he wille.

15       Ne mæg werig mod        

wyrde wiðstondan,
ne se hreo hyge        

helpe gefremman.
Forðon domgeorne        

dreorigne oft
in hyra breostcofan        

bindað fæste;
swa ic modsefan        

minne sceolde,

20        oft earmcearig,        

eðle bidæled,
freomægum feor        

feterum sælan,
siþþan geara iu        

goldwine minne
hrusan heolstre biwrah,        

ond ic hean þonan
wod wintercearig        

ofer waþema gebind,

25       sohte sele dreorig        

sinces bryttan,
hwær ic feor oþþe neah        

findan meahte
þone þe in meoduhealle        

min mine wisse,
oþþe mec freondleasne        

frefran wolde,
weman mid wynnum.”        

Wat se þe cunnað,

30        hu sliþen bið        

sorg to geferan,
þam þe him lyt hafað        

leofra geholena.
Warað hine wræclast,        

nales wunden gold,
ferðloca freorig,        

nalæs foldan blæd.
Gemon he selesecgas        

ond sincþege,

35       hu hine on geoguðe        

his goldwine
wenede to wiste.        

Wyn eal gedreas!

 

Forþon wat se þe sceal        

his winedryhtnes
leofes larcwidum        

longe forþolian,
ðonne sorg ond slæp        

somod ætgædre

40       earmne anhogan        

oft gebindað.
þinceð him on mode        

þæt he his mondryhten
clyppe ond cysse,        

ond on cneo lecge
honda ond heafod,        

swa he hwilum ær
in geardagum        

giefstolas breac.

45       ðonne onwæcneð eft        

wineleas guma,
gesihð him biforan        

fealwe wegas,
baþian brimfuglas,        

brædan feþra,
hreosan hrim ond snaw,        

hagle gemenged.

 


þonne beoð þy hefigran        

heortan benne,

50       sare æfter swæsne.        

Sorg bið geniwad,
þonne maga gemynd        

mod geondhweorfeð;
greteð gliwstafum,        

georne geondsceawað
secga geseldan.        

Swimmað eft on weg!
Fleotendra ferð        

no þær fela bringeð

55       cuðra cwidegiedda.        

Cearo bið geniwad
þam þe sendan sceal        

swiþe geneahhe
ofer waþema gebind        

werigne sefan.

 

Forþon ic geþencan ne mæg      

geond þas woruld
for hwan modsefa        

min ne gesweorce,

60       þonne ic eorla lif        

eal geondþence,
hu hi færlice        

flet ofgeafon,
modge maguþegnas.        

Swa þes middangeard
ealra dogra gehwam        

dreoseð ond fealleþ,
forþon ne mæg weorþan wis    

wer, ær he age

65       wintra dæl in woruldrice.        

Wita sceal geþyldig,
ne sceal no to hatheort        

ne to hrædwyrde,
ne to wac wiga        

ne to wanhydig,
ne to forht ne to fægen,        

ne to feohgifre
ne næfre gielpes to georn,        

ær he geare cunne.

70        Beorn sceal gebidan,        

þonne he beot spriceð,
oþþæt collenferð        

cunne gearwe
hwider hreþra gehygd        

hweorfan wille.
Ongietan sceal gleaw hæle        

hu gæstlic bið,
þonne ealre þisse worulde wela        

weste stondeð,

75        swa nu missenlice        

geond þisne middangeard
winde biwaune        

weallas stondaþ,
hrime bihrorene,        

hryðge þa ederas.
Woriað þa winsalo,        

waldend licgað
dreame bidrorene,        

duguþ eal gecrong,

80        wlonc bi wealle.        

Sume wig fornom,
ferede in forðwege,        

sumne fugel oþbær
ofer heanne holm,        

sumne se hara wulf
deaðe gedælde,        

sumne dreorighleor
in eorðscræfe        

eorl gehydde.

85        Yþde swa þisne eardgeard        

ælda scyppend
oþþæt burgwara        

breahtma lease
eald enta geweorc        

idlu stodon.

 

Se þonne þisne wealsteal        

wise geþohte
ond þis deorce lif        

deope geondþenceð,

90       frod in ferðe,        

feor oft gemon
wælsleahta worn,        

ond þas word acwið:

 

"Hwær cwom mearg? Hwær cwom mago?        

Hwær cwom maþþumgyfa?
Hwær cwom symbla gesetu?     

Hwær sindon seledreamas?
Eala beorht bune!        

Eala byrnwiga!

95       Eala þeodnes þrym!        

Hu seo þrag gewat,
genap under nihthelm,        

swa heo no wære.
Stondeð nu on laste        

leofre duguþe
weal wundrum heah,        

wyrmlicum fah.
Eorlas fornoman        

asca þryþe,

100     wæpen wælgifru,        

wyrd seo mære,
ond þas stanhleoþu        

stormas cnyssað,
hrið hreosende        

hrusan bindeð,
wintres woma,        

þonne won cymeð,
nipeð nihtscua,        

norþan onsendeð

105     hreo hæglfare        

hæleþum on andan.
Eall is earfoðlic        

eorþan rice,
onwendeð wyrda gesceaft        

weoruld under heofonum.
Her bið feoh læne,        

her bið freond læne,
her bið mon læne,        

her bið mæg læne,

110     eal þis eorþan gesteal        

idel weorþeð!"

 

 

 

 

 

Swa cwæð snottor on mode,    

gesæt him sundor æt rune.
Til biþ se þe his treowe gehealdeþ,        

ne sceal næfre his torn to rycene
beorn of his breostum acyþan,  

nemþe he ær þa bote cunne,
eorl mid elne gefremman.        

Wel bið þam þe him are seceð,

115     frofre to fæder on heofonum,    

þær us eal seo fæstnung stondeð.